Friedenau – Es begann im Jahr 1871

Schon vor 150 Jahren war es in Berlin nicht einfach, eine Wohnung zu finden! Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs trat in Berlin eine große Wohnungsnot ein, die zu Bauvorhaben führten, die weit über das Kerngebiet Berlins hinaus reichten.

Damals war die Gegend des heutigen Friedenaus noch komplett ländlich. Spöttisch wurde sie so beschrieben: „Nur Jejend, nischt als Jejend“. Dem Visionär Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde ist es zu verdanken, dass das Land vor den Toren Berlins urbar gemacht wurde.

Unter der Federführung David Borns wurde mit der Gründung des „Landerwerb-und Bauverein auf Aktien“ am 9. Juli 1871 der Grundstein für die Umsetzung der Carstennschen Idee und die Entstehung Friedenaus gelegt.

Aufruf von David Born zur Beteiligung am „Landerwerb- und Bauverein auf Aktien“ in der „Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung“ vom 21. Mai 1871:

Zur Wohnungsfrage

Durch die projektirten Pferdebahnen sind die Bestrebungen, welche die Bebauung der Umgegend Berlins seit Jahren bezwecken, ungemein erleichtert worden; daher ist es mir möglich, den vielen an mich ergangenen Aufforderungen, endlich mit der Gründung eines Bauvereins vorzugehen, jetzt nachkommen zu können.

Es ist mir nämlich infolge meiner seit Jahren in der Presse und in öffentlichen Versammlungen fortgesetzten Bemühungen gelungen, für Bestrebungen die nöthigen Unterstützungen zu finden. Ein Großgrundbesitzer, der sich für die Sache interessirt, hat mir ein Areal von 40 Morgen zum Zwecke der Parzellierung und Bebauung — aber nur für eine Baugesellschaft — zu einem sehr billigen Preise zur Verfügung gestellt. Das Areal, eine Stunde vom Mittelpunkt der Stadt, jetzt schon günstig an Eisenbahn und Chaussee im Westen von Berlin gelegen, wird von einer der projektirten Pferdebahnen durchzogen werden und eignet sich für Bebauung und für Gärten ganz vorzüglich. Aber nur einer Baugesellschaft will der Besitzer den billigen Preis und außerdem günstige Bedingungen stellen, dagegen aber stellt er seinerseits die Anforderung, daß keine Fabriken, keine hochstöckigen Miethsäuser und Proletarier-Wohnungen dort gebaut werden dürfen.

Demnach ersuche ich Diejenigen, welche sich bei einer solchen Baugesellschaft betheiligen wollen, um gemeinschaftlich Wohnhäuser und die dazu passenden Gärten vermittelst einer Summe, welche die jetzt zu zahlende jährliche Miethe nicht übersteigt, zu erwerben, mir dies recht bald mitzutheilen, es soll dann eine Versammlung der Angemeldeten einberufen werden. Beamten, Pensionirten, Lehrern, Künstlern, Literaten und allen Denen, deren Einkommen nicht so rasch und in gleichem Maße als die Wohnungsmiethe steigt, kann ich das Unternehmen auf das Angelegentlichste empfehlen.”

Offizielle Begründung der Landgemeinde

Auf Erlass des Deutschen Kaisers Wilhelm I. wurde am 9. November 1874 die Landgemeinde offiziell begründet und erhielt den Namen Friedenau.

Zunächst war das Gebiet als Villenvorort für Literat_innen, Künstler_innen, Autor_innen aber auch für Pensionäre geplant. Die Stadtvillen durften nicht mehr als zwei Stockwerke aufweisen und hatten alle einen Vorgarten sowie einen größeren Garten hinter dem Haus.

Durch den weiterhin großen Wohnraummangel in Berlin wurde 1887 jedoch eine neue Bauordnung von der preußischen Regierung erlassen und anstelle von weiteren Villen wurden nun Mietshäuser mit bis zu fünf Stockwerken errichtet. Auch heutzutage ist das Bild von Friedenau durch den Mix dieser zwei Bauarten geprägt und in fast allen Straßen ist auch heute noch die Anlage von Vorgärten verpflichtend.

Historische Orte, die Friedenau noch heute prägen:

Die (alte) Bahnhofshalle wurde 1874 das erst Mal von auf die Wannseebahn wartenden Gästen genutzt und bietet heute noch einen tollen Raum für Veranstaltungen.

Die Grundsteinlegung zur Kirche zum Guten Hirten fand im Jahr 1891 statt. Die unter Denkmalschutz stehende Kirche auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz, der als Mittelpunkt Friedenaus angelegt wurde, ist für viele Friedenauer_innen damals wie heute ein bedeutender Ort der Begegnung.

Ein weiterer wichtiger Orientierungspunkt ist das Rathaus Friedenau. Das Rathaus wurde 1917 offiziell eröffnet. Seit 2016 wird das Rathaus als Unterkunft für geflüchtete Frauen und Kinder aus verschiedenen Nationen genutzt. Vor dem Rathaus befindet sich der Breslauer Platz, auf dem seit 1881 regelmäßig ein sehr beliebter Wochenmarkt stattfindet und damit als einer der ältesten Berlins gilt.

  • Ein altes schwarz-weiß Foto von einer Halle. Vor der Halle setzen und stehen Menschen.

    Die (alte) Bahnhofshalle in Friedenau

  • Ein großes Gebäude mit einem spitzen Turm und Ziergiebeln und Fensterbögen steht auf einem Platz.

    Kirche Zum Guten Hirten auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz

  • Vor einem großen Gebäude mit Turm ist ein Platz und eine Straße mit Straßenbahn.

    Rathaus Friedenau

Kiezspaziergang digital: 150 Jahre Friedenau

Das Video zeigt einen Rundgang durch die Straße des Ortsteils Friedenau.
Ein altes Haus, Textfeld "Kiezspaziergang digital 150 Jahre Friedenau"

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Formate: video/youtube

Beim 9. "Kiezspaziergang digital" entdeckte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler Spuren, die bis in die Zeit der Gründung Friedenaus zurückreichen – bis in die 1870er Jahre.

Einblick in Friedenau

  • Ein großes Gebäude mit Turm vor einem klaren blauen Himmel.

    Rathaus Friedenau

  • Bäume und Sitzgelegenheiten vor einer weißen Häuserwand.

    Breslauer Platz

  • Ein Straßenschild mit der Aufschrift "Breslauer Patz". Im Hintergrund sind Bäume und ein blauer Himmel zu sehen.

    Breslauer Platz

  • Marktstände auf einem Platz.

    Markt am Breslauer Platz

  • Gemüse wird zum Verkauf an einem Marktstand angeboten.

    Markt am Breslauer Platz

  • Eine große Kreuzung an einem sonnigen Tag.

    Kreuzung am Breslauer Platz

  • Eine kleine Straße mit Gehweg und Häusern.
  • U-Bahn-Eingang mit Fahrradabstellplätzen, Kirche im Hintergrund.

    U-Bahnhof Friedrich Wilhelm Platz

  • Bäume mit buntem Laub, auf den Grünflächen liegt ebenfalls Laub.

    Friedrich Wilhelm Platz

  • Eine runde Grünfläche mit Bäumen und Bänken.

    Renée-Sintenis-Platz

  • Skulptur eines grasenden Fohlens vor einer Grünfläche.

    "Grasendes Fohlen" am Renée-Sintenis-Platz

  • Eine kleine alte Villa mit einem kleinen Vorgarten.

    Landhausvilla Niedstraße 13, Wohn- und Arbeitsort von Günter Grass und seiner Familie

  • Der Hof hinter einem Backsteinhaus.

    Kinder- und Jugendzentrum "Die Burg"

  • Backsteinhaus mit Ziergiebeln.

    Kinder- und Jugendzentrum "Die Burg"

  • Ein Eingang zu einem kleinen Gebäude über eine Hof, umgeben von Weiden.

    Seniorenfreizeitstätte Stierstraße

Vergangene Kiezspaziergänge durch Friedenau

Schauen Sie sich doch auch die vergangenen Kiezspaziergänge durch Friedenau an und lernen Sie die verschiedenen Plätze des Ortsteils und die Persönlichkeiten, die in Friedenau lebten, kennen. Gerne können Sie diese Kiezspaziergänge auch nachgehen und Friedenau selbst entdecken.

U-Bahn-Eingang mit Fahrradabstellplätzen, Kirche im Hintergrund.

„Kiezspaziergang digital“: Der Westen von Friedenau

17.10.2020 - Begleiten Sie Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und die Stadtführerin Gudrun Blankenburg durch das westliche Friedenau entlang der Bezirksgrenze zum Friedrich-Wilhelm-Platz. Weitere Informationen

Ein Straßenschild mit der Aufschrift "Breslauer Patz". Im Hintergrund sind Bäume und ein blauer Himmel zu sehen.

Vom Grazer Platz über den Dürerplatz zum Breslauer Platz

20.08.2020 - Der Breslauer Platz stellt den Mittelpunkt von Friedenau dar. Vielleicht nicht in geografischer Hinsicht, aber doch von der Bedeutung für das Viertel. Weitere Informationen

Eine Frau steht vor einer kleinen alten Villa mit einem kleinen Vorgarten.

Hinter Friedenauer Türen

20.02.2016 - Kiezspaziergang mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und der der Friedenau-Kennerin Gudrun Blankenburg. Weitere Informationen

Das Rathaus Friedenau

Friedenau

17.01.2015 - Ausgangspunkt des Spazierganges ist der Friedrich-Wilhelm-Platz inmitten des Künstlerviertels Friedenau. Der Breslauer Platz mit dem Rathaus Friedenau und die Niedstraße, in der viele Künstler zu Hause waren, sind weitere Stationen. Weitere Informationen

Eine Gruppe von Menschen, in der Mitte steht eine Frau und liest etwas vor.

Vom Leuthener Platz bis zur Saarstraße

16.03.2013 - Eingebettet in den "Frauenmärz" werden in diesem Kiezspaziergang einige "Lebenslinien" von Frauen aus dem Bezirk vorgestellt. Weitere Informationen