Bezirksstadträtin Karin Korte freut sich über die Lucy-Lameck-Straße – BVV Neukölln beschloss gestern die Straßenumbenennung der Wissmannstraße
Pressemitteilung vom 26.11.2020
Die Wissmannstraße wird nach der Frauenrechtlerin und ersten tansanischen Frau in Regierungsverantwortung, Lucy Lameck (19341993), umbenannt. Dies beschloss gestern mit Stimmenmehrheit (SPD, LINKE, GRÜNE) die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln.
Damit setzt die BVV als gewähltes Gremium aller Neuköllner*innen einen Schlusspunkt unter einen beispielgebenden Beteiligungsprozess von Bürgerinnen und Bürgern, der von Juli bis Ende September 2020 durch die Abteilung Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes durchgeführt wurde.
Nach einem Aufruf hatten sich über 400 Bewohner*innen Neuköllns mit 166 verschiedenen Vorschlägen an der Namensfindung beteiligt. Eine Jury aus Bürgervertreter*innen direkt aus der Wissmannstraße, Historikern und Vertreter*innen postkolonialer Initiativen hatte die Vorschläge gesichtet und sich auf folgende drei mögliche Namen geeinigt: Nduna Mkomanile, Lucy Lameck und Fasia Jansen.
Der Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur der BVV empfahl am 4. November schließlich die Annahme des Namens Lucy Lameck mit folgender Begründung:
„Frau Lucy Lameck (geboren 1934, gestorben am 21.3.1993) war eine der ersten weiblichen Abgeordneten im tansanischen Parlament und die erste Frau des Landes im Regierungskabinett. In ihrer über 20-jährigen Tätigkeit als Parlamentarierin, u.a. als stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit, initiierte sie maßgebliche Gesetzesvorlagen zur Verbesserung der Position von Frauen in der tansanischen Gesellschaft. Neben Julius Nyerere war sie eine wichtige Unterstützerin der panafrikanischen Idee; 1965 hielt sie ihre berühmte Rede „Africans Are Not Poor“, in der sie Afrikas Zukunftspotentiale heraushob. Sie wurde 1993 mit einem Staatsbegräbnis geehrt. Durch die Ehrung einer bedeutenden tansanischen Frau wie Lucy Lameck würde sich Neukölln zumindest symbolisch an der Wiedergutmachung der Kolonialverbrechen beteiligen.“
Bildungs-und Kulturstadträtin Karin Korte: „Die Umbenennung der Wissmannstraße war überfällig. Sie wurde seit über einem Jahrzehnt durch Bürger*innen-Initiativen von der Bezirkspolitik eingefordert. Ich freue mich, dass es in Neukölln in diesem Jahr durch einen partizipativen Beteiligungsprozess gelungen ist, endlich den Namen eines herausstechenden Vertreters des Deutschen Kolonialismus zu verabschieden. Die Wissmannstraße gab es jetzt genau 130 Jahre. Sie wurde am 27. 11. 1890 benannt. Die damaligen Repräsentanten der Gemeinde Rixdorf unter ihrem AmtsVorsteher Hermann Boddin ehrten den durch seine brutalen Strafexpeditionen berüchtigten „Afrikaheld“ noch zu seinen Lebzeiten. Dies geschah in einer Epoche, in der koloniale Denkweisen weit verbreitet waren.
Mit Lucy Lameck ehren wir jetzt eine starke antikoloniale Identifikationsfigur, die sich als Politikerin besonders für die Stärkung der Frauenrechte im jungen, unabhängigen Tansania einsetzte.“
Das Bezirksamt wird dafür Sorge tragen, dass die Anwohner*innen der Wissmannstraße nach der Umbenennung als unmittelbar Betroffene ihre Dokumente – Personalausweise und Fahrzeugscheine – gebührenfrei ändern können. Für sie werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen bestimmte Zeitfenster im Bürgeramt reserviert, um ihre Ummeldungsangelegen zu regeln, sodass es nicht zu Wartefrust kommt.
Bezirksamt Neukölln
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