Stolpersteinverlegung in Neukölln - zur Erinnerung an die jüdische Familie Smedresman

Pressemitteilung vom 13.06.2023

Am Donnerstag, den 22. Juni 2023, werden gegen 15:00 Uhr sechs Stolpersteine in der Schillerpromenade 23 ins Straßenpflaster von Neukölln eingelassen. Mit diesen Steinen erinnern wir an die jüdische Familie Smedresman. Die Verlegung wird von der Patin der Steine und ihren Angehörigen begleitet.

Cäcilia geb. Martin wuchs katholischen Glaubens in Heidelberg auf. Sie kam in den 1920er-Jahren nach Berlin, um als Kindergärtnerin zu arbeiten. Hier lernte sie den jüdischen Schlosser Bernhard Smedresman kennen. Nachdem Cäcilia zum Judentum konvertierte, heirateten sie 1926 und bekamen insgesamt vier Kinder: Hans, Alfred, Bernhard und Ruth.

Ab 1935 wurde die Familie zunehmender Drangsalierung ausgesetzt. Zunächst wurden die drei Jungen von ihrer Schule verwiesen und mussten auf eine jüdische Schule in Charlottenburg wechseln. Kurz darauf wurde die Familie vom Blockwart dazu aufgefordert ihre Wohnung in der Schillerpromenade 23 zu räumen. Sie bezogen daraufhin eine deutlich kleinere Wohnung in der Uhlandstraße. Im Laufe des Jahres wurde Bernhard, wahrscheinlich aufgrund seiner politischen Einstellung, festgenommen. Alleine mit den zwei Kindern, wurde Cäcilia erneut aufgefordert die Wohnung zu räumen. Sie kamen in der Kantstraße unter.

Mit dem Erlass der Nürnberger Rassegesetzte im September 1935 wurde Cäcilia dazu aufgefordert sich scheiden zu lassen, was sie jedoch ablehnte. Etwas später in dem Jahr wurde Bernhard mit der Auflage aus dem Gefängnis entlassen, das Reichsgebiet innerhalb von 12 Stunden zu verlassen. Das nötigste zusammen getragen, ging es für die sechsköpfige Familie mit dem Zug nach Triest in Italien. Dort ging es nach einer dreiwöchigen Wartezeit mit dem Schiff weiter nach Palästina.

Doch ihr Leben in der neuen Heimat gestaltete sich schwierig. Sie konnten kaum hebräisch, waren wirtschaftlich nicht gut aufgestellt und Bernhard, jetzt Baruch genannt, litt an Diabetes. Hans, der den Namen Jochanan annahm, starb im Dienst der „Notrim“ einer jüdischen Polizeitruppe, während Alfred, jetzt Moshe genannt, ein halbes Jahr später im Unabhängigkeitskrieg Israels starb. Auch Bernhards gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich und er verstarb 1953 an den Folgen seiner Diabetes. Der dritte Sohn Bernhard heiratete und wurde selbst Vater eines Sohnes. 1970 kehrte er nach Berlin zurück, 1979 heiratete er erneut und bekam noch eine Tochter. Er starb 1983 an Lungenkrebs in Berlin. Das jüngste Kind von Bernhard und Cäcilia, Ruth, lernte einen Mann aus Südafrika kennen und zog mit ihm in sein Heimatland. Sie bekamen zusammen drei Kinder. 2005 starb Ruth bei einer Operation in Israel. Sie war zuvor zusammen mit ihrem Mann nach Israel zurückgekehrt. Cäcilia selbst kehrte nach den erlebten Schicksalsschlägen Mitte der 1960er-Jahre nach Berlin zurück. Dort verstarb sie 1990.

Jeder Mensch kann einen Stolperstein stiften. Stolpersteine erinnern an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder ermordet wurden. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen.

Kontakt: stolpersteine@museum-neukoelln.de ,
Tel. +49 (0)30 627 277 -721/-722.
Weitere Informationen unter www.stolpersteine-berlin.de.