Praxistag bei der BSR

Schichtbeginn

Gemeinsam mit Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann und Annika Gerold, Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung und Umwelt, habe ich am Mittwoch, 31. Juli, als Praxistag eine “Tour in Orange” mit der Berliner Stadtreinigung absolviert – eine Hospitation, bei dem wir im Bereich Reinigung mitgearbeitet haben.

Wie die anderen Mitarbeiter*innen auf dem BSR-Hof in der Mühlenstraße in Friedrichshain sollten wir uns um 5.30 Uhr zum Frühschichtbeginn auf dem Gelände einfinden. Dort wurden wir von Dr. Sonja Witte, Leiterin des Stabsbereichs Strategie und Unternehmensentwicklung, und Marcus Baur, Einsatzleiter Personal und Technik des VR 1, mit einem Kaffee (den wir zu so früher Stunde dringend brauchten) begrüßt.

Am Standort Mühlenstraße arbeiten rund 300 Kolleg*innen. Etwa 30 Prozent des Personals im Bereich Reinigung sind Frauen. Die Einheiten VR 11 und VR 13, die am Standort beheimatet sind, sind für die Reinigung von Friedrichshain-Kreuzberg und Teilen von Mitte zuständig.

Wilhelmstraße

Während sich die anderen Gruppen bereits an ihren Einsatzfahrzeugen sammelten, saßen wir erstmal zu einer kurzen Besprechung im BSR-Dienstgebäude mit wunderbarem Blick auf die Spree und die Oberbaumbrücke zusammen. Neben den vielfältigen Herausforderungen beim Thema Sauberkeit im öffentlichen Raum in Friedrichshain-Kreuzberg ging es auch um Möglichkeiten für Nachtreinigungen und das neu angelaufene Projekt der Spielplatzreinigung durch die BSR.

Anschließend wurden wir drei mit Arbeitskleidung inklusive Arbeitsicherheitschuhen und Handschuhen ausgestattet und konnten als Teil des Teams Orange unsere Frühschicht beginnen.

In der Kantine nahm BSR-Kollege Stephan uns in Empfang. Stephan ist normalerweise mit seiner Gruppe am und rund um den Alexanderplatz im Einsatz. Der gelernte Zweiradmechaniker arbeitet seit fünfzehn Jahren bei der Stadtreinigung – in dritter Generation. Auch sein Vater und Großvater haben hier gearbeitet.

Franz-Klühs-Straße

Nachdem unser neu gebildetes Team das bereits mit den notwendigen Arbeitsutensilien ausgestattete Dienstfahrzeug auf dem Hof bestiegen hatte, ging es los in Richtung West-Kreuzberg.

Der erste Punkt unserer Tour war der Bereich Wilhelmstraße und Franz-Klühs-Straße, wo Stephan die Praktikant*innen in die Aufgaben und den Umgang mit Besen, Schippe, Rechen und Greifzange einwies und gleich Aufklärung zum Thema Arbeitsschutz leisten musste, nachdem ich hoch motiviert aber schlecht beraten anfing, Coffee-to-go-Becher händisch aufzusammeln. Die erste Arbeitsschutzregel lautet: Nichts mit den Händen anfassen – auch nicht mit Arbeitshandschuhen, um Verletzungen vorzubeugen.

Mit den Werkzeugen hatten wir Anfängerinnen auch etwas zu kämpfen. Die Besen waren deutlich größer als ich. Und obwohl Stephan mir genau erklärt hat, wie man mit Besen und Schippe gleichzeitig hantiert, wollte mir das so recht nicht gelingen. Motivierende Worte von Stephan gab es für uns trotzdem. Er hat schon viele Neue eingearbeitet. Da hätten sich durchaus einige ungeschickter angestellt als wir. Ein wirklich nettes Lob, auch wenn ich Zweifel habe, ob das so stimmt.

Wir haben also gefegt und geschaufelt und gesammelt: Kippen, alte Zeitungen, Kaffeebecher, Plastikflaschen, Glasscherben, Plastiktüten. Säckeweise.

Beginn

Über zwei Stunden brauchten wir Hospitantinnen für den recht überschaubaren Streckenabschnitt vom Willy-Brandt-Haus bis zum Mehringplatz. Stephan und seine Kolleg*innen schaffen in der Regel 4,5 Kilometer pro Schicht. Davon waren wir weit entfernt. Mit mehreren Säcken Abfall, zu denen unter anderem kurioserweise gleich zwei Kindersitzerhöhungen fürs Auto gehörten, die sich beide in der der Franz-Klühs-Straße anfanden, ging es zur Mittagspause, die die Mitarbeiter*innen in der Frühschicht gegen 10 Uhr in der Kantine an der Mühlenstraße verbringen.

In der Kantine fielen wir auf wie bunte Hunde, obwohl wir die gleiche Arbeitskleidung trugen wie alle anderen dort. “Eure Klamotten sind noch zu neu!”

Während die regulären Schichtarbeiter*innen in der Kantine Spaghetti Bolognese oder Geschnetzeltes aßen, waren unsere an den Büroalltag angepassten Mägen noch nicht so weit. Unsere Wahl fiel auf Quarkspeise und Käsebrötchen – und natürlich Kaffee und viel Wasser.

Görli

Nach der Mittagspause ging es für uns weiter in den Görlitzer Park. Er war 2016 eine der ersten Grünanlagen, deren Reinigung die BSR übernahm.

Dort trafen wir die Gruppe, die für den Park zuständig ist. Die Grundreinigung des Parks hatten die Mitarbeiter*innen bereits in den Morgenstunden durchgeführt. Kollege Marcel gab uns also die Aufgabe im Bereich des Rosengartens die Gebüsche zu reinigen. Das sei aber eine unschöne Aufgabe und wir sollten unbedingt rechtzeitig Bescheid geben, falls uns unwohl werde.

Außerdem wurden wir für diesen Bereich mit einem Spritzenabwurfbehälter ausgestattet. Gemeinsam mit Marcel und Stephan waren wir in der Mittagssonne im Gebüsch an der Mauer im Einsatz und haben den Bereich, vor allem mithilfe der Greifer, von unterschiedlichem Unrat – von einer leeren Herrenhandtasche und einer Zahnbürste bis hin zu Spritzen und anderen Drogenutensilien – befreit.

Ende der Schicht

Zum Abschluss durften Clara Herrmann und Annika Gerold dann mit dem Vierkant noch Mülleimer im Park leeren, bevor wir zurück in die Mühlenstraße fuhren. Dort haben wir dann unser gutes Dutzend voller Müllsäcke (natürlich eine unterdurchschnittliche Menge, die Profis schaffen mehr) abgeladen.

Um 13 Uhr war für die Frühschicht Feierabend – und unser Bürobiorhythmus meldete Mittagshunger – in meinem persönlichen Fall einen ganz besonders großen.

(Text: Sara Lühmann)