Besselpark - Namensgeber und Sternwarte

Berlin um 1910

Benannt ist der Besselpark nach einem bedeutenden Naturwissenschaftler, womit ein entscheidender Hinweis auf die Geschichte des Ortes gegeben wird.

Friedrich Wilhelm Bessel

Bild 01 Friedrich Wilhelm Bessel

Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846) beschäftigte sich neben Mathematik und Physik vor allem mit der Astronomie. Insbesondere im Feld der Positionsastronomie hat er zahlreiche Grundkonstanten erarbeitet, Theorien und Rechenwege ermittelt. Er ist nicht nur für seine umfassende Forschungsarbeit bekannt, sondern auch für seine pädagogische Leidenschaft, Naturwissenschaften für jedermann verständlich zu vermitteln. Durch seine Arbeit stand er in regem Austausch mit gleichgesinnten Wissenschaftlern wie Johann Franz Encke (1791-1865). Dieser konnte unter anderem die Teilung des Saturnrings nachweisen, bestimmte die Bahnen von Kometen und forschte über Asteroiden. Er wurde auf Vorschlag Bessels Direktor der ersten Berliner Sternwarte, die sich seinerzeit noch in der Dorotheenstraße in Berlin-Mitte befand. (1)

Johann Franz Encke

Bild 02 Johann Franz Encke

Aufgrund unzureichender Räumlichkeiten und Ausstattung forcierte Encke einen Neubau, welcher mit Zustimmung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. realisiert wurde. Nach Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) entstand am südlichen Ende der heutigen Enckestraße eine neue Sternwarte. Die „Königlich Preußische Societät der Wissenschaften” hatte für diesen Zweck dort ein ca. 1 ha großes Gelände erworben. Im Jahr 1835 wurde die Königliche Sternwarte zu Berlin mit der ersten drehbaren Kuppel Preußens (Durchmesser: 7,50 m) am Standort des heutigen Besselparks in Betrieb genommen. (2)
Einen bedeutenden Anteil an der Konzipierung des Gebäudes sowie des Instrumentariums hatte auch Alexander von Humboldt (1769-1859), der mit seinen berühmten „Kosmos“-Vorlesungen allgemein großes Interesse für die Astronomie geweckt hatte. (3)

Ansicht Königliche Sternwarte Berlin 1879

Bild 03 Königliche Sternwarte 1879

Namenhafte Wissenschaftler betrieben an diesem Ort ihre Forschungen; dazu zählten neben den bereits genannten zum Beispiel auch Johann Gottfried Galle, Eugen Goldstein oder Karl Friedrich Küstner. Die Entdeckung des Planeten Neptun durch Galle und einen seiner Studenten im Jahr 1846 brachte schließlich Weltruhm und die Sternwarte entwickelte sich zu einer der bedeutendsten astronomischen Lehr- und Forschungsanstalten Deutschlands. (4)
Mit dem Wachstum und der zunehmenden Industrialisierung Berlins verschlechterten sich jedoch die Forschungsbedingungen in der Stadt, weshalb die Sternwarte im Jahr 1913 nach Potsdam-Babelsberg umzog. Das alte Gebäude in der Südlichen Friedrichstadt wurde später abgerissen. (5)

Skalastein Königliche Sternwarte Berlin 1879

Bild 04 Skalastein 1879

Exkurs: Preußischer Normal-Höhenpunkt

Am Nordflügel der Königlichen Sternwarte befand sich seinerzeit eine für das Vermessungswesen besondere Markierung: der Preußische Normal-Höhenpunkt. Er wurde am 22. März 1879 zum 82. Geburtstag von Kaiser Friedrich Wilhelm I. freigegeben. (6)
Der Normal-Höhenpunkt 1879 (NHP 1879) markierte die Höhenbezugsfläche Normal-Null (N. N.) für den Preußischen Staat, die nach Definition exakt 37,000 m unterhalb dieses Punktes verläuft. Die Höhe des Normal-Höhenpunkts wurde durch präzise geometrische Höhenmessungen vom Amsterdamer Pegel abgeleitet und war seither für alle Messungen innerhalb Preußens bindend.
Wegen des geplanten Abrisses der Sternwarte wurde der Normal-Höhenpunkt später nach Müncheberg-Hoppegarten in Brandenburg verlegt. Das darauf bezugnehmende normal-orthometrische Höhensystem – „Höhe über N. N.“ – galt bis zum Jahr 2000 fort. Auf Initiative des DVW Berlin-Brandenburg e. V. wurde im Jahr 2012 am Standort des Preußischen Normalhöhenpunktes eine Stele in Form einer stilisierten Nivellierlatte mit entsprechenden geschichtlichen Erläuterungen errichtet. Auf 37,000m Höhe ist ein Sehschlitz eingelassen. (7)

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