Der Herr des nachhaltigen Fuhrparks

Peter Weis mit Fahrrad

Friedrichshain-Kreuzberg und Radverkehr – das gehört nicht erst seit den Pop-Up-Radwegen zusammen. Doch nicht nur für die Bürger*innen und Besucher*innen unseres Bezirks sorgt das Bezirksamt dafür, dass sie mit dem Fahrrad von A nach B kommen. Auch für die Mitarbeiter*innen gibt es Möglichkeit, mit Diensträdern unterwegs sein. Der Herr hinter den Kulissen des „nachhaltigen Fuhrparks“, zu dem auch elektrische Kraftfahrzeuge, Pedelecs und Fahrradanhänger gehören, ist Peter Weis. Er ist seit 1991 im Bezirksamt beschäftigt. Sein Fachabitur machte er an der Odenwaldschule im hessischen Landkreis Bergstraße (seit 1969 Städtepartner Kreuzbergs) und schloss parallel dort eine Tischlerlehre ab. Ursprünglich wollte er im Anschluss Holztechnik in Rosenheim studieren, entschied sich dann aber um und ging 1983 nach Berlin. Nach dem Studium der Verfahrens- und Umwelttechnik an der Technische Fachhochschule Berlin arbeitete er einige Jahre in einem Unternehmen der Energiewirtschaft, bevor er als Umweltingenieur im Umweltamt im damaligen Bezirk Kreuzberg wechselte. Dort war er der erste Ingenieur für umweltrelevante Vorgänge. Sein Kollege war Techniker und vor allem für Lärmmessungen zuständig. „Gemeinsam mit meinem Kollegen und zwei Schreibmaschinen saßen wir damals auf 12 Quadratmetern.“ Die ersten Computer kamen erst 1995. Schon damals übernahm er die Aufgabe der IT-Betreuung für das Umweltamt.

Als Umweltingenieur war und ist er im Umwelt- und Naturschutzamt mit fünf weiteren Kolleg*innen für den technischen Immissions- und Gewässerschutz zuständig. Ein Teil seiner Ordnungsaufgaben sind Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen sowie auch gewerbliche Abwassereinleitungen in das Entwässerungsnetz der Berliner Wasserbetriebe.
Zu den von ihm immissionsrechtlich überwachten Betrieben zählen zum Beispiel Lackierereien, Kälteanlagen und Betriebe, die Oberflächenbehandlungen durchführen. Besondere Fälle in seiner Zuständigkeit sind Galvaniken, die sehr giftige Stoffe handhaben und teilweise Störfallbetriebe sind. Diese Galvanikbetriebe bearbeiten zum Beispiel kleine Metallteile durch Oberflächenbehandlung, etwa Schnallen für bekannte deutsche Sandalen. Aber auch Kühltürme, Notstromaggregate, Kälteanlagen und andere Betriebe, liegen in Peter Weis‘ Zuständigkeit. Rund 30 Behörden und Betriebe, unter anderem auch die Bundesdruckerei, liegen heute noch in seinem Aufgabengebiet.

Lastenrad

Eines der Lastenräder, mit dem die Gärtner*innen im Revier Friedrichshain unterwegs sind

500.000 Euro Sondermittel für den nachhaltigen Fuhrpark

Parallel hat er als Stabstelle für die Amtsleitung zahlreiche Sonderaufgaben übernommen. Neben der Zuständigkeit für IT-Verfahren und allgemeinen Anfragen ans Amt, ist Peter Weis auch für den „nachhaltigen Fuhrpark“ im Bezirksamt verantwortlich. Er selbst ist seit vielen Jahren ehrenamtlich im ADFC aktiv und hat zeitweise den Arbeitskreis Radverkehr des ADFC-Bundesverbandes mit geleitet. Im Rahmen dieser Tätigkeit habe er viel gelernt. Auch innerhalb des Bezirksamtes hat er sich bereits einige Jahre des Themas Radverkehr gewidmet. Mit dem ehemaligen Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes organisierte er eine Veranstaltung für Mitarbeiter*innen zum Thema Radverkehr. Gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf veranstaltete er zudem zwei Mobilitätsforen in den brandenburgischen Kommunen Teltow und Kleinmachnow. Im FahrRat des Landes Berlin vertritt er die Umwelt- und Naturschutzämter der Bezirke und berät mit in diesem Gremium die Senatsverkehrsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.

So kam ihm das Thema „Nachhaltiger Fuhrpark“ zu pass, das das Umwelt- und Naturschutzamt als Sonderaufgabe im Jahr 2020 übernahm. Damals waren 500.000 Euro Sondermittel im Bezirksamt eingestellt, um die Umstellung des bezirklichen Fuhrparks anzugehen. Peter Weis erstellte ein Konzept, das aus drei Säulen besteht: der Anpassung der Infrastruktur des Bezirksamtes, der Beschaffung von Elektroautos als Ersatz für alte Verbrenner und Einsatz von Fahrrädern, Pedelecs und Anhängern statt Kfz.

Kiezhausmeister mit Rad

"Wir machen den Mitarbeitern ein Mobilitätsangebot!"

„Wir machen mit den Fahrrädern und Pedelecs ein Mobilitätsangebot. Ob es am Ende genutzt wird, hängt von den einzelnen Mitarbeitern ab.“ Die Beschäftigten bekämen über die Diensträder die Möglichkeit, berufliche Wege – beispielsweise zwischen dem Standort in der Frankfurter Allee und dem in der Yorckstraße – mit dem Fahrrad zurückzulegen. Niemand werde verpflichtet, hiervon Gebrauch zu machen.

Insgesamt wurden seitdem 57 E-Bikes und 29 Lastenanhänger beschafft, die meisten von ihnen für das Schul- und Sportamt, das vor allem seine Hausmeister*innen und Platzwarte mit Rädern ausstattete. Aber auch viele andere Ämter und Fachbereiche setzen E-Fahrräder mit und ohne Anhänger ein. Der Vorteil der Anhänger sei, dass sie einfach abgekoppelt werden und gelagert werden könnten. Zwischenzeitlich sind ca. 120 Dienstfahrräder in den verschiedenen Ämtern im Einsatz, die zentral gewartet werden. Im Bereich Kraftfahrzeuge wurden vier elektrische Pkw und elf elektrische Nutzfahrzeuge beschafft sowie drei Sonderfahrzeuge für das Straßen- und Grünflächenamt, einige davon auch als gebrauchte Fahrzeuge. Somit ist inzwischen die Hälfte der Kraftfahrzeugflotte des Bezirksamtes elektrisch.

Neue E-Autos im Ordnungsamt

Clara Herrmann und Andy Hehmke mit einem der E-Autos, das im Ordnungsamt im Einsatz ist.

Anpassung der Infrastruktur

Nicht für alle Kraftfahrzeuge, die aktuell in den Ämtern eingesetzt werden, gibt es am Markt bereits elektrische Alternativen. Herausfordernd sind dabei vor allem die Pritschenfahrzeuge und Kipper, die im Bereich Grünflächen von den Grünpflegekolonnen eingesetzt werden. Hier gibt es immer noch nur sehr teure Sonderanfertigungen im Angebot.

Aktuell ist Peter Weis noch dabei, die Infrastruktur für die neuen Fahrzeuge entsprechend anzupassen. „Das lässt sich nicht immer einfach lösen.“ Immerhin: Ein Fahrradparkhaus für Diensträder der Mitarbeiter*innen am Standort Yorckstraße steht kurz vor dem Projektabschluss. Außerdem wurden grüne Fahrradabstellboxen finanziert und an zwei Standorten aufgestellt. Auch hier gab es umfangreichen Abstimmungsbedarf, auch mit dem Denkmalschutzamt. Doch aus diesen Mühen der Ebene können sich weitere Schritte und neue Projekte entwickeln. So ergab sich aus der Diskussion um verkehrsgrüne Fahrradabstellboxen im Umfeld der Frankfurter Allee und der damit verbundenen Fragestellung, wie sich die Verkehrswende in einem denkmalgeschützten Umfeld wie der Stalinallee umsetzen ließe, der Projektbericht „Herausforderungen der Mobilitätswende im urbanen Raum am Beispiel des Denkmalensembles Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee“, den das Umwelt- und Naturschutzamt gemeinsam mit dem Straßen- und Grünflächenamt aktuell erarbeitet.

Eine Idee, die dabei entstanden ist, ist öffentliches bzw. privates Laden von E-Kfz mittels „Ladebordsteinen“, die direkt am Bordstein eingebaut werden und denkmalkonform das Laden von E-Autos ermöglichen könnten.
Für die E-Autos des Bezirksamtes gibt es inzwischen überall dort, wo sie auf den bezirklichen Liegenschaften im Einsatz sind, auch entsprechende Lademöglichkeiten. Neben den Standorten Yorckstraße und Petersburger Straße gibt es auch an der Bezirkszentralbibliothek, auf dem Sportgelände vor dem Schlesischen Tor und zukünftig den Werkhöfen des Straßen- und Grünflächenamtes Ladestellen für E-Dienstfahrzeuge, die über ein Portal der Stadtwerke sicheres Laden von Dienstfahrzeugen ermöglichen. Die Autorisierung funktioniert mit RFID-Karten. So kann auch der Verbrauch jeden Fahrzeuges erkannt werden und gleichzeitig die Ladeinfrastruktur so gegen eine Fremdnutzung durch Dritte gesichert werden. „So können die Beschäftigten die dienstlichen E-Autos problemlos an ihren Stellplätzen laden.“

Peter Weis hat das Fahrradfahren bereits in den 1980ern für sich selbst entdeckt. Als er im Bezirksamt in Kreuzberg anfing, lag sein Büro damals in der Urbanstraße. Die Dienstwege legte er bereits damals möglichst mit dem eigenen Fahrrad zurück, weil die von Ihm betreuten Unternehmen im Ortsteil Kreuzberg so schnell erreichbar waren. Auch heute fährt er auf Dienstfahrten innerhalb des Bezirks mit dem Rad. „Ich bin kein Rennradler, sondern ein Alltagsradler.“ Privat fährt der Ingenieur, der in Kleinmachnow lebt, seit einem Jahr selbst ein E-Auto und hat daher jetzt auch Erfahrungen mit den Herausforderungen der Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum.