Einweihung von drei neuen Gedenktafeln zu Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Friedrichshain-Kreuzberg
Pressemitteilung Nr. 127 vom 17.07.2020
„Es ist unsere Verpflichtung als Bezirk, auch die dunklen Seiten der Bezirksgeschichte aufzuzeigen. Mitten in Friedrichshain-Kreuzberg, erkennbar für die Menschen in der Nachbarschaft und in den betreffenden Betrieben, fand an mehreren Orten Zwangsarbeit statt. Mit den neuen Gedenktafeln erinnern wir an das Unrecht, das Menschen hier ganz in unserer Nähe angetan wurde, an Unterdrückung und Ausbeutung. Geschichte ist immer auch Verpflichtung für die Gegenwart. Deshalb machen wir das Vergangene sichtbar“, so Kulturstadträtin Clara Herrmann.
Clara Herrmann wird die drei neuen Gedenktafeln einweihen. Die Veranstaltung wird musikalisch von Yannic Rösch, Saxophon, begleitet.
1. Treffpunkt: Knorr-Bremse
• Dienstag, 21. Juli 2020, 15.00 Uhr bis circa 15.30 Uhr
• Neue Bahnhofstraße 9, 10245 Berlin
Die Gedenktafel wurde aufgrund eines Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg errichtet.
Zur Zwangsarbeit bei Knorr-Bremse:
In der NS-Zeit wurde das im Jahr 1905 in der Neuen Bahnhofstraße 9-17 von Georg Knorr gegründete Unternehmen mit einer eigenen Rüstungsabteilung Teil der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Seit 1939, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs, beschäftigte Knorr-Bremse zivile Zwangsarbeiter*innen aus West- und Osteuropa in der Rüstungsproduktion. Sie kamen aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Polen, Serbien, Tschechien und Ungarn. Ab 1942 setzte das Unternehmen vermehrt „Ostarbeiter“, das heißt Menschen aus Russland und der Ukraine, ein. Der Großteil der mehr als 1.000 Zwangsarbeiter*innen wurde in fünf Barackenlagern in Lichtenberg untergebracht.
2. Treffpunkt: Zwangsarbeit bei Salamander
• Dienstag, 21. Juli 2020, 16.15 Uhr bis circa 16.45 Uhr
• Köpenicker Straße 6a/7, 10997 Berlin
Vera Friedländer, die als Zwangsarbeiterin bei Salamander tätig sein musste, hat die Gedenktafel angeregt. Die Eröffnung erfolgt gemeinsam mit zwei ihrer Angehörigen.
Zur Zwangsarbeit bei Salamander:
Während der NS-Zeit wurde der Schuhhersteller Salamander AG, der seit 1906 einen Reparaturbetrieb in der Köpenicker Straße 6a/7 betrieb, vom NS-Staat mit der Lagerung und Instandsetzung gebrauchter Schuhe beauftragt, die zu großen Teilen aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern stammten. Bei den Reparaturarbeiten in Kreuzberg setzte das Unternehmen etwa 50 bis 60 zivile Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene ein. Die Arbeit war schwer und oft ohne geeignetes Werkzeug auszuführen. Im März 1945 wurde das Gebäude bei einem alliierten Luftangriff von einer Bombe getroffen und teilweise zerstört. Die Zwangsarbeiter*innen wurden infolgedessen an anderen Orten eingesetzt.
3. Treffpunkt: Die Kommandantur Stalag III D
• Dienstag, 21. Juli 2020, 17.30 Uhr bis circa 18.00 Uhr
• Blücherplatz 1, 10961 Berlin
Die Erneuerung der Gedenktafel wurde von der Gedenktafelkommission Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen.
Zur Kommandantur STALAG III D:
Zwischen 1940 und 1945 befand sich am heutigen Blücherplatz 1, der ehemaligen Belle-Alliance-Straße 3-5, die Verwaltungszentrale, die sog. Kommandantur, des Stammlagers (Stalag) III D. Diese Dienststelle der Wehrmacht koordinierte den Einsatz von zeitweise über 56.000 Kriegsgefangenen in Berlin. Außerdem befand sich hier und am Tempelhofer Ufer eine Abteilung des militärischen Geheimdienstes. Sie verfolgte Kontakte von Kriegsgefangenen mit Deutschen oder mit ausländischen Zivilarbeiter*innen.
Praktische Hinweise zur Veranstaltung:
Bei den Anfangszeiten für den 2. und 3. Treffpunkt (Köpenicker Str. 6a/7 und Blücherplatz 1) können sich leichte zeitliche Verzögerungen ergeben.
Um die Einhaltung der Abstandsregelungen gewährleisten zu können, ist die Teilnehmendenzahl begrenzt. Deshalb ist eine verbindliche Anmeldung für die einzelnen Treffpunkte bei der Geschäftsstelle Gedenktafelkommission Friedrichshain-Kreuzberg bis 20. Juli 2020, 16:00 Uhr, per E-Mail an gedenktafeln@fhxb-museum.de erforderlich.
Auch hier gilt: Bitte bei der Veranstaltung einen Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Teilnehmenden einhalten und einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Ansprechpartner*innen
Dominik Krejsa
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