Last but not least: Die Hospitation geht in die Endrunde und steht somit kurz vor dem Abschluss. Inzwischen freue ich mich riesig auf Zuhause, bin aber gleichzeitig froh, die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, gehabt zu haben. Ein bisschen schade ist, dass so langsam alles vertrauter geworden ist und nun auch schon mal private Gespräche zustande kamen. Kaum ist man richtig angekommen , muss man auch schon wieder weg. Aber so ist das nun mal mit Austauschprogrammen. Die Erfahrung und die Horizonterweiterung nehme ich natürlich mit.
Die letzte Woche steht den anderen in nichts nach. Ich lerne wieder neue Bereiche kennen. Diesmal den Fachbereich „family solutions“, hier wird, wie der Name schon sagt, nach Lösungen für Familien gesucht und das Team „children with disabilities“, also dem Team für Kinder mit Behinderungen. Den Bereich „familiy solutions“ besuche ich nicht persönlich, weil das Team an einem anderen Standort sitzt. Der Standortleiter bringt mir die Arbeitsweise in einer Videokonferenz näher. Neben dem „family solutions“ Team befindet sich auch noch das „family centre“, also das Familienzentrum, an einem anderen Standort. Diese räumliche Aufteilung soll signalisieren, dass es sich um eine niedrigschwellige Unterstützung handelt. Ausserdem sollen die Eltern sich bewusst sein, dass das Angebot „consent-based“, also freiwillig ist. Auch in England haben es Sozialarbeiter im Jugendamt mit vielen Vorurteilen zu tun. Die ganze Arbeit und Bemühungen rund um Familien mit Unterstützungsbedarf kommt auch hier in der Öffentlichkeit nicht immer richtig an.
Aber zurück zu den Fachbereichen: Im „family solutions“ Team bekommen Familien Unterstützung, die nicht im Kinderschutz angesiedelt sind. Die Methoden sind wie bei uns: Hier sind zum Beispiel der Systemische oder Ressourcen orientierte Ansatz zu nennen. Die Hilfekonferenzen nennen sich TAF (Team around the Family). Hier werden die Unterstützungsmaßnahmen geplant.
Neben den ambulanten Hilfen gibt es noch das Familienzentrum mit ähnlichen Angeboten wie in Deutschland. Einen großen Unterschied gibt es jedoch: Die Sozialarbeiter, die hier arbeiten, erstellen auch die vom Gericht in Auftrag gegebenen „parental ability assessments“, also Erziehungsfähigkeitsgutachten, nur psychiatrische Gutachten werden von Psychiatern durchgeführt.
Auch in das „children with disabilities“ Team konnte ich einen guten Einblick erhalten. In diesem Team bekommen sowohl Kinder mit körperlichen, aber auch mit seelischen Behinderungen Unterstützung. Die Sozialarbeiter gehen initial zum Hausbesuch und notieren, was die Familie als praktische Unterstützung benötigt. Bei körperlichen Behinderungen werden alle möglichen Hilfsmittel notiert und bewilligt. Das kann ein Spezialbett oder ein Rollstuhl sein. Wenn die Wohnung nicht behindertengerecht ist, dann wird nach einer passenden Wohnung gesucht. Während meiner Hospitation habe ich zwei Hausbesuche mitmachen können, beide Male bei körperlich und geistig behinderten Kindern. Die Familien werden sehr gut unterstützt. Für Kinder, die nicht in einer Regelschule beschult werden können, wird ausserdem nach einer alternativen Schule gesucht. Da die Nachfrage oft das Angebot übersteigt, ist das keine leichte Aufgabe. Das „children with disabilities“ Team ist übrigens das einzige Team, dass alle Bereiche abdeckt. Egal ob Kinderschutz ein Thema ist oder Gerichtsverfahren anhängig sind, hier ist immer ein einziges Team zuständig. Alle anderen Teams geben die Fälle an das jeweilige Team ab, sobald sich der „Level“, also der Gefährdungsgrad ändert.
Auch in der letzten Woche bin ich von dem Engagement und dem Einsatz der Kollegen beeindruckt. Auch wenn es Unterschiede gibt, sind auch einige Verfahrensweisen sehr ähnlich. Ein Vergleich der Fachbereiche ist lohnenswert und bietet für beide Seiten Potenzial für Verbesserungen. Insgesamt konnte ich meinen Erfahrungshorizont erweitern, daher bin ich wirklich froh, dass ich an der Hospitation teilnehmen konnte und möchte mich hiermit nochmals recht herzlich bei allen, die das auf deutscher und englischer Seite möglich gemacht haben, bedanken!
It was a great experience!
Thanks