Eine Straße für Audre Lorde

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat im Februar 2019 beschlossen, eine Straße nach der afro-amerikanischen Dichterin und Bürgerrechtlerin Audre Lorde zu benennen (DS/0678/V).

Die preisgekrönte Schwarze, lesbische US-amerikanische Dichterin Audre Lorde (1934-1992) hielt sich bis 1992 oft in Kreuzberg auf, wo sie sich für afro-deutsche Frauen und deren Sichtbarkeit engagierte und sich mit der feministischen Bewegung auseinandersetzte. Sie hatte somit einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung der Schwarzen Frauenbewegung und auf die Entwicklungen des Feminismus in Deutschland.

Mit der Benennung einer Straße nach Audre Lorde trägt das Bezirksamt zur Repräsentanz und Sichtbarkeit von LSBTTIQ*, Schwarzen Menschen und People of Color im öffentlichen Raum bei und setzt auch den Beschluss aus dem Jahr 2005 um, dass Straßen zunächst nur nach Frauen benannt werden.

Das Bezirksamt hat von 2020 bis 2021 gemeinsam mit Weggefährt*innen Audre Lordes und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen Informationsveranstaltungen und einen Beteiligungsprozess für Anwohnende und Interessierte, Veranstaltungen durchgeführt. Dabei wurden vier Straßen und eine Möglichkeit für einen eigenen Vorschlag in Kreuzberg zur Umbenennung ausgewählt. Über diese Straßen konnten Anwohner*innen und Interessierte postalisch und bei einer Online-Veranstaltung 2021 abstimmen. Das Ergebnis wurde der Bezirksverordnetenversammlung übermittelt, die die Umbenennung des nördlichen Teils der Manteuffelstr. (zwischen Köpenicker Str. und Oranienstr.) 2023 beschlossen hat. Die Straßenumbenennung wurde mit der Veröffentlichung im Amtsblatt am 27. Oktober 2023 bestandskräftig.

Am 28. Juni 2024 wurde die Audre-Lorde-Straße mit einem Festakt eingeweiht.

  • Beschluss BVV (2023)

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  • Drucksache Antrag zur Benennung einer Straße nach Audre Lorde (2018)

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  • Drucksache Umbenennungen von Straßen, Plätzen, Wegen und Brücken

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  • Drucksache Benennung einer Straße LSBTI-Person II

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Das Gedenkzeichen für Audre Lorde

Audre Lorde
Schwarze, lesbische Feministin, Kämpferin, Dichterin, Mutter*

Diese Straße ist nach der afro-amerikanischen Dichterin und Aktivistin Audre Geraldine Lorde (1934–1992) benannt. Ihr Einsatz gegen Homophobie und Rassismus und für Schwarzen Feminismus hat die Schwarze Bewegung in Deutschland maßgeblich beeinflusst.
Audre Lorde wurde als Tochter karibischer Einwander*innen am 18. Februar 1934 in Harlem, New York, geboren. Nach ihrem Studium am Hunter College und an der Columbia University arbeitete sie als Bibliothekarin. In den 1960er Jahren engagierte sie sich in der queeren Community, wie sie in ihrer „Mythobiografie“ Zami beschreibt. Sie war Professorin am Hunter College und Mitbegründerin verschiedener Organisationen. Während ihrer Brustkrebserkrankung im Jahr 1977 veröffentlichte sie das Krebstagebuch, um Frauen zu ermutigen, „Schweigen in Sprache und Handeln zu verwandeln“. Ihr bahnbrechender Essay „Die Werkzeuge der Herrschenden werden das Haus der Herrschenden niemals einreißen“ erschien 1984 in der Essaysammlung Sister Outsider.
Im selben Jahr erhielt Lorde eine Gastprofessur am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin, und ihre Werke erschienen in der Anthologie Macht und Sinnlichkeit im Berliner Orlanda Frauenverlag erstmals auf Deutsch. In den folgenden acht Jahren hielt sie sich regelmäßig für mehrere Monate in Berlin auf, unter anderem in Kreuzberg, wo sie Lesungen und Vorträge hielt. Sie forderte dazu auf, Rassismus zu bekämpfen, und ermutigte Schwarze Frauen, die eigene Geschichte sichtbar zu machen. Das Buch Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, das erstmals biographisch und wissenschaftlich afro-deutsches Leben aus Schwarzer Perspektive analysierte, war von Audre Lorde inspiriert.
Für ihr umfangreiches Werk erhielt Audre Lorde zahlreiche Auszeichnungen. Viele ihrer Bücher wurden ins Deutsche übersetzt und zahlreiche Filme dokumentieren ihren literarischen Aktivismus auf beiden Seiten des Atlantiks. Die letzten fünfzehn Jahre ihres Lebens arbeitete und lebte Audre Lorde mit den Herausforderungen ihrer Krebskrankheit. Sie starb am 17. November 1992 in St. Croix, US Virgin Islands.
Diese Straße wurde 1852 nach dem preußischen Minister Otto Theodor von Manteuffel benannt, der nach der Revolution von 1848 an der Rücknahme demokratischer Reformen beteiligt war. Die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg beschloss 2019, eine Straße nach Audre Lorde zu benennen. Entsprechend dem Ergebnis einer Bürger*innenbefragung wählte sie dafür den nördlichen Abschnitt der Manteuffelstraße. Mit dem Straßennamen wird Audre Lordes Beitrag zu der LSBTTIQ*-, der Schwarzen und der feministischen Bewegung in Deutschland geehrt.

*Eigenbezeichnungen Audre Lordes.

Audre Lorde
Black, lesbian, feminist, warrior, poet, mother.*

This street is named for the African American poet and activist Audre Geraldine Lorde (1934–1992). Her work against homophobia, racism, and for Black feminism had a significant impact on the Black movement in Germany.

Audre Lorde was born on February 18, 1934 in Harlem, New York, the daughter of Caribbean immigrants. After studying at Hunter College and Columbia University she worked as a librarian. In the 1960s Lorde joined the queer community in Greenwich Village as recounted in her “biomythography” Zami A New Spelling of My Name. Lorde was a professor of literature at Hunter College and co-founder of various organizations. While facing breast cancer in 1977, she wrote The Cancer Journals, encouraging women to “transform silence into language and action.” The 1984 canonical essay, “The Masters Tools Will Never Dismantle the Master’s House” appeared in the collection of essays Sister Outsider.

That same year Lorde held a visiting professorship at the John F. Kennedy Institute for North American Studies at the Freie Universität Berlin (Free University of Berlin), and Berlin-based publishers Orlanda Frauenverlag introduced her work to German readers with the anthology Macht und Sinnlichkeit. Over the next eight years she spent considerable time in Berlin including Kreuzberg where she gave readings, workshops and talks. She challenged listeners to confront racism and encouraged Black women to make their history visible. The book Showing Our Colors. Afro-German Women Speak Out, was inspired by Audre Lorde. It was the first book that biographically and academically traced Afro-German history from a Black perspective.

Audre Lorde’s many books of poetry and essays won her countless accolades and honorary doctorates. Many of Lorde’s books have been translated into German and numerous films document her courageous literary activism on both sides of the ocean. Audre Lorde lived with the challenge of cancer the last fifteen years of her life. She died in St. Croix, U.S. Virgin Islands on Nov. 17, 1992.

This street was named in 1852 for Otto Theodor von Manteuffel, a Prussian minister. After the 1848 revolution, Manteuffel acted as a conservative statesman in an era that saw many democratic reforms rescinded. In 2019, the district assembly of Friedrichshain-Kreuzberg decided to name a street after Audre Lorde. In line with the results of a public survey, it chose the northern section of Manteuffelstraße for this purpose. This street name honors Lorde’s contributions to the LGBTTIQ+, feminist and Black movements in Germany.

*Audre Lorde’s self-description.

Fragen zu Audre Lorde

  • Wer war Audre Lorde?

    Audre Lorde (1934-1992), die afro-amerikanische Dichterin und Aktivistin, inspiriert bis heute feministische, queere, lesbische, Schwarze und Women-of-Color-Bewegungen weltweit. Sie setzte sich für Bürger*innenrechte, die Friedensbewegung und die Vernetzung Schwarzer Menschen ein. In Deutschland hatte sie einen zentralen Einfluss auf die Entstehung der jüngeren Schwarzen Bewegung, besonders der Schwarzen feministischen Bewegung sowie generell auf die Frauenbewegung.

  • Warum wird in Kreuzberg eine Straße nach Audre Lorde benannt?

    Die Benennung einer Straße nach Audre Lorde, einer lesbischen, Schwarzen Frau ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Repräsentanz von LSBTTIQ*, Schwarzer Menschen und People of Color im öffentlichen Raum. Die Benennung greift zudem ein Anliegen vieler ihrer Weggefährt*innen auf, eine Straße nach ihr in Berlin zu benennen.

  • Was verbindet Kreuzberg mit Audre Lorde?

    Audre Lorde engagierte sich politisch im damaligen Bezirk Kreuzberg. Sie gab u.a. Lesungen im Frauenzentrum Schokofabrik und traf dort und im Café April Kolleginnen und Freundinnen. Im Kato am Schlesischen Tor trat sie 1989 zur dritten Jahresfeier der Initiative Schwarze Deutsche (ISD) auf; dort traf sie sich auch mit Frauen, die den Verein ADEFRA e.V. – Schwarze Frauen in Deutschland gründeten.

  • Audre Lordes literarische Werke

    - The First Cities (1968)
    - Cables to Rage (1970)
    - From a Land Where Other People Live (1973)
    - New York Head Shop and Museum (1974)
    - Coal (1976)
    - Between Our Selves (1976)
    - The Black Unicorn (1978)
    - The Cancer Journals (1980)
    - Chosen Poems: Old and New (1982)
    - Zami: A New Spelling of My Name (1983)
    - Sister Outsider: Essays and Speeches (1984)
    - Our Dead Behind Us (1986)
    - A Burst of Light (1988)
    - The Marvelous Arithmetics of Distance (1993)

    Deutsche Ausgaben:

    - Dagmar Schultz (Hrsg.): Audre Lorde / Adrienne Rich: Macht und Sinnlichkeit, Ausgewählte Texte, Berlin 1983, erweiterte Auflage 1991.
    - Auf Leben und Tod: Krebstagebuch, Berlin 1984.
    - Gefährtinnen, ich grüße euch, Beitrag in: Katharina Oguntoye, May Opitz Ayim, Dagmar Schultz (Hrsg.): Farbe bekennen: Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, Berlin 1986.
    - Zami. Eine Mythobiographie, Berlin 1986. Unter dem Titel Zami: Ein Leben unter Frauen, Frankfurt am Main 1993 und Zami: Eine neue Schreibweise meines Namens. Eine Mythobiografie, Münster 2012 / München 2022.
    - Lichtflut: Neue Texte, Berlin 1988.
    - Marion Kraft (Hrsg.): Die Quelle unserer Macht. Gedichte, Berlin 1994 und Münster 2020.
    - AnouchK Ibacka Valiente (Hrsg.): Vertrauen, Kraft & Widerstand: Kurze Texte und Reden von Audre Lorde, Berlin 2015.
    - Sister Outsider. Essays, Berlin 2021.
    - Ein strahlendes Licht: Schriften, Reden und Gespräche, Zürich 2021.

  • Wo kann ich mich weiter zu Audre Lorde informieren?
    • Das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum zeigt derzeit die Fotoausstellung von Dagmar Schultz „Audre Lorde – The Berlin Years“. Die Ausstellung wurde bis zum 8. September 2024 verlängert. https://www.fhxb-museum.de/index.php?id=28

Allgemeine Fragen

  • Warum werden bei uns im Bezirk Straßen hauptsächlich nach Frauen benannt?

    Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat 2005 beschlossen bei der Benennung von Straßen, Wegen, Brücken etc., ausschließlich Frauen als Namensgeberinnen zu ehren, “bis mindestens 50 Prozent aller nach Personen benannten Friedrichshain-Kreuzberger Straßen nach Frauen benannt sind.” (DS/1497/II)

  • Was kostet mich als Anwohner*in die Umbenennung meiner Straße?

    Die Änderungen der Personalausweise und der Zulassungsbescheinigungen Teil I sowie die auf Nachfrage ausgestellten Meldebescheinigungen werden selbstverständlich gebührenfrei vorgenommen bzw. ausgestellt. Sie müssen keinen Termin beim Bürgeramt vereinbaren! Sie können innerhalb der Öffnungszeiten der drei Bürgerämter des Bezirks in der Information des Bürgeramtes vorsprechen und die notwendigen Änderungen vornehmen lassen.

    Für die Adressänderung im privaten Bereich, wie in Ihren persönlichen Verträgen u.ä. können möglicherweise Gebühren anfallen, z.B. bei Versicherungen, Banken, Sportvereinen, etc. Dies können nur Sie mit den jeweiligen Institutionen besprechen.

  • Was kostet mich als Gewerbetreibende*r die Umbenennung meiner Straße?

    Grundsätzlich fallen für Sie bei einer Straßenumbenennung keine Gebühren bei Behörden an.
    Für die Adressänderungen im geschäftlichen Bereich fallen möglicherweise Gebühren an, die sie selbständig in Erfahrung bringen müssen.

  • Was muss ich tun, wenn sich meine Adresse ändert?

    Wenn Ihre Straße umbenannt wird, erfolgt die Ummeldung der Adresse für alle Anwohner*innen von Amts wegen (das heißt automatisch) im Melderegister.

    Es gibt zwischen Behörden automatisierte Rückmeldungen. Einige Behörden, wie bspw. das Finanzamt, die Rentenversicherung und die Kfz-Stelle, haben die Möglichkeit, selbständig eine Behördenauskunft einzuholen, sodass dort kein Handlungsbedarf für Sie besteht.
    Weitere Institutionen, wie Schulen, Kitas, Arbeitgeber, Krankenkassen, Versicherungen, Banken und ähnliche Einrichtungen sowie alle privaten Kontakte müssen eigenständig informiert werden.

    Die Änderungen Ihrer Adresse im Personalausweis und der Zulassungsbescheinigungen Teil I müssen Sie selbst vornehmen. Es fallen keine Gebühren an und Sie müssen dafür keinen Termin in den drei Bürgerämter vereinbaren.

  • Wie erfolgt die Änderung in den Ausweispapieren?

    Wer seine Adresse auf dem Personalausweis ändern lassen will, muss zum Bürgeramt gehen. Bei einer Straßenumbenennung fallen keine Gebühren für Sie an und Sie müssen keinen Termin vereinbaren. Sie können innerhalb der Öffnungszeiten der drei Bürgerämter des Bezirks in der Information des Bürgeramtes vorsprechen und die notwendigen Änderungen vornehmen lassen.

  • Wann tritt die Umbenennung in Kraft?

    Die Umbenennung des nördlichen Teils der Manteuffelstraße zwischen Oranienstraße und Köpenicker Straße ist seit dem 27. Oktober 2023 bestandskräftig.

  • Wie lange gibt es eine doppelte Beschilderung nach der Umbenennung?

    Nach der Umbenennung der Straße gibt es für sechs Monate eine doppelte Beschilderung.
    Der neue Straßenname ist in schwarzer Schrift auf dem Schild. Auf einem zweiten Schild darunter, ist dann der alte Straßenname mit einem roten Querstrich durchgestrichen.

  • Warum ist eine Umnummerierung der Audre-Lorde-Straße nötig?

    Infolge der Umbenennung des nördlichen Teilabschnittes der Manteuffelstraße müssen zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung auch Änderungen der Grundstücksnummern an der Audre-Lorde-Straße vorgenommen werden. Die bestehenden Grundstücksnummern entsprechen nicht der Verordnung über die Grundstücksnummerierung (NrVO). Es ist zum Beispiel für Einsätze von Polizei und Feuerwehr geboten, dass eine ordnungsgemäße Straßennummerierung erfolgt.

    Die Umnummerierung wird voraussichtlich im September 2024 abgeschlossen sein. So lange gelten die alten Hausnummern. Der verbleibende Teil der Manteuffelstraße (zwischen Skalitzer Straße und Paul-Lincke-Ufer) wird nicht neu nummeriert.

    Die betroffenen Anwohnenden wurde zwischenzeitlich per Schreiben über die Umnummerierung informiert. Die Umbenennung der Manteuffelstraße in Audre-Lorde-Straße erfolgt zentral im Melderegister.
    Sie müssen dafür nichts veranlassen. Auch für die Umnummerierung ist keine Veranlassung Ihrerseits erforderlich. Das Bezirksamt wird die Eigentümer*in Ihrer Wohnung nach dem Abschluss der Umnummerierung informieren. Diese*r ist gesetzlich dazu verpflichtet, diese Information an die Mieter*innen weiterzugeben sowie eine neue Hausnummer auzuhängen.

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