Südliche Friedrichstadt wird städtebauliches Erhaltungsgebiet
Pressemitteilung Nr. 63 vom 04.04.2019
Die südliche Friedrichstadt in Kreuzberg ist künftig in ihrer städtebaulichen Eigenart nach § 172 As. 1 Satz 1 Nr 1 Baugesetzbuch geschützt. Die Begrenzung des zukünftigen Erhaltungsgebietes orientiert sich an der baulichen Entwicklung im Rahmen der Internationalenden Bauausstellung 1987. Der Geltungsbereich umfasst die drei Teilbereiche Askanischer Platz, Südliche Friedrichstadt und Luisenstadt. Im Zuge dessen wird eine Studie beauftragt, die Kriterien zur städtebaulichen Gestalt und zum Ortsbild für die zukünftige Bewertung von baulichen Veränderungen und deren Umsetzung in der Verwaltungs- und Genehmigungspraxis untersucht.
„Die Erhaltungssatzung ist die ideale Ergänzung zum Milieuschutz. So können wir nun auch die städtebauliche Eigenart der Südlichen Friedrichstadt schützen. Das historische Erbe insbesondere der IBA bauten ist auch ein soziales. Die Erhaltungssatzung ist dringend notwendig, um den sozialen Zusammenhalt im Kiez zu sichern. Es gab bereits Investorenpläne, ganze Blöcke umzustrukturieren und damit Mieter*innen zu verdrängen.“, erklärt Baustadtrat Florian Schmidt.
Mit diesem Aufstellungsbeschluss können Anträge auf Neubau, Rückbau, Änderung oder Nutzungsänderung baulicher Anlagen im Baugenehmigungsverfahren zur Sicherung der Erhaltungsziele für einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten befristet zurückgestellt werden. Handelt es sich nicht um eine Maßnahme, die eines Baugenehmigungsverfahrens bedarf, kann anstelle der Aussetzung des Verfahrens eine vorläufige Untersagung erfolgen.
Zum Schutz der städtebaulichen Eigenart kann die Genehmigung versagt werden, wenn eine bauliche Anlage allein oder im Zusammenhang mit anderen baulichen Anlagen das Ortsbild, die Stadtgestalt oder das Landschaftsbild prägt oder sonst von städtebaulicher Bedeutung ist und sich die beantragten Maßnahmen nicht in die Umgebung einfügen. Die Genehmigung zur Errichtung baulicher Anlagen darf versagt werden, wenn die städtebauliche Gestalt des Gebiets durch die beabsichtigte bauliche Anlage beeinträchtigt wird.
Weitere Informationen zum Thema Erhaltungsgebiete gibt es auf der der Webseite des Bezirksamtes.
Hintergrund
Die barocke Friedrichstadt gehörte einst zum pulsierenden Zentrum der alten Reichshauptstadt und wurde 1945 fast vollständig zerstört. Bis Mitte der 1970er Jahre war dieses Innenstadtgebiet nur teilweise und sehr zögerlich wiederaufgebaut worden.
Im Rahmen der international anerkannten „Internationale Bauausstellung 1987“ (IBA ’87) wurde für die südliche Friedrichstadt exemplarisch das Ziel verfolgt, die historisch gewachsene Stadtstruktur der barocken Friedrichstadt durch Einfügen von Neubauten (Stadtreparatur) im Kontext der ortsspezifischen Lage (Stadtrandlage an der Mauer) zu „reparieren“ und zu ergänzen. In diesem Rahmen wurde eine Vielzahl an Neubau-Projekten als Ergänzungsbauten sowie die Bebauung ganzer Blöcke in der südlichen Friedrichstadt errichtet. Diese Vorhaben griffen beispielhaft den historischen Stadtgrundriss, die Blockrandbebauung mit traditioneller Blockkante, das Prinzip der Innenhöfe und die Berliner Traufhöhe auf und transformierten diese städtebaulichen Merkmale in die damalige Zeit.
Die Neubau-Projekte der IBA 87 prägen in ihrem Umfeld die städtebauliche Eigenart, erkennbar vor allem im Zusammenspiel zwischen ausgebildeten städtebaulichen Strukturen und architektonischen Merkmalen. Damit haben sie eine wichtige Funktion im städtebaulichen Kontext.
Städtebaulich gesehen wurde der historisch gewachsene Stadtgrundriss (Blockrandstruktur) durch Einfügen von Neubauten im Kontext der umgebenden Bebauung und ortsspezifischen Geschichte ergänzt, teilweise im bewussten Umgang mit dem Bestand weiterentwickelt sowie im Umgang mit Blockrand und Traufhöhe variiert.
Die Neubau-Projekte haben daher mehrheitlich eine öffentliche, dem Straßenraum zugewandte und eine private, ruhige Hofseite. Diese Strukturen prägen die Stadtgestalt in der südlichen Friedrichstadt und bieten ein vielfältiges und facettenreiches Nutzungsangebot für die Anwohner*innen.
Ansprechpartnerin
Sara Lühmann
Pressesprecherin
Telefon: (030) 90298-2843