Deutsch als Zweitsprache - Integration an der Gilberto-Bosques-Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg

Karla Grunfeld und Martin Fleschenberg leiten gemeinsam den Programmbereich „Deutsch als Zweitsprache“ an der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg

Karla Grunfeld und Martin Fleschenberg leiten gemeinsam den Programmbereich „Deutsch als Zweitsprache“ an der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg

Die Volkshochschule in der Nähe des Wassertorplatzes ist für viele Menschen die erste Anlaufstelle in Friedrichshain-Kreuzberg, um Deutsch als Fremdsprache zu erlernen. Die Mitarbeitenden organisieren vielfältige Lernangebote, um auf den verschiedenen Bedürfnissen der Migrant*innen gerecht zu werden.

Im Jahr 2020 übernahm die Germanistin Karla Grunfeld die Leitung des Programmbereichs „Deutsch als Zweitsprache“ an der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg, nachdem sie 15 Jahre selbst das Fach unterrichtet hat und mehrere private Sprachschulen fachlich leitete. Seit 2023 teilt sie sich die Leitung mit Martin Fleschenberg. Der Sprechwissenschaftler und Erwachsenenpädagoge leitete bereits den Programmbereich an der VHS Treptow-Köpenick und bringt ebenfalls durch vorangegangene Unterrichtstätigkeiten fachliche Expertise mit.

Beide zeichnen sich verantwortlich für die Organisation und Planung des breiten Spektrums der Deutschkurse. Im Angebot gibt es Integrationskurse in den Sprachniveaustufen A1 bis B1 und Alphabetisierung, Deutschkurse in den Sprachniveaustufen B2 bis C1, Deutschkurse für Eltern, Deutschkurse für Geflüchtete und ein breitgefächertes Ergänzungsprogramm.

Das Gebäude der Volkshochschule in der Nähe des Wassertorplatzes

Das Gebäude der Volkshochschule in der Nähe des Wassertorplatzes

100 Dozent*innen an 30 Standorten im Einsatz

So setzen sie rund 100 Dozent*innen gezielt an 30 unterschiedlichen Standorten im Bezirk ein, die weit über die beiden großen Standorte am Wassertorplatz und in der Frankfurter Allee hinausgehen.

Karla Grunfeld, Programmbereichsleitung Deutsch als Zweitsprache: „Wir als Volkshochschule sind die ersten Ansprechpartner*innen im Bezirk in Sachen Deutschkurse. Damit wir auch die Menschen erreichen, die schon länger hier leben, gehen wir mit unserem Unterricht dorthin, wo sich diese Menschen bewegen.“

Zum Beispiel bietet die Volkshochschule Deutschkurse speziell für Eltern schulpflichtiger Kinder während deren Unterrichtszeit an den Schulen an.

So lernen die Eltern Deutsch und können sich nun auch mit den Lehrer*innen ihrer Kinder verständigen.

Zahlreiche Spezialkurse der Volkshochschule unterstützen beim Lernen

Zahlreiche Spezialkurse der Volkshochschule unterstützen beim Lernen

4.000 Teilnehmer*innen pro Jahr

Martin Fleschenberg, verantwortlich für Berufssprachkurse, Elternkurse und Geflüchtetenkurse, erklärt: „Das ist ein tolles, sehr hilfreiches Konzept: Während der Betreuungs- und Unterrichtszeit ihrer Kinder lernen die Eltern – vor allem Mütter – nicht deutscher Herkunft in der Schule, in der Kita ihrer Kinder oder in schulnahen Einrichtungen Deutsch. Das hilft wiederum den Kindern, denn mit besseren Sprachkenntnissen können sich die Eltern besser mit den Lehrerinnen und Lehrern verständigen. Es handelt sich um ein besonders niedrigschwelliges Angebot, an drei Tagen der Woche, mit jeweils vier Stunden Unterricht, mit dem wir besonders Mütter ansprechen, die schon nach kurzer Zeit Kontakt zu anderen deutschsprachigen Eltern aufnehmen können.“

Insgesamt gibt es derzeit 20 Elternkurse an 15 unterschiedlichen Orten in unserem Bezirk.

Jährlich buchen etwa 4.000 Menschen einen der stark nachgefragten Kursplätze, um zum Beispiel im Integrationskurs in Friedrichshain-Kreuzberg so viel Deutsch zu lernen, dass sie als Absolvent*innen für ein alltägliches Leben in Deutschland fit sind. Die Integrationskurse finden in der Wassertorstraße in Kreuzberg und in den Räumen der Volkshochschule an der Frankfurter Allee in Friedrichshain statt.

Karla Grunfeld: „Jede*r unserer Teilnehmer*innen ist in der eigenen Heimat „jemand“ gewesen. Niemand kommt hier mit einer leeren Geschichte an. Hier können wir mit unseren Sprachkursen dabei unterstützen, dass sie in unserem Land, in unserer Stadt und in unserem Bezirk auch schnell gesellschaftlich Fuß fassen.“

Aller Anfang ist schwer – auch in Friedrichhain-Kreuzberg: Spricht eine zugewanderte Person noch kein Deutsch, will aber auf Dauer in Deutschland leben, muss sie einen Integrationskurs besuchen. Der allgemeine Integrationskurs dauert 700 Unterrichtseinheiten. Hier werden wichtige Themen wie Arbeit und Beruf, Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Erziehung von Kindern, Einkaufen, Freizeit und soziale Kontakte Gesundheit und Hygiene, Medien und Wohnen behandelt.

Weiter geht’s mit dem 100 Unterrichteinheiten umfassenden Orientierungskurs: Themen wie die deutsche Rechtsordnung, Geschichte Kultur, Rechte und Pflichten in Deutschland, Formen des Zusammenlebens in Deutschland und Werte, die in Deutschland wichtig sind, zum Beispiel Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung von Frauen und Männern werden hier vermittelt.

Karla Grunfeld: „Uns ist wichtig, dass unsere erwachsenen Teilnehmer*innen die Stadt als ihren eigenen, neuen Lebensraum erobern können. Viele Kurse finden in bezirklichen Einrichtungen wie den Bibliotheken oder Musikschulen statt. So soll neugierig gemacht werden, welche Angebote in der Stadt bzw. dem Bezirk außerhalb des Unterrichts wahrgenommen werden können. Gerade geringe Sprachkenntnisse stellen für die Teilnehmenden oft eine große Hürde dar, gesellschaftliche Strukturen und Angebote kennenzulernen und in Anspruch zu nehmen. Mit diesen verschiedenen Lernorten wird ein niedrigschwelliger Zugang ermöglicht.“

Remise und Garten der Volkshochschule in der Nähe des Wassertorplatzes

Remise und Garten der Volkshochschule in der Nähe des Wassertorplatzes

Für jedes Sprachniveau den richtigen Kurs

Martin Fleschenberg fügt hinzu: „Wir wollen ihnen mit zunehmender Sprachfähigkeit die Scheu nehmen, an alltägliche Orte in unserer Stadt zu gehen. Mit Hilfe unserer Programme lernen die Neuankömmlinge an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. So verstehen sie, dass zum Beispiel die Bibliothek als Ort auch ihr Ort ist, den sie begehen und nutzen können.“
Beide Programmbereichsleiter*innen zeigen sich sehr engagiert in der Vermittlung, den Deutsch-Kurs auch als Eintrittskarte in neue Lebens- und Erfahrungsbereiche zu verstehen.

Martin Fleschenberg: „Wir haben bei uns an der Volkshochschule großartige Kooperationen wie zum Beispiel Fotoprojekte, und Ausstellungen, die in die Kurse eingebunden werden.“

Außerdem werden mit dem Unterricht Schranken gebrochen, die Lust auf mehr gekitzelt und die Neugierde auf das vielfältige Angebot der Volkshochschule im Bezirk geweckt.

Karla Grunfeld: „Teilnehmende unserer Sprachkurse können auch an Kursen aus den anderen Programmbereichen teilnehmen. So kann das Hobby oder eigene Interessen dabei helfen, indirekt die eigenen Sprachkenntnisse zu erweitern. Es schafft Motivation und man kommt in den Kontakt mit anderen Menschen, Geschichten und Erfahrungen. Dabei sind die Kurse an der Volkshochschule immer erschwinglich, sodass der Geldbeutel nicht über die Teilnahme am Kurs entscheidet.“

Martin Fleschenberg: „In Sachen Deutsch hat die Volkshochschule für jedes Sprachniveau den passenden Kurs.“

„Weiter“, führt er fort, „bietet die VHS Berufssprachkurse an. Diese Kurse richten sich an Menschen, die sie durch Vorbereitung auf die Arbeitswelt in den Arbeitsmarkt integrieren soll.“

In 400 bis 500 Unterrichtseinheiten erhalten die Teilnehmenden von Berufssprachkursen wichtige Einblicke in arbeitsweltliche Themen wie Berufsorientierung, Aus- und Fortbildung, Arbeitssuche, rechtliche Bedingungen in der Arbeitswelt und Umgang mit Medien. Hierbei werden die beruflichen Sprachkenntnisse und damit die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich erhöht.

Besuche und Unterrichtsstunden in der Mittelpunkt Bibliothek in der Adalbertstraße stehen auf dem Lehrplan

Besuche und Unterrichtsstunden in der Mittelpunkt Bibliothek in der Adalbertstraße stehen auf dem Lehrplan

Einbürgerungstest an der Volkshochschule

Wer die deutsche Sprache erlernt hat, eine Arbeit gefunden hat und dauerhaft in Deutschland bleiben möchte, kann sich unter bestimmten Voraussetzungen einbürgern lassen. Hierfür zuständig ist in Berlin seit 2024 das Landesamt für Einwanderung. Zur Durchführung des nötigen Einbürgerungstests sind nur die Volkshochschulen befugt. Aus einem Katalog mit mehr als 300 Multiple-Choice-Fragen wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ein Test mit 33 Fragen zusammengestellt und an die Volkshochschule gesendet.

Martin Fleschenberg: „17 Antworten müssen richtig sein. Aber bis es soweit ist, müssen die Anwärter*innen mitunter lange auf einen Testtermin warten. Die Nachfrage ist riesig. Wir können aber nur 150 Personen pro Monat testen. Bei uns beträgt die Wartezeit etwa drei Monate. Schalten wir die Testtermine frei, sind sie innerhalb von zwei Tagen vergeben. 2023 wurden etwa 9.000 Menschen in Berlin eingebürgert, in diesem Jahr rechnen wir mit doppelt so vielen, die den Test machen wollen. Wir haben die Test-Kapazitäten zwar ausgebaut, trotzdem müssen wir die Interessierten angesichts der großen Nachfrage um Geduld bitten.“

Beide Programmleitenden sind sich einig: „Wir erfüllen mit unserer Arbeit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe für die Menschen im Bezirk und in Berlin. Dem schnellen Wandel und der Vielfalt unserer Teilnehmenden werden wir so flexibel wie möglich mit unserer Angebotsstruktur gerecht. Wir fördern an unserer Schule den Gemeinsinn und freuen uns mit jedem, der einen Kurs absolviert und eine Prüfung erfolgreich bestanden hat.“