In meinem letzten Bericht, möchte ich den Schwerpunkt auf ein Exkursionsziel legen und von einem urbanen Stadtplatz mit dezentrale Regenbewirtschaftung berichten, welchen ich bereits 2017 kurz nach der Realisierung schon einmal besichtigt hatte. Dieser Stadtraum „Tåsinge Plads“ befindet sich jedoch weder in Lund noch in Malmö, sondern in Østerbro, einem Bezirk in Kopenhagen und ist gleichzeitig der erste klimaangepasste Stadtraum des Straßen-und Grünflächenamtes der Stadt Kopenhagen. Dank einem sehr spontanen Austausch mit A. Dam, Professor der Universität Kopenhagen, bekam ich nähere Informationen zur Entwicklung, Pflege und Unterhaltung der Bepflanzung des nun knapp zehn Jahre alten Stadtplatzes. Auf diesem urbanen Freiraum, so Dam, ist der Regen herzlich willkommen. Hier wurden 7.500 m2 Fahrbahnfläche und andere befestigte Flächen sowie knapp 3.000 m2 Dachflächen von der Kanalisation abgekoppelt. Der Tåsinge Plads verbindet die technischen Anforderungen der Regenwasserbewirtschaftung mit dem Wunsch der Anwohner*innen, nach einer grünen Oase und einem lokalen Begegnungsraum. Der Tåsinge Plads, so Dam, ist das Ergebnis eines engen Dialogs mit den Anwohner*innen des Platzes und umfasste mehr als nur eine Reihe von öffentlichen Versammlungen. Während des Baufestivals im Jahr 2013 wurden gemeinsam, temporäre Stadtmöbel entworfen und gebaut. Die Möbel wurden auf dem Platz installiert, um die Auswirkungen von Verkehr, Zugänglichkeit und sozialen Aktivitäten zu testen. Mehr als 1000 m2 versiegelte PKW-Parkplatzfläche wurden in eine große Grünfläche umgewandelt, die jetzt Teil des urbanen „Parkplatzes“ sind. Es wurden größtenteils recycelte Materialien verwendet.
Das Projekt wurde außerdem hinsichtlich der Pflanzenverwendung von der Universität Kopenhagen begleitet und betreut, um die Entwicklung der tatsächlich gepflanzten zukunftsfähigen Stadtbäume und klimaresilienten Stauden über mehrere Jahre hinweg zu sichten und zu evaluieren. Nach nun knapp 10 Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass die artenreiche Pflanzenverwendung der Regengärten nicht wirklich erfolgversprechend war, sondern sich nur die wirklich salz- -und stresstoleranten Stauden wie u.a. Alchemilla mollis, Deschampsia ces. ‘Tardiflora’ und Lysimachia punctata, mit tiefen Wurzeln sich bewährt hatten. Bei den Stadtbäumen etablierten sich vor allem die schnellwachsende Bäume wie u.a. Alnus spaethii, Salix alba ‘Saba’ und Acer campestre ‘Queen Elisabeth’, da diese Bäume am besten von der Bewässerung der Gießsäcken profitierten. Die derzeitige Grünflächenunterhaltung- und Pflege wird aktuell vom Bezirk mit drei Gärtner*innen gepflegt.
Die Reinigungsintervalle finden einmal pro Woche statt. Der gegenwertige Zustand gleicht einer öffentlichen Grünanlage mit einer Pflegekategorie „Premiumfläche“ und ist mittlerweile eher ein dichtverwachsener urbaner Hain. Ähnlich wie auch der Neptunigatan in Malmö, müssen die Stadtbäume und Stauden nicht mehr zusätzlich bewässert werden, sondern kommen mit dem jährlichen Niederschlag von 650 mm aus. Der jährliche Rückschnitt erfolgt mittlerweile ebenfalls durch das Grünflächenamt und wird drei Gärtner*innen gepflegt. Hierbei bekommen sie oft, die Unterstützung von freiwilligen Helfer aus der Nachbarschaft.
Nach meiner gestrigen Abschlusspräsentation mit Projektberichten aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Berlin, beendete ich am Vormittag meine lehrreiche Hospitation im Format einer kleinen Feedbackrunde. Gerade überquere ich mit dem Zug die Öresundbrücke und nehme mir nochmal die Zeit, einen Blick zurück auf Malmö/Lund und auf einen lehrreichen Wissensaustausch im Rahmen des EU-Hospitationsprogramms zu blicken. An dieser Stelle auch ein ganz besonderer Dank bzw. „Tack så mycket“ an alle, die mir diesen EU-Austausch möglich gemacht haben.