London Calling - Sara Lühmann
Bild: Sara Lühmann
Sara Lühmann arbeitet als Pressesprecherin im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg:
Der Countdown läuft: In einer Woche fliege ich nach London – nicht als Touristin, sondern als Hospitantin in der dortigen Verwaltung. Vier Wochen lang werde ich den Kolleg*innen in der Pressestelle des Bezirks Hammersmith & Fulham über die Schulter gucken und mir dabei hoffentlich eine Menge für unseren Arbeitsalltag in der Pressestelle hier in Friedrichshain-Kreuzberg abgucken können.
In London war ich zwar schon unzählige Male, aber bislang immer nur im Urlaub. Als Kurzzeitbewohnerin bekomme ich sicher noch ganz andere Einblicke ins Stadtleben. Bereits bei der Suche einer Unterkunft ist nochmal deutlich geworden, was ich insgeheim schon lange wusste: Die britische Hauptstadt ist ein wesentlich teureres Pflaster als die deutsche. Ein möbliertes WG-Zimmer mit Gemeinschaftsbad in Zone 1 (was das Äquivalent zu Tarifbereich A in Berlin ist) muss man mindestens 1.200 Euro bezahlen. Genau dafür erhalten wir im Rahmen des Programms „LoGo Europe“ ein Stipendium in Höhe von 1.500 Euro.
Im Endeffekt bin ich in der Nähe meiner Arbeitsstätte im Stadtteil White City fündig geworden – mit knapp 1.000 Euro für 27 Nächte ein echtes Schnäppchen. Dafür komme ich, sofern das berühmt-berüchtigte englische Wetter mitspielt, zu Fuß oder mit dem Rad ins Büro, so wie hier in Berlin auch.
Vor zwei Wochen gab es für alle Teilnehmer*innen des Austauschprogramms ein Vortreffen im schönen Schöneberger Rathaus mit Tipps und Informationen rund um die Hospitationen – mit erstaunlichen Parallelen zur Vorbereitung auf einen Schüleraustausch. Wie schon vor 20 Jahren beim Frankreichaustausch wurden wir darauf hingewiesen, dass wir im Ausland unser Land repräsentieren –und auf keinen Fall ein Gastgeschenk vergessen sollten. Manche Dinge ändern sich offenbar nie, egal ob man als Neuntklässlerin nach Blagnac fährt oder als Pressesprecherin nach London.
Ein Gastgeschenk für meine Londoner Mentor*innen habe ich in der Tat noch nicht besorgt. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was ich außer einer Flasche Kreuz-Neroberger mitbringen soll. Die Vorschläge reichen von Ampelmännchen-Souvenirs über Buddy-Bären bis hin zu Rausch-Schokolade, aber eigentlich würde ich gern etwas typisch Friedrichshain-Kreuzbergerisches übergeben.
Außerdem habe ich zu Hause schon angefangen, meinen Koffer vorzupacken. Das ist nicht ganz einfach, denn anders als für eine Urlaubsreise brauche ich bürotaugliche Kleidung. Beim Vorbereitungstreffen wurden wir extra gebeten, uns in der Partnerverwaltung adäquat zu kleiden – mit dem Hinweis, dass es in Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zwar in Ordnung sei, in Turnschuhen ins Büro zu kommen, am Austauschort aber möglicherweise eine striktere Kleiderordnung herrsche. Nun gut, zu Doc Martens wurde ja nichts gesagt. Oder ich mache es so wie die Engländerinnen und trage bis in den Winter hinein Sandalen. Die nehmen im Gepäck eh weniger Platz weg.