Farvel København. Vi ses!

Kopenhagen

Ich bin nun seit dem 28. Oktober zurück in Berlin und musste mich wieder an den Alltag hier gewöhnen. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Lene, meiner Mentorin, und allen MitarbeiterInnen des Ballerup Sprogcenters bedanken, die sich viel Zeit für mich genommen haben. Es war eine sehr spannende und informative Hospitation und ich konnte viele Ideen mit zurück nach Berlin nehmen. Einer der offensichtlichsten Unterschiede, die ich sofort für alle Angestellten übernehmen würde, ist die 37-Stunden Arbeitswoche.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Dänemark ist zwar streng bei den Einwanderungskriterien, aber wesentlich unbürokratischer in der Verwaltung, zumindest im Integrationskurssystem. Die deutlich reduzierte Bürokratie und die vertrauensvolle Kooperation mit den Kommunen ermöglicht es den Sprachschulen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich auf den Unterricht.

Ich möchte mich auch beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg für dieses Hospitationsprogramm bedanken. Die Möglichkeit, meine Tätigkeit im Kontext eines anderen Landes kennenzulernen, hat mir eine andere Perspektive auf meine alltägliche Arbeit in Berlin gegeben.

Ganz praktisch kann ich außerdem festhalten, dass ich eindeutig zu viel warme Kleidung mitgenommen habe. Das Wetter war unerwartet gut, teilweise Tage mit 19 Grad, geregnet hat es nur zwei-drei Mal. Gut, dass ich meine Gummistiefel zu Hause gelassen habe! Hier war, genau wie in Berlin, ein Jahrhundertsommer. So durchgehend warm war es seit Beginn der Wetteraufzeichnung nicht, wurde mir erzählt.

Mit Beginn der kalten Jahreszeit beginnen nun auch die Vorbereitungen für „Juletide“ – Weihnachten – genau wie in Deutschland dem wohl wichtigsten Fest des Jahres. Auch das Ballerup Sprogcenter organisiert jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier für alle Teilnehmenden, mit gemeinsamem Baumschmücken, Liederabend und viel „Hygge“.

Die „Hygge“ (in etwa Gemütlichkeit) ist eine Art dänisches Feng Shui und beginnt bei der Inneneinrichtung der Wohnung: schlicht und funktional, aber stilvoll. Die Beleuchtung spielt eine große Rolle: das Licht muss warm sein und die Glühbirne muss für das Auge versteckt bleiben, wie der dänische Designer Poul Henningsen schon in der Zwischenkriegszeit betont hat. Dieses gelbliche Licht, welches abends durch die Fenster schimmert, gibt der ganzen Stadt ein Gefühl von Behaglichkeit. Hygge ist aber auch ein Seelenzustand. Es ist hyggelig in angenehmer Gesellschaft ein Glas Wein zu trinken, aber auch alleine unter einer warmen Decke ein Buch zu lesen. Um dieses Konzept zu definieren, haben sich viele andere vor mir den Kopf zerbrochen, deswegen werde ich es dabei belassen. Fakt ist eins: Hygge muss jeder für sich entdecken.

Was nicht hyggelig ist, ist Autofahren in Kopenhagen. Parkplätze sind selten, parken ist trotzdem teuer und die Stadt ist voller Radfahrer. Diese haben absolute Priorität. Die Fahrspuren der Straßen sind ziemlich eng, weil der Fahrradweg fast genauso breit ist wie eine Autospur. Außerdem sind viele Radfahrer nachts mit sehr schlechter (oder keiner) Beleuchtung unterwegs. Der öffentliche Nahverkehr besteht aus einem ausgedehnten S-Bahn-Netz (s-tog), zwei U-Bahnlinien (voll automatisiert, ohne Fahrer), die gerade um zwei weitere Linien erweitert werden, und vielen Buslinien. Die Busse fahren aber genauso unzuverlässig wie in Berlin.

Durch Kopenhagen zu flanieren ist hingegen ein hyggeliger Genuss: kleine Butiken und Läden überall, die dänische Produkte verkaufen. Zu empfehlen ist auf jeden Fall die Jægersbrogade. Die Vielfalt spiegelt sich auch in den Supermärkten (mindestens 10 Supermarktketten!) wieder: weniger Produkte von großen Konzernen, mehr regionale oder skandinavische Produkte.

Entgegen meiner Erwartung habe ich aber nicht an jeder Ecke Danish Butter Cookies gefunden, sondern sehr leckere „kanelsnegle“ (Zimtschnecken). Danish Butter Cookies habe ich nur im Souvenir-Shop gesehen.

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