Das Haus des Personals
Bild: Cordula Kaatz
Wien zeigt sich seit meiner Ankunft von seiner schönsten Seite. Es fasziniert mit schönem Spätsommerwetter und einem internationalen Straßenkünstlerfestival mit Akrobatik, Musik, Pantomime, Feuerspucken, Tanz, um nur einiges zu nennen.
Was mir als Berlinerin am ersten Tag auf dem Weg ins Büro sofort ins Auge fällt, ist die Sauberkeit der Stadt und der Wiener Charme. Beeindruckend, – kein Müll auf der Straße, die Menschen freundlich. Die Stadt wirkt am Montagmorgen eher beschaulich und die Menschen gelassen. Ja, Wien hat wiederholt den ersten Platz der lebenswertesten Stadt gewonnen.
Mein Einsatzort ist die Magistratsdirektion Personal und Revision im ersten Bezirk. Nach den Entwürfen des Wiener Architekten Ludwig Tischler ist dieses Mietpalais 1883 erbaut worden und es ist nun Sitz der Magistratsdirektion. Der Eingangsbereich des Haus des Personals hat einen wunderschönen Kuppeldurchgang mit Deckenmalerei und einem geschwungenen großzügigen Treppenhaus. Das Gebäude wurde von Grund auf saniert, modern ausgestattet und offen gestaltet. Ist das der allgemeine Standard oder liegt es daran, dass ich mich bisher nur im inneren Bereich der Stadt Wien und den Dienstgebäuden bewege?!
Sehr freundlich werde ich von Herrn Dr. Wimmer, verantwortlich für den internationalen Wissensaustausch begrüßt. Gleich wurde ich der Bereichsdirektorin Frau Dr. Schmied und, der Leitung der Organisation und Personalentwicklung Herrn Wagner und den Kollegen*innen vorgestellt.
Mein erster Termin führt zur Akademie der Stadt Wien. In Begleitung von Herrn Dr. Wimmer nehme ich an einem Dienstleistungsvorbereitungskurs teil.
Die Dienstprüfung ist Bestandteil des Arbeitsvertrages. Alle Bediensteten der Stadt Wien, – wie hier die Beschäftigten im öffentlichen Dienst genannt werden -, müssen innerhalb von 4 Jahren eine Dienstpostenprüfung absolvieren. Ziel ist, dass die Beschäftigte über alle relevanten magistratsweiten Angelegenheiten informiert sind und über ein Basiswissen verfügen, unabhängig von den spezifischen Erfordernissen der einzelnen Dienststellen. Abhängig von der Bediensteten- und Verwendungsgruppe beinhalten die Vorbereitungskurse 6 bis 21 Tage. In der Regel werden die Kurse einmal pro Woche angeboten. Die Themenbereiche reichen von der modernen Verwaltung, über Verwaltungsrecht, Dienstrecht, Wiener Stadtverfassung, Grundzüge des Vergaberechtes hin zu Bauvorschriften, Strafrecht und vielem mehr. Zur Vorbereitung erhalten die Beschäftigten Prüfungsurlaub. Ein negatives Ergebnis kann im Wiederholungfall zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses führen.
Trotzdem bleibt mir zunächst unklar, warum alle Bedienstete die Dienstpostenprüfung absolvieren müssen. Doch dann wird deutlich, wieso dieses Verfahren notwendig ist. In Österreich gib es keine Verwaltungshochschulen, Verwaltungsausbildungen, Verwaltungslehrgänge, die mit unseren Studiengängen und Ausbildungen vergleichbar sind.
Das heißt, die Stadt Wien stellt grundsätzlich Personal ohne Verwaltungskenntnisse ein und bietet den Newcomern eine geeignete Lernumgebung, um die erforderlichen Kenntnisse zu erwerben.
Cordula Kaatz