Gedenken an den 86. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938
Pressemitteilung Nr. 287 vom 28.10.2024
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen und Bethäuser. Über 7.000 Geschäfte jüdischer Inhaber*innen wurden zerstört und geplündert, mehr als 1.300 Jüdinnen und Juden wurden noch in dieser Nacht ermordet. Die Pogromnacht 1938 bildete den Auftakt zur systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und ab 1942 Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden durch das NS-Regime.
Am 9. November, dem 86. Jahrestag der Reichspogromnacht, laden die Bezirksverordnetenversammlung, das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und die Synagoge Fraenkelufer zu einer Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung ein.
- Wann Samstag, 9. November 2024, um 12 Uhr
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Wo? an der Synagoge Fraenkelufer, Fraenkelufer 10, 10999 Berlin
Stilles Gedenken mit Kranzniederlegung
Am stillen Gedenken wird neben dem Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Werner Heck, die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann gemeinsam mit Nina Peretz, Vorsitzende der Freunde der Synagoge Fraenkelufer. e.V. und Dr. Dekel Peretz, Vorsitzender des jüdischen Zentrums Synagoge Fraenkelufer e.V. teilnehmen.
Eine weitere Gedenkveranstaltung findet am ehemaligen Sitz des Schocken Verlags statt. Zum Begleitprogramm des Gedenkens gehören eine Kranzniederlegung, Gesang, ein Redebeitrag zum Schockenverlag sowie die literarische Rezitation von Werken, die im Schocken Verlag erschienen sind.
- Wann? Samstag, 9. November 2024, um 13 Uhr
- Wo? vor dem ehemaligen Schocken Verlag, Lindenstraße 67, 10969 Berlin
An der Gedenkveranstaltung nimmt neben dem Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Werner Heck die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann teil.
Bezirksbürgermeistern Clara Herrmann sagt: „Die Geschichte des Schocken Verlags steht beispielhaft für die Zerstörung jüdischen Lebens, jüdischer Kultur und Schreibens durch die Nationalsozialisten. Mit unserem Gedenken an den 9. November 1938 setzen wir in unserem Bezirk ein Zeichen für die Erhaltung und Förderung jüdischen Lebens und dass wir die Verbrechen der Shoah nie vergessen dürfen. Die Erinnerung verpflichtet uns zur Verantwortung Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.“
In der Nacht auf den 10. November 1938 setzten die Nationalsozialisten und ihre Anhänger Synagogen in Brand, zerstörten jüdische Geschäfte und Einrichtungen und erniedrigten, überwältigten und töteten jüdische Mitbürger*innen. Dieses Datum gilt als Beginn der beispiellosen systematisch organisierten Gewalt, Ermordung und Entrechtung der europäischen Jüdinnen und Juden. Auch jüdische Einrichtungen in Friedrichshain und Kreuzberg wurden geschändet und zerstört.
Der Schocken Verlag wurde 1931 vom Unternehmer Salman Schocken gegründet und hatte seinen Sitz in der damaligen Jerusalemer Straße 65/66 (heute Lindenstraße 67) im Berliner Zeitungsviertel. Der Verlag entwickelte sich zum wichtigsten jüdischen Verlag in Deutschland mit einem breiten Programm von Autoren wie Franz Kafka, Heinrich Heine, Martin Buber oder Leo Baeck. Salman Schocken emigrierte 1934 nach Palästina, leitete den Verlag jedoch aus der Ferne weiter, während Geschäftsführer Lambert Schneider und Moritz Spitzer sich um das Tagesgeschäft in Berlin kümmerten.
Anliegen des Verlags war es, das literarische jüdische Kulturgut einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Gleichzeitig dienten die Werke der jüdischen Leserschaft als Stütze in Zeiten der stückweisen Entrechtung durch die Nationalsozialisten. Besonders erfolgreich war die Reihe Bücherei des Schocken Verlags aufgrund der schlichten Ausstattung, des günstigen Preises und der Vielfalt literarischer Genres.
Bis 1937 konnte der Schocken Verlag relativ ungehindert publizieren. 1938 wurde die Situation für den Verlag durch Zensur und erschwerte Reisebedingungen für die Mitarbeitenden jedoch immer schwieriger. Bei den Novemberpogromen wurde das Verlagsgebäude gestürmt, Bücher hinausgeworfen und verbrannt. Mitarbeitende konnten Manuskripte unter Einsatz ihres Lebens retten. Im Dezember 1938 wurde der Schocken Verlag zur Schließung gezwungen.
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