Einweihung der Gedenkstele „Koloniale Verstrickungen des Museums für Völkerkunde“
Pressemitteilung Nr. 248 vom 07.11.2022
Es wird eine Gedenkstele zu den Kolonialen Verstrickungen des ehemaligen Museums für Völkerkunde in der Stresemannstraße eingeweiht.
Wann? Mittwoch, 16. November 2022, 16:30 Uhr
Wo? Ecke Stresemannstraße/Niederkirchnerstraße, 10963 Berlin
Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann: „Diese Gedenktafel offenbart, dass sich die gewaltsame deutsche Kolonialgeschichte auch direkt im Herzen unseres Bezirks entfaltet hat. Das Völkerkundemuseum war mit seiner rassistischen Forschung, den imperialistischen Sammelmethoden und Ausstellungen im Grunde ein einzigartiges Raubkunst-Depot. So müssen wir uns als Stadtgesellschaft heute auch mit der Geschichte der Objekte kritisch auseinandersetzen und hinterfragen, durch welche Menschen, Methoden und Systeme koloniales Unrecht entstanden ist und wie sich das auf die Geschichte des Bezirks ausgewirkt hat.“
Im Jahr 1886 wurde das Museum für Völkerkunde eröffnet, welches die Ethnologischen Sammlungen des Deutschen Kaiserreichs beherbergte und präsentierte. Ein Großteil der Objekte hatte eine problematische Provenienz: sie kamen als Kriegsbeute und Raubgut aus kolonialisierten Regionen oder wurden unter Wert angekauft. Zudem wurden menschliche Überreste, auch aus kriegerischen Kontexten gegen kolonialisierte Menschen, für rassistische Studien missbraucht.
Das Museum für Völkerkunde war ursprünglich in Kreuzberg und befand sich am heutigen Parkplatz des Martin-Gropius-Baus. Dort wurde 2009 eine bezirkliche Gedenktafel zu Ehren des Gründungsdirektors Adolf Bastian eingeweiht, welche den kolonialen Kontext des Museums weniger berücksichtigt. Die neue Gedenktafel nimmt die kolonialen Verstrickungen stärker in den Fokus und beleuchtet damit ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Kolonialgeschichte des Bezirks.
Die Einweihungsfeier ist eine Kooperation des Bezirksamts mit dem Projekt „Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt“.
Es sprechen: Clara Herrmann (Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg), Dr. Ibou Diop (Stadtmuseum/Dekoloniale), Mnyaka Sururu Mboro (Berlin Postkolonial) und Prof. Dr. Bénédicte Savoy (Technische Universität Berlin).
Musik von „Sauti é Haala“: Die Musiker*innen Zaida Horstmann und Abdou-Rahime Diallo setzen sich mit ihrer Musik kritisch mit Kolonialitäten, Rassismuserfahrung auseinander und beschäftigen sich auf der anderen Seite mit Spiritualität, Liebe, Lebens- und Gesellschaftsparadigmen des Globalen Südens und seinen Diasporas.
Diese Gedenktafel wurde im Rahmen des bezirklichen Diversity-Gedenkens umgesetzt, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, bislang wenig repräsentierte Perspektiven im Stadtraum und der öffentlichen Erinnerungskultur sichtbar zu machen. Sie entstand in Zusammenarbeit mit Berlin Postkolonial e.V.
Medienkontakt
presse@ba-fk.berlin.de
Telefon: (030) 90298-2843