Kinderarmutsprävention in Friedrichshain-Kreuzberg

Pressemitteilung Nr. 174 vom 20.06.2024

Friedrichshain-Kreuzberg setzt auf die Prävention von Kinderarmut im Bezirk. Dazu wird aktuell eine integrierte bezirkliche Strategie erarbeitet.

Max Kindler, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit: „Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in unserem Bezirk, die in Armut leben ist hoch, viel zu hoch. Die Kinderarmutsgefährdungsquote ist in Deutschland und auch im Bezirk seit fast zwei Jahrzehnten auf hohem Niveau. Oft wird Armut vererbt und die Statistik zeigt, dass gerade Kinder mit Migrationshintergrund von Armut bedroht sind. Daher ist es so wichtig Chancengerechtigkeit für jedes Kind zu schaffen. Nur gemeinsam können wir im Bezirk eine Strategie entwickeln und umsetzen, welche die Situation für armutsgefährdete Familien deutlich verbessert. Dafür bilden wir ein starkes Netzwerk innerhalb des Amtes und mit freien Trägern, um allen Kindern und Jugendlichen im Bezirk Perspektiven der Teilhabe, Bildung, materielle Versorgung und ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“

Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie: „Die Berliner Strategie gegen Kinderarmut ist eine wichtige Aufgabe im Zusammenspiel mit den Bezirken und der Senatsbildungs- und Familienverwaltung. Mit zusätzlichen Mitteln in diesem Jahr von insgesamt 1,2 Millionen Euro an die Bezirke stärken wir die Arbeit vor Ort. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zeigt mit lebenspraktischen Angeboten, wie eine gelingende Kooperation auch zwischen dem Jugend-, Gesundheits- und Schulbereich gestaltet werden kann. Im Fokus liegt dabei die frühe Präventionsarbeit von Kindern, Jugendlichen und Familien. Dieses Projekt zeigt, wie partizipative Angebote junge Menschen befähigen, ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten.“

Zentrales Anliegen der Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut ist es, gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen zu schaffen. Um dies zu erreichen, sind gute Rahmenbedingungen vor Ort, im Kiez und im Bezirk erforderlich.

In diesem Jahr kann Friedrichshain-Kreuzberg mit Mitteln der Berliner Strategie gegen Kinderarmut gezielt Projekte im Bezirk zur Kinderarmutsprävention unterstützen. Ein gefördertes Projekt ist in der Bezirksregion Tempelhofer Vorstadt im südlichen Kreuzberg angesiedelt, wo Kinder- und Familienarmut sehr unterschiedlich verteilt ist. Im Planungsraum Graefekiez, speziell im Bereich der Altbau-Blockrandbebauung, gibt es eine sehr niedrige Quote an Kinderarmut. Einige Straßen weiter, in der Werner-Düttmann-Siedlung, ist die Kinderarmutsrate jedoch um ein Vielfaches höher. Um alle Jugendlichen im Kiez zu erreichen, hat das Projekt P.R.O Graefe-Kiez-AG in Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk Graefe-Kiez und dem LOA Sozial- & Kulturförderung e.V. die „Bildungsreise 2023“ umgesetzt. An der Bildungsreise nahmen Schülerinnen und Schüler des Jugendtreffs Drehpunkt, der Albrecht-von-Graefe-Schule, des Robert-Koch-Gymnasiums und des Hermann-Hesse-Gymnasiums teil. Während dieser Reise erarbeiteten die teilnehmenden Jugendlichen verschiedene Prototypen zur Bewältigung der Herausforderungen im Graefekiez.
Unter dem Motto „Lernen im Kiez – Lernen vom Kiez“ soll außerdem ein gemeinsames Kiezfest am 26. Juni 2024 umgesetzt werden. Ziel des Projekts ist es, Maßnahmen zu stärken, die Kinder und Jugendliche fördern, indem Wissen zur Persönlichkeitsentwicklung, Rollenfindung und organisatorischen Zusammenarbeit vermittelt wird, um individuelle und gemeinsame Ziele zu erreichen. Dabei wird auf niederschwellige Weise das Wissen zur Veränderung der eigenen Lebensrealität gefördert. Kindern und Jugendlichen werden Handlungsfelder aufgezeigt, die ihnen einen Perspektivenwechsel ermöglichen und ihnen Wege zu einer besseren Zukunft eröffnen.

Hintergrund
In Friedrichshain-Kreuzberg leben 23,2 Prozent der Kinder unter 15 Jahren in einer Bedarfsgemeinschaft, in der eine Person Leistungen nach Sozialgesetzbuch II bezieht. Damit gelten sie als von Kinderarmut betroffen.
Kinder und Jugendliche gelten ebenfalls als armutsgefährdet, wenn in ihren Familien weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Bundesmedian) zur Verfügung steht. So betrachte man zum Beispiel einen alleinerziehenden Elternteil mit einem Kind (unter 14 Jahre) und einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.546 Euro als arm.

Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen haben eingeschränkte Möglichkeiten, an Freizeitaktivitäten, Sportvereinen oder kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen, was zu sozialer Isolation führen kann. Oftmals fehlt es ihnen an grundlegenden Dingen wie geeigneter Kleidung, Schulmaterialien oder einem ruhigen Platz zum Lernen. Darüber hinaus sind Kinder aus einkommensschwachen Familien häufiger von gesundheitlichen Problemen betroffen, darunter Übergewicht und chronische Krankheiten und erhalten oft unzureichende medizinische Versorgung. Der armutsbedingte Stress erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.
Besonders betroffen sind auch die Bildungschancen dieser Kinder: Sie besuchen seltener Gymnasien und sind häufiger von Schulabbrüchen betroffen.

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