Anlässlich des Workers‘ Memorial Day 2023 gedachte Oliver Nöll, stellvertretender Bezirksbürgermeister Friedrichshain-Kreuzberg und Stadtrat für Arbeit, gemeinsam mit Gewerkschafter*innen und Aktiven vor dem Rathaus Kreuzberg den Beschäftigten, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit durch Unfall oder Berufskrankheit ihr Leben verloren haben. Im Rahmen des Gedenkens wurden Fahnen zum Workers‘ Memorial Day gehisst und eine Schweigeminute eingelegt.
Oliver Nöll betonte, dass das Ringen für einen besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz immer noch hochaktuell ist. Allein in Deutschland sterben jeden Tag drei bis vier Menschen auf der Arbeit, auf dem Weg dorthin oder an unfallbedingten bzw. berufskrankheitsbedingten Spätfolgen. Täglich ereignen sich tausende Arbeitsunfälle. Auch in Berlin sind allein im vergangenen Jahr (2022) sieben Menschen durch Arbeitsunfälle verstorben: durch Stürze aus großer Höhe, einen tödlichen Stromschlag oder Kollision mit Fahrzeugen. Jeder dieser sieben Menschen ist einer zu viel. Und neue Entwicklungen bringen auch neue Probleme: allein im Bereich der Lieferdienste hat sich die Zahl der jährlichen Arbeitsunfälle von 2017 bis 2022 mehr als verzehnfacht!
Dieter Szabadi, IG BAU, Arbeitsgemeinschaft für Gesundheit und Sicherheit, wies ergänzend auf das diesjährige Motto „Unsichtbare Gefahren sichtbar machen” hin. Unsichtbare Gefahren: das können krebserregende Stoffe oder auch Krankheitserreger sein aber auch Stress und andere psychosoziale Belastungen. In der Bau-Branche stellt der Umgang mit krebserregenden Stoffen wie Asbest eine hohe Gefährdung dar. Dieter Szabadi rief dazu auf, die Arbeitsschutz-Kontrollen zu verstärken und persönliche Schutzausrüstung wie Masken, Helm, Handschuhe etc. zu nutzen.
Karin Wüst von der Berliner Beratungsstelle Berufskrankheiten berichtete aus Ihrer Arbeit in der Unterstützung und Beratung von Betroffenen, die sich um eine Anerkennung ihrer Berufskrankheit bemühen.
Hier gibt es weitere Informationen zur Berliner Beratungsstelle Berufskrankheiten.
Nicht nur das Gedenken an die Verstorbenen ist uns wichtig. Wir engagieren uns auch für einen besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz für alle Beschäftigten. Erstmals 1984 in Kanada begangen, ruft seit 2011 auch der Deutsche Gewerkschaftsbund zum Workers’ Memorial Day auf. Auf Initiative der Beauftragten für Gute Arbeit ist der Workers’ Memorial Day seit 2023 Bestandteil der jährlichen Beflaggung vor den Dienstgebäuden durch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.
Nach Angaben der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge:
- sterben jedes Jahr mehr als zwei Millionen Menschen an den Folgen eines Arbeitsunfalls oder von Berufs-krankheiten;
- ereignen sich jedes Jahr schätzungsweise 270 Millionen Arbeitsunfälle und erkranken etwa 160 Millionen Menschen an arbeitsbedingten Krankheiten;
- töten jährlich giftige Substanzen 440.000 Arbeiter, wobei allein Asbest für etwa 100.000 Tote verantwortlich ist;
- stirbt weltweit alle 15 Sekunden ein Arbeiter, sterben 6.000 Arbeiter am Tag, wonach mehr Menschen durch Arbeit sterben als durch Kriege.