Neue Leitung der Kinder- und Jugendbibliothek in der Bezirkszentralbibliothek

Mareen Reichardt und ihr Team

Mareen Reichardt mit ihren Kolleginnen

Seit 15. Februar ist Mareen Reichardt neue Leiterin der Kinder- und Jugendbibliothek in der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda und vertritt ihre Kollegin Lydia Kasparick aus der Mittelpunktbibliothek am Kottbusser Tor bei der Koordination der bezirklichen Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit in Friedrichshain-Kreuzberg.

Vorher war die 35-Jährige in der Amerika-Gedenkbibliothek als Jugendbibliothekarin beschäftigt, wo sie das Konzept für die Jugendbibliothek dort erarbeitet hat. Im Zuge dessen hat sie sich viel mit der Zielgruppe des Bereichs auseinandergesetzt. Jugendbibliotheken richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 21 Jahren.

Die Arbeit im Kinder- und Jugendbereich findet Mareen Reichardt deswegen besonders wichtig, weil Lesefähigkeit eine Kernkompetenz ist, die auch für Medienkompetenz entscheidend ist. Mit dem richtigen Angebot können Kinder- und Jugendbibliotheken Kinder von früh an für Bücher und das Lesen begeistern. Daher seien die Kooperationen mit Kitas und Schulen so wichtig. „Gemeinsames Lesen stärkt die Lesefähigkeit.“

Besonders inspiriert haben die Bibliothekarin in ihrer Kindheit Bücher mit eigenwilligen Mädchen als Hauptfiguren wie „Pippi Langstrumpf“ und „Ronja Räubertochter“. „Ich mochte Abenteuerbücher und Kriminalgeschichten, vor allem aber Geschichten über Mädchen, die Quatsch machen, mal auf die Nase fallen, aber immer wieder durchkommen.“

Kinderbücher

Diversität in Kinder- und Jugendbüchern

Nach dem Abitur machte Mareen Reichardt eine Ausbildung als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in der Stadtbibliothek ihres Heimatortes Ludwigsfelde. Nach einigen Arbeitsjahren dort zog sie 2013 dann zum Studium an der Humboldt-Universität nach Berlin. Neben dem Bachelorstudium der Bibliotheks- und Informationswissenschaft arbeitete sie erst in der juristischen Fachbibliothek einer Anwaltskanzlei, dann im Forschungslabor der Uni und schließlich in der Bibliothek des Deutschen Instituts für Menschenrechte. „Die Zeit am Institut war für mich sehr prägend. Aus dieser Tätigkeit nehme ich die Überzeugung mit, dass wir Bücher mit ganz unterschiedlichen Protagonist*innen brauchen. Alle müssen sich in den Geschichten wiederfinden können – nicht als Nebenrolle, sondern als agierende Person.“ Die Diversität sei bei Kinder- und Jugendbüchern besonders wichtig.

Ehrenamtlich engagiert sich Mareen Reichardt seit einigen Jahren im Deutschen Bibliotheksverband, in dem sie seit Oktober 2022 Vorsitzende der Kommission Kinder- und Jungendbibliotheken ist. In dieser Funktion konnte sie bereits Erfahrungen in der Teamführung sammeln. Die Begeisterung für diese ehrenamtliche Aufgabe in all ihren Facetten motivierte die Bibliothekarin, sich auf die Leitungsfunktion der Bezirkszentralbibliothek zu bewerben.

Bilderbücher

40.000 Kinder- und Jugendmedien im Bestand

In der Bezirkszentralbibliothek besteht das Team der Alt-Treptowerin aus sechs Kolleginnen. Mittelfristig soll das Team noch verstärkt werden. Zu ihrer Arbeit gehören neben der Teamkoordination und dem Bestandsmanagement auch die Veranstaltungsplanung und Kooperationen. Jährlich kommen zum Medienbestand von rund 40.000 viele neue Kinder- und Jugendmedien hinzu. Im Vorjahr gab es bei den Bilderbüchern 1.500 Neuzugänge. Der Großteil dieser Bücher wird über eine sogenannte „Standing Order“ mit Vertragsbuchhandlungen beschafft. Die Bibliothek erstellt hierzu ein Profil mit Schwerpunkten und Auswahlkriterien. Das Ergebnis ist ein bunter Mix aus Medien, die auf dem Buchmarkt besonders beliebt sind, preisgekrönte Titel sowie thematische Ergänzungen. Hinzu kommt ein Budget, von dem Mareen Reichardt und ihre Kolleginnen unterjährig einzelne Titel hinzukaufen können. So können die Kinder- und Jugendbibliothekar*innen nach ihren Wünschen und den Bedarfen ihrer Besucher*innen nachsteuern.

Das Veranstaltungsprogramm in Mareen Reichardts Bereichs ist bereits sehr umfangreich. Neben den Klassikern wie Bilderbuchkino und Autorenlesungen gibt es in Friedrichshain bereits musikalisches Bilderbuchkino, Floh- und Kleidertauschmärkte, vielfältige Workshop Angebote für Kinder und Jugendliche und jedes Jahr die Sommer-Challenge. Mit vielen Kitas und Schulen aus dem Ortsteil bestehen teils langjährige Kooperationen. Ausweiten möchte die neue Leiterin das kreative Angebot mit Bezug zum Thema Buch wie Handlettering oder Papierschöpfen. Auch von vielen Kindertheatern gibt es Anfragen, in der Bezirkszentralbibliothek aufzutreten.

Kinderbücher

Veränderungen und Neuheiten im Blick behalten

Über aktuelle Trends im Bereich der Kinder- und Jugendbücher informiert sich die Bibliothekarin neben Newslettern und Verlagskataloge auch über die sozialen Medien. „Auf Instagram und BookTok [TikTok-Content zu Büchern] findet man Inspiration und entdeckt frühzeitig neue Entwicklungen.“ Um schnell auf aktuelle Trends zu reagieren und die Kinder- und Jugendbibliothek modern auszustatten, strecke sie ihre Fühler weit aus. „Wichtig ist eine gewisse Neugier. Wir sollten immer informiert und offen für Neues bleiben. All diese Veränderungen und Neuheiten müssen wir im Blick behalten.“ Wichtig ist ihr daher auch, dass sie wie alle anderen Kolleginnen auch regelmäßig Dienste im Publikumsbereich der Kinder- und Jugendbibliothek übernimmt. Gerade dort könne man gut die Augen und Ohren aufhalten und neben der Zielgruppe auch mit den entscheidenden Multiplikator*innen ins Gespräch kommen, Eltern, Großeltern oder Pädagog*innen. Über die Jahre gewinne man mehr und mehr Erfahrungen, welche Trends sich halten, wann sich entsprechende Anschaffungen lohnen – und wann nicht.