Die faszinierenden zwei Wochen im „Inner Circle“ des Magistrats 41 – Stadtvermessung sind nun zu Ende. Ohne pathetisch klingen zu wollen, muss ich die unglaubliche Freundlichkeit, gepaart mit profundem Fachwissen, erwähnen, die ich durchgehend erfuhr und sehr genoss! Herr Hubert Lehner und sein Team ermöglichten mir durch ihre durchdachte Organisation meines Aufenthalts eine rundum Einsicht in Fachbereiche der Kartographie & GIS, Photogrammetrie & Airborne Laserscanning, Innovation & IKT sowie 3D-Modellierung & 3D-Services. Herzlichsten Dank dafür.
In der Abteilung der Stadtvermessung unter der Leitung von Dr. Lionel Dorffner gibt es eine thematische Trennung der Fachbereiche in projektbezogene Tätigkeiten und Geobasisdaten:
** Projektbezogenen (anlassbezogene) Tätigkeiten* gliedern sich in Fachbereiche Baustellenvermessung, Rechtliche Vermessung (Flurstückvermessung) und Technische Vermessung (Bestandspläne, Lage- und Höhenpläne).
* Die Geobasisdaten sind in Terristrische bzw. Mehrzweckkarte-Vermessung, Kartographie & GIS, Photogrammetrie & Airborne Laserscanning, Innovation & IKT sowie 3D-Modellierung & 3D-Services organisiert.
Die Besonderheit der Geodaten der MA 41 ist deren Genauigkeit, Detailreichtum und die laufende Aktualisierung, die intern erfolgt und nicht an externe Dienstleister verlagert wird, außer der extern erzeugten Luftbilder (Photogrammetrie) und der Punktwolken (Laserscandaten).
Die „Produkte“, die in der MA 41 entstehen und aufeinander aufbauen, sind:
Mehrzweckkarte (MKZ) als Basiskarte (Naturstandsvermessung bzw. -erfassung) und die daraus abgeleitete Flächenmehrzweckkarte (FMZK) wird mittels Luftbildinterpretation an digitalen Stereoauswertestationen händisch im Fachbereich Photogrammetrie & Airborne Laserscanning erzeugt. Die MKZ ist genauso für die Erstellung des digitalen Geländemodells als auch für die Konstruktion des Dachmodells essenziell. Eine Weiterbearbeitung in kartografischer Sicht sowie die von anderen Abteilungen des Magistrats gewünschte GIS-Analysen sind im Fachbereich Kartographie & GIS angesiedelt. Die FMZK ist die Hintergrundkarte des Kartenportals „Stadtplan Wien“.
Im Fachbereich unter der Leitung von Hubert Lehner entstehen die weiteren Modellierungen: Im digitalen Geländemodell (DGM) werden geländerelevante Punkte und Linien wie bspw. Böschungskanten, Uferlinien, Stützmauern mit Ober- und Unterkante aus der MZK sowie Laserscandaten händisch abgeleitet.
Die Baukörpermodelle (LoDs, die teilweise 2.4 Detailtiefe für ausgewählte Bereiche aufweisen) werden aus dem Grundriss der einzelnen Gebäudeteilflächen der FMZK erzeugt. Die Höhe der einzelnen Gebäude wird mittels Luftbildauswertung erfasst, die aus denselben Luftbildern ermittelt wird, die auch für die Aktualisierung der MZK verwendet werden.
Die Dachmodelle, Brücken und sonstige Objekt der Stadt werden mit 3D-Studio und der Erweiterung citygrid.max zeitintensiv und händisch nachgebildet. Die Datengrundlage hierfür besteht aus der MZK, Laserscandaten, Luftbildaufnahmen und Straßenbefahrungsdaten (auch Kappazunder genannt, was Koryphäe bedeutet). Nach Fertigstellung werden diese als Citygml exportiert und in das 3D-Portal Stadtplan3D importiert.
Intern sind weitere Modellierungen im Aufbau wie Storymaps (Radweg) für ÖA, S- und U-Bahntrassen, Untergrundinfrastruktur, geologische Strukturkarten aber auch die testweise Einbindung der Sensordaten von Smart Metern (öffentliche Gebäude), die in Zusammenarbeit mit der IT erfolgt. Geplant ist die Zurverfügungstellung der städtebaulichen Bauprojekte für die breite Öffentlichkeit. Die 3D-Services erzeugen auf Anfrage Fotomontagen, Vorher-Nachher-Vergleiche, BIM-Objekte und BIM-Modelle, valide Sichtbarkeitsanalysen. Auch hausintern werden druckfertige Dateien für den 3D-Druck angefertigt.
Ein weiteres Projekt ist der digitale geoZwilling bestehend aus einer zentralen Geodatenbank, in der Ergebnisse der Terrestrischen Vermessung, der Photogrammetrie, des Airborne Laserscannings, des Mobiles Maping Systems (Straßenbefahrung), KI & noch Unbekanntes abgelegt werden. Daraus soll eine 3D-Datenbank entstehen, aus der die MZK, FMZK, basemape, DGM und 3D-Stadtmodell abgeleitet werden kann und nicht umgekehrt, wie es jetzt noch Status quo ist. Geplant ist dieser Systemwechsel für Ende 2026.
Mikroklima-, Wind-, Schallausbreitungs- oder Hochwassersimulationen müssen entweder extern vergeben werden oder es werden entsprechende Tools eingekauft, die solche Ergebnisse für die 3D-Visualisieren liefern.
Inspirierend ist der Fachbereich der Innovation und IKT unter der Leitung von Lother Eysn, der sich agil, innovativ und verändernd den Erfordernissen der technischen Herausforderungen stellt. Ein sehr spannendes Projekt ist Detekt, eine moderne Geodatenplattform zur Objekt-, Oberflächen- und Schadenserkennung eingebettet in Mobile Mapping Daten. Sie arbeitet mit Bild-, LiDAR- und GIS-Daten. Mithilfe von KI erkennt Detekt Straßenschäden, Verkehrszeichen und Bodenmarkierungen im öffentlichen Raum und liefert für jede Detektion den exakten Standort und die Abmessungen. Eine integrierte Annotations- und Trainingsfunktionalität ermöglicht die Erkennung beliebiger Objekte oder Oberflächen ohne notwendige Machine Learning-Vorkenntnisse. Über 6000 Straßen und Gehwegschaden-Flächen wurden hierfür digitalisiert und zum Lernen der Software eingespeist.
Viele Prozesse der Datenerzeugung und -konvertierung werden durch FME (Feature Manipulation Engine) begleitet. CAD- oder BIM-Daten, Web-Dienste oder nicht-räumliche Daten aus Excel oder unstrukturierten Textdateien werden in die verschiedenen ArcGIS Produkte integriert. Den Mitarbeitenden werden FME-Schulungen ermöglicht.
Betonen möchte ich die gelebten flachen Hierarchien und die ernsthafte Wertschätzung gegenüber dem Fachwissen und der Fachkenntnis der Mitarbeitenden, die auch vielseitig und individuell gefördert werden. Vor Beginn meiner Hospitation hatte ich eine Ahnung über gewisse Besonderheiten, aber diese wurde vielfach übertroffen!