Klimaanpassung
Die Zivilgesellschaft teilt die Wahrnehmung der großen Herausforderungen durch den Klimawandel im Bezirk. An der Online-Befragung nahmen insgesamt 89 Personen teil.
Die Wahrnehmung der Klimaveränderungen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird vor allem von der Hitze dominiert, die als wichtigste Klimaveränderung angesehen wird. Neben der zunehmenden Hitze werden auch Trockenheit und verstärkte Starkregenereignisse als bedeutende Veränderungen wahrgenommen. Besonders betroffen sind Straßen, Parks und Grünflächen, einschließlich der Bäume, die unter den extremen Wetterbedingungen leiden. Auswirkungen des Klimawandels sind für die Bewohner*innen des Bezirks spürbar. Von 89 Befragten erwarten 87 persönliche Auswirkungen, darunter zum Beispiel die Beeinträchtigungen der körperlichen Gesundheit. Darüber hinaus sind auch soziale Auswirkungen, wie die Perspektiven künftiger Generationen und mögliche gesellschaftliche Konflikte, von Bedeutung. Eine spezifische Sorge vieler Bürger*innen ist der Verlust der Biodiversität, der von 64% der Befragten genannt wurde. Zudem äußerten 62% der Befragten Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Wasserversorgung.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben die Bürger*innen folgende Schwerpunktbereiche für Klimaanpassungsmaßnahmen gewählt: Schaffung und der Erhalt von Grünflächen und Parks (73%) ,66% Schutz von Grün- und Freiflächen vor Bebauung und Möglichkeiten zur Regenwasserrückhaltung und -versickerung (67%)Darüber hinaus unterstützen 57% die Begrünung von Dächern und Fassaden, und 53% sehen die Anpassung von Straßen- und Gebäudeinfrastrukturen an Hitze und Starkregen als wichtig an.
Diese Ergebnisse decken sich mit den Beteiligungsvorschlägen, welche durch das Einreichen von Maßnahmensteckbriefen sowie der kartenbasierten Abfrage von Betroffenheit auf der Klimawerkstatt gesammelt wurden. Es wurden Vorschläge zu folgenden Themen eingereicht: Entsiegelung, Begrünung, Förderung der Biodiversität sowie Regenwassernutzung. Zudem wurde der Wunsch nach verstärkter Unterstützung von Anwohnenden, die Stadtgrün inkl. Bäume pflegen und bewässern möchten, geäußert. Zudem wurde die Reduzierung der Hitzebelastung in Wohngebäuden und die Schaffung von kühlen Orte sowie mehr aufsuchende Hilfe bei Hitze zum Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen gewünscht.
Weiterhin wurden im Rahmen der kartenbasierten Abfrage folgende Erkenntnisse gewonnen: Es besteht ein deutlicher Wunsch nach mehr Straßenbäumen sowie nach entsiegelten und begrünten Flächen. Viele Bürger*innen fordern, dass klimaangepasste Straßenräume gemeinsam mit Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gedacht werden. Dazu gehören unter anderem Initiativen wie Schulstraßen und Kiezblock-Projekte sowie das Anwohnerinnenparken. Praktische Wünsche, wie mehr Regentonnen und Wasserpumpen zur Bewässerung des Stadtgrüns durch Anwohner*innen, wurden ebenfalls geäußert. Zudem wurden Maßnahmen an Gebäuden vorgeschlagen, um die Hitzebelastung in Innenräumen zu reduzieren und die Gebäude gegen Starkregenereignisse zu wappnen.
Ein Großteil der Befragten (85%) wünscht sich eine sofortige Integration des Themas Klimaanpassung in alle Bereiche des Bezirks. Trotz der bisherigen Bemühungen des Bezirks sind nur etwa ein Drittel der Befragten zufrieden, während rund die Hälfte eher unzufrieden ist. Bezüglich der Informationsangebote gibt es einzelne Wünsche nach Anlaufstellen für Bürger*inneninformationen im Bezirk, während Bildungs- und Informationskampagnen als weniger prioritär eingestuft werden.
Klimaschutz
Knapp die Hälfte der Befragten (online) sieht den größten Handlungsbedarf in Bezug auf Klimaschutz im Verkehr. Schwerpunkte in diesem Bereich sind die Verbesserung der Radinfrastruktur, die von 46% der Befragten unterstützt wird. Zudem wird die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie eine fußgängerfreundliche Stadtgestaltung von jeweils 20% der Befragten als wichtig erachtet werden. Das spiegelt sich auch in den Maßnahmenvorschlägen wider, welche im Rahmen der Klimawerkstatt durch konkrete Maßnahmensteckbriefe oder im Rahmen der kartenbasierten Abfrage eingereicht wurden. Genannt wurden die Umwidmung und Begrünung von Verkehrsflächen, sowie Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und zur sicheren und attraktiven Gestaltung der Radverkehrsinfrastruktur und von Schulwegen. Weiterhin wurden kreislauffähige Mobilitätskonzepte vorgeschlagen.
Auch im Bereich Stadtentwicklung und Wohnen sehen 20% der Befragten großen Handlungsbedarf. Hierbei stehen die Entwicklung nachhaltiger Quartiere, was von 47% der Befragten unterstützt wird, und die effiziente Gebäudesanierung im Fokus (online Beteiligung). Dementsprechend wurden auch Maßnahmenvorschläge zu klima- und ressourcenschonenden Quartiersentwicklungen eingereicht (Klimawerkstatt). Für bezirkliche Gebäude wurde explizit der Wunsch nach hohen Standards beim Bau, ökologisch hochwertigen Sanierungen sowie Umnutzung und Umbau statt Neubau gefordert.
In Bezug auf die Wärmeversorgung und das Heizen forderten 38% der Befragten (online) eine Ausweitung der Wärmeversorgung durch dezentrale Wärmenetze, während 33% die Förderung erneuerbarer Energien als wichtig erachten. Bei der Klimawerkstatt wurden u.a. konkrete Maßnahmenvorschläge zur kalten Nahwärmenetzen eingereicht sowie der Wunsch nach Bereitstellung von Informationen zu Best-Practice-Beispielen der Wärmewende.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt gemäß der online Beteiligung auf öffentlichen Flächen, wo der verstärkte Ausbau von Photovoltaikanlagen als besonders wichtig bewertet wird. Diese wurde mit weiteren Anregungen bei der Klimawerkstatt wie folgt unterstrichen und spezifiziert: Ausbau von Photovoltaik auf Gebäuden, auf Bushaltestellen, Radabstellanlagen und Parkplätzen. Konkret wurde ebenfalls betont, dass der Bezirk private Haushalte beim Ausbau von Balkonkraftwerken umfassend unterstützen soll.
In den Bereichen Gesellschaft und Konsum werden Müllvermeidung und Recycling von den Befragten als bedeutend eingestuft (online). Dies deckt sich mit den Einreichungen zu Maßnahmen der Müllvermeidung.
Bezüglich der Zufriedenheit mit den Klimaschutzbemühungen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg sind etwa 30% der Befragten (online) zufrieden, während mehr als die Hälfte unzufrieden ist. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen und Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes, um den Erwartungen der Bevölkerung gerecht zu werden. Generell wurde der Bedarf nach verstärkter Öffentlichkeitsarbeit und Informationsbereitstellung genannt (Klimawerkstatt). Die online Befragung hat darüber hinaus ergeben, dass sich die Zivilgesellschaft insbesondere eine verstärkte Kontrolle von Regeln sowohl für Klimaschutz (z.B. Solarpflicht) als auch Klimaanpassung (z.B. Dachbegrünung) wünscht. Zudem ist die Hälfte der Befragten der Meinung, dass der Bezirk mit gutem Beispiel vorangehen soll.
In Bezug auf das zivilgesellschaftliche Engagement hat sich ergeben, dass sich knapp zwei Drittel in Zukunft gerne verstärkt einbringen würden und gleichzeitig die Hälfte der Bewohner*innen keine Akteure im Bezirk kennen, welche sich aktiv für die beiden Themen, Klimaschutz und Klimaanpassung, einbringen.