Begegnungsstätte Lebensfreude

Frau Skejic vor der Begegnungsstätte Lebensfreude

An einem sommerlichen Mittag Ende Mai bin ich mit Josipa Skejic in ihrem Wirkungsbereich, der Begegnungsstätte Lebensfreunde in der Kadiner Straße 1 in Friedrichshain zum Gespräch verabredet. „Kommen Sie vorbei und dann schauen wir mal“, so knapp waren wir in unserem Planungstelefonat verblieben. Ich stehe also vor dem runden Eingang eines Eckhauses unweit des Frankfurter Tors und kann schon durch die Fenster eine illustre Runde älterer Menschen bei Kaffee, Kuchen im Gespräch beobachten. Als ich eintrete, werde ich freundlich von allen begrüßt und von einer Frau durch den Flur in das Büro der Leiterin gebracht. Hier empfängt mich Josipa Skejic sehr herzlich und bietet mir einen Stuhl und ein Getränk an.

Josipa Skejic ist gelernte Krankenpflegehelferin und Krankenschwester. Seit 20 Jahren ist sie im öffentlichen Dienst tätig, erst im Bezirk Tempelhof-Schöneberg im Bereich Beschäftigung und Betreuung und seit 2012 im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg als Leiterin der Begegnungsstätte Lebensfreude, die früher Seniorenfreizeitstätte hieß und bis zum Ende der 1990er Jahre in der Lasdehner Straße untergebracht war. Die Berlinerin mit kroatischen Wurzeln lebt in Lichtenrade und nutzt für ihren Arbeitsweg am liebsten die öffentlichen Verkehrsmittel.

Ich erfahre, dass sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Frau Glatzel, die mich in das Büro geführt hat, die Begegnungsstätte Lebensfreunde quasi alleine „schmeißt“. Am Morgen werden im ganzen Haus die Bedarfsartikel gecheckt und gegebenenfalls nachgefüllt, der Geschirrspüler ausgeräumt und die Blumen gegossen, bevor um 10 Uhr dann die ersten Gruppen eintreffen. Von Montag bis Freitag, von 10 bis 16 Uhr finden in der Begegnungsstätte vielfältige Angebote statt. Von Vorträgen zu diversen Themen, Konzerten, Spiel- und Sportangeboten bis hin zu sozialen Beratungen oder einer Smartphone-Sprechstunde reicht das Programm der Begegnungsstätte, das jeden Monat im Veranstaltungskalender der kommunalen Begegnungsstätten veröffentlicht wird und größtenteils von der Leiterin konzipiert und organisiert wird. Regelmäßig werden auch Ausflüge gemacht. Bei der Umsetzung des Programms unterstützen mehrere Ehrenamtliche mit viel Engagement. Neben dem eigenen Programm gibt es zahlreiche Nutzungsvereinbarungen mit Gruppen und Vereinen, die ihre Angebote in den Räumlichkeiten der Begegnungsstätte veranstalten. Die Raumvergabe ist bei dem großen Bedarf nicht immer einfach.: „Es muss eine Koordination gegeben sein“. Rund 2.500bis– 3.000 Besucher*innen kommen monatlich in die Begegnungsstätte. „Es läuft super“, freut sich Josipa Skejic über die vielen Besucher*innen.

Menschren bei einem Konzert in der Begegnungsstätte Lebensfreude

In einem Rundgang lerne ich die Räumlichkeiten kennen. Es gibt mehrere liebevoll eingerichtete Gruppenräume, die für verschiedene Angebote ausgelegt sind. Der größte Raum fasst 40 bis50 Personen und wird gerne als Raum für Festlichkeiten und Tanz genutzt. In der Küche der Begegnungsstätte erfahre ich, dass es täglich Kaffee für 40 Cent pro Tasse und ein Kuchenangebot gibt. Dass das Angebot gerne angenommen wird, merke ich, als wir die gut sortierten Vorratsräume betreten. „Früher konnten wir die Lebensmittel noch frei Haus bestellen, heute gehen wir selber regelmäßig einkaufen.“. Im Flur hängen Bilder einer Ausstellung mit historischen Aufnahmen aus dem Bezirk. Im Büro von Josipa Skejic war mir diverses Werkzeug aufgefallen. Sie erklärt mir, dass es im Haus immer mal wieder kleine Reparaturen oder „Havarien“ gibt, die sie damit kurzerhand selbst beseitigen kann.

Wenn sie nicht gerade in Teammeetings, beim Einkaufen oder als Springerin für andere Kolleg*innen in anderen Begegnungsstätten unterwegs ist, ist Josipa Skejic immer für die Besucher*innen im Haus als „gute Seele“ ansprechbar. „Man muss Geduld haben und viel zuhören, aber ich liebe ich meinen Job – bis auf den Schriftkram“, erklärt sie und wirkt dabei sehr zufrieden. Auf meine Frage danach, was sie an ihrem Job besonders mag, antwortet sie: „Alles mag ich, sonst wäre ich nicht hier. Aber besonders gut finde ich, Menschen helfen zu können.“ Die Angebote der Begegnungsstätte richten sich an alle Altersgruppen und werden vom Bereich Stadtteil- und Seniorenangebote organisiert. In regelmäßigen Netzwerktreffen zwischen den Kolleg*innen in der Verwaltung und den Leiter*innen der Begegnungsstätten werden entsprechend der Bedarfe, die in den Kiezen bestehen, neue Angebote entwickelt.
Als mich Josipa Skejic nach unserem Gespräch zum Ausgang begleitet und verabschiedet, findet im Foyer ein Lesekreis statt. Eine ältere Dame rezitiert aus einem Buch und berichtet dann über dessen Inhalt, während die anderen überwiegend älteren Teilnehmer*inne ihr bei Kaffee und Kuchen gespannt zuhören. Auf dem Weg zurück ins Büro denke ich, dass in unserer Gesellschaft, und insbesondere im Alter, wirklich niemand einsam sein muss.

So erreichen Sie die Begegnungsstätte:
Kadiner Straße 1, 10243 Berlin
Ansprechpartnerinnen: Frau Skejic / Frau Glatzel
Tel.: 030 / 21 23 70 83
begegnungsstaetten@ba-fk.berlin.de
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10. bis 16 Uhr

Text: Tim Styrie