Am Dienstag war ich mit meinem Kollegen Andrew im Zentrum des Stadtteils Edgware in Barnet. Hier soll anstelle eines Einkaufszentrums ein Projekt mit 30 Wohntürmen entstehen. Dort trafen wir eine Gruppe besorgter Anwohner, die ihre Bedenken gegen das Projekt vortrugen. Die Bandbreite reichte von Zustimmung in kleinerem Rahmen bis hin zur absoluten Ablehnung des Projekts. Andrew hörte sich alle Bedenken an, stimmte in vielen Punkten zu, machte aber auch klar, dass das Projekt fortgeführt wird.
Den Mittwochvormittag verbrachte ich mit den Kollegen der Policy Group. Diese erarbeiten auf der Grundlage des sogenannten London Plan einen Barnet Plan. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Maßnahmen, Zielen und Empfehlungen für die integrierte Entwicklung des Bezirks.
Am Nachmittag hielt ich meinen Vortrag über das Planungssystem in Deutschland und beschrieb meine Aufgabe in der Verwaltung. Nach dem Vortrag entwickelte sich eine Diskussion über das Verständnis von Planung. Während in Deutschland die Bauleitplanung die städtebauliche Entwicklung sehr detailliert steuern kann und die Planung auch stark einschränkt, wenn sie nicht für notwendig erachtet wird, versuchen die Planer im Borough of Barnet Projekte zu ermöglichen und Vermittler von Veränderungen zu sein. Dies führt dazu, dass viele Bauprojekte ermöglicht werden, aber ich hatte auch den Eindruck, dass sich einige städtebauliche Projekte sehr stark von den bestehenden Stadtstrukturen abheben und ein kohärentes Placemaking sehr herausfordernd wird.
Am Donnerstagmorgen traf ich mich mit meiner Kollegin Basya, die im Enforcement-Team arbeitet. Wir fuhren mit ihrem Auto durch den Bezirk, um die Beschwerden der Anwohner zu bearbeiten. Wir waren fast ausschließlich bei Reihenhäusern oder Einfamilienhäusern, wo es Nachbarschaftskonflikte gab, die stark an ähnliche Konflikte in Deutschland erinnerten. Es ging um verwilderte Vorgärten, zu hohe Gartenzäune und Fenster, die ohne Genehmigung zum Nachbargrundstück hin gebaut wurden. Auch wenn es spannend war, diesen Teil der Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, bin ich doch froh, dass ich mich in Deutschland nicht damit beschäftigen muss, denn die Stimmung war teilweise sehr aufgeheizt.
Am Donnerstagnachmittag war ich bei der Bürgermeisterin von Barnet zum Tee eingeladen. Es war ein überraschend entspanntes Gespräch, bei dem es nicht nur um Stadtplanung ging, sondern auch um Essensvorlieben, Reisen und die Arbeit der Bürgermeisterin.
An meinem letzten Tag, dem Freitag, lud mich mein Kollege Ashley vom Development Management Team zu einem Spaziergang durch den Hampstead Garden Suburb ein, ein britisches Gartenstadtprojekt aus dem frühen 20. Jahrhundert, das durch seine Ruhe und Schönheit besticht. Nach dem Spaziergang kehrten wir in einem Pub ein, eine weitere Kollegin gesellte sich zu uns, und wir tranken ein Pint Bier, um meinen Aufenthalt im Bezirk ausklingen zu lassen.
Es war eine einzigartige Erfahrung, die mich sowohl beruflich als auch persönlich sehr bereichert hat. Farewell, Barnet, ich komme sicher wieder!