Zum 1. März geht Gabriele Schneider in den Ruhestand. Seit 1979 ist sie Bibliothekarin in Friedrichshain. Ihre erste Stelle trat sie nach Abschluss ihres Studiums der Bibliothekswissenschaft in Leipzig in der Kinderbibliothek in der Mainzer Straße, Ecke Scharnweberstraße, an. „Zu der Zeit wurden Bibliothekare für öffentliche Bibliotheken, auch in Berlin, händeringend gesucht.“ Denn viele Bibliothekar*innen arbeiteten in den Gewerkschaftsbibliotheken, die damals besser bezahlten. „Kurz nachdem ich in der öffentlichen Bibliothek angefangen habe, wurden die Gehälter dann aber angeglichen.“
Für Gabriele Schneider als junge Fachschulabsolventin war die freie Stelle als Kinderbibliothekarin in Berlin ein Glücksgriff. Gemeinsam mit einer Kommilitonin zog sie in eine Einzimmer-Altbauwohnung mit der Toilette auf halber Treppe in Friedrichshain. Ihre Mitbewohnerin trat eine Stelle in der neuen Großsiedlung in Marzahn in einem funktionalen Neubau an – „das Gegenteil von der Arbeit in den Friedrichshainer Altbauten.“
Damals gab es im Stadtteil Friedrichshain über ein Dutzend kleinere Bibliotheksstandorte, mehr als die Hälfte der Einrichtungen waren reine Kinderbibliotheken. Viele von ihnen waren in kleinen Ladengeschäften untergebracht, häufig mit weniger als 200 Quadratmetern Fläche. An den kleinen Standorten wurde nach und nach der Bibliotheksbetrieb eingestellt.
Im Laufe ihres Berufslebens wechselte die gebürtige Karl-Marx-Städterin rund ein halbes Dutzend Mal den Bibliotheksstandort innerhalb Friedrichshains und war unter anderem in der Sonntagstraße, der Samariterstraße und der Straße der Pariser Kommune („der erste Standort mit Zentralheizung“) im Einsatz. 2001 öffnete in der Grünberger Straße im Hinterhof eines Fabrikgebäudes erstmals wieder eine Hauptbibliothek im Stadtteil. Nachdem die ursprüngliche Hauptbibliothek in der Mollstraße an der Grenze zu Mitte 1989 geschlossen worden war, gab es in Friedrichshain über zehn Jahre lang nur kleinere Bibliotheksstandorte. „Hier konnten wir nun endlich wieder unseren Bestand aufbauen und erneuern. Denn der entsprach überhaupt nicht mehr den Anforderungen.“ Außerdem konnten endlich wieder Lese- und Arbeitsplätze angeboten werden.