Nur 182 Pkw gibt es im Graefekiz je 1.000 Bewohner*innen, im Berliner Durchschnitt sind es 335. Das heißt, ein Großteil der Anwohnenden ist heute schon mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad oder Sharing-Angeboten in der Stadt unterwegs. Gleichzeitig steht der öffentliche Raum mit seinen vielen Parkplätzen nur einigen wenigen zur Verfügung, die teilweise tage- oder wochenlang ihre Autos hier abstellen. Täglich suchen derweil andere in ihrem Alltag verzweifelt nach Stellplätzen, zum Beispiel Lieferfahrzeuge oder Pflegedienste. Deshalb soll der Raum neu verteilt werden und zweckgebunden vergeben, z.B. durch Lade- und Lieferflächen oder Sharing-Stationen (sog. Jelbi-Stationen und Jelbi-Punkte). Ziel ist mehr Verlässlichkeit für alle: Von Anwohnerin zu Kurierdienst bis zur Müllabfuhr. Sie alle sollen von der veränderten Raumaufteilung profitieren. So soll der Alltag für alle entspannter werden.
Die größte Umgestaltung wurde 2023 im sogenannten „Kerngebiet“ in Böckh- und Graefestraße umgesetzt. In der östlichen Böckhstraße wurden schrittweise die meisten Kfz-Parkplätze umgenutzt. Die Flächen wurden teils entsiegelt und teils umgestaltet. An einigen Stellen wurden Lade- und Lieferzonen eingerichtet. In Kooperation mit dem Projekt Zukunft Straße sind mehrere Parklets entstanden. So wird durch das Bezirksamt in einem kurzen Straßenabschnitt sichtbar gemacht, welche Umgestaltungsmöglichkeiten für Kfz-Stellplätze es gibt. Im gesamten Gebiet wurden Jelbi-Stationen und Punkte eingerichtet, um Zugang zu Sharing-Angeboten zu schaffen. Um zu verhindern, dass Kraftfahrzeuge vom Kottbusser Damm zur Urbanstraße durch das Gebiet abkürzen, soll noch eine Sperre am Hohenstaufenplatz eingerichtet werden.
Bei Beteiligungsformaten konnten Anwohner*innen und Nutzer*innen diskutieren, wie die freien Parkplätze im Kerngebiet genutzt werden können und welche Prinzipien sich für eine Ausweitung ähnlicher Maßnahmen auf das Gesamtgebiet ableiten lassen. Parallel dazu wurden Gewerbetreibende befragt, wo im gesamten Graefekiez Liefer- und Ladezonen sinnvoll sind. Viele weitere Forschungs- und Beteiligungsaktivitäten wurden durchgeführt. Aus den Ergebnissen erarbeitet das WZB in einem zweiten Schritt ein Freiflächenkonzept für das gesamte Gebiet, welches der BVV vorgelegt wird.