Vorstellung der Arbeitsgruppe Stadtteil- und Seniorenangebote
Bild: Kirsten Lüttjohann-Ayari
Seit Anfang Februar 2024 ist Dr. Emrah Celik nun Leiter der Arbeitsgruppe „Stadtteil- und Seniorenangebote“ im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Der Fachbereich ist im Amt für Soziales angesiedelt und auf operativer Ebene für die verwaltungstechnische Umsetzung der Sozialplanung verantwortlich. Der Bereich fungiert als Schnittstelle zwischen Sozialplanung und sozialer Infrastruktur sowie den sozialen Einrichtungen. Dabei trägt die Arbeitsgruppe die Bedarfe aus den Einrichtungen und der Zivilgesellschaft in Netzwerken an die Sozialplanung heran. „Wir versuchen die Bedarfe in der Gesellschaft in unserem Bezirk herauszufinden und unterstützen beispielsweise durch Zuwendungen bestimmte, auf die Bedarfe zugeschnittene Projekte.“, erklärt Celik.
Zusammen mit Emrah Celik arbeiten in seinem Bereich insgesamt 13 Mitarbeiter*innen. Neben dem Betrieb der kommunalen Begegnungsstätten und der Organisation von Freizeitangeboten, erstreckten sich die Aufgaben des Bereichs auch auf die finanzielle Unterstützung zahlreicher Projekte im Bezirk durch den Zuwendungsbereich. Zusätzlich verantwortet die Abteilung den Ehrenamtlichen Dienst und die Organisation der Wahlen zur Seniorenvertretung, die die Interessen der Senior*innen im Bezirk vertritt und diese über die Entwicklungen im Bezirk informiert.
Eine internationale Karriere in der Türkei, Dänemark und England
Ursprünglich kommt Dr. Emrah Celik aus der Türkei. Nach seinem Studium der Religionswissenschaft an der Universität Dokuz Eylül in Izmir ging er 2002 nach Dänemark. Dort arbeitete er in Kopenhagen sechs Jahre lang als Redakteur bei einem Verlag. Gleichzeitig gründete und leitete er drei Vereine und zwei Stiftungen. „Dort habe ich die Bedarfe der Gesellschaft analysiert und daraus neue Projekte entwickelt. Zum Beispiel habe ich für Eltern, die Probleme mit ihren Kindern haben, ehrenamtlich Kindererziehungsseminare organisiert und Veranstaltungen für ältere Menschen.“
Für seinen Master in Philosophie und seine Promotion in Soziologie zog Celik nach England und von dort aus zurück in die Türkei. Nach einem Jahr als Dozent in Izmir ging Emrah Celik für eine weitere Dozentenstelle nach Bayreuth. „Dann habe ich mich entschlossen von der Theorie in die Praxis zu wechseln. So habe ich vor zwei Jahren eine Stelle in der sozialen Wohnhilfe für die Flüchtlinge aus der Ukraine gefunden, bevor ich dann die Leitung der Stadtteil- und Seniorenangebote übernommen habe.“
Kommunale Begegnungsstätten
Derzeit gibt es im Bezirk drei kommunale Begegnungsstätten: Die Begegnungsstätte „Lebensfreude“ in der Kadiner Straße 1 in Friedrichshain, die Begegnungsstätte Gitschiner Straße 38 und die Begegnungsstätte Falckensteinstraße 6 in Kreuzberg. Neben den direkt beim Bezirk angestellten Leitungen gibt es in den Begegnungsstätten noch weitere Kolleg*innen, die beim Betrieb der Einrichtungen unterstützen. Im monatlich erscheinenden Veranstaltungskalender der kommunalen Begegnungsstätten werden die Angebote in den Einrichtungen stets aktuell zusammengefasst. In den Begegnungsstätten liegt der Schwerpunkt auf der Bereitstellung von Angeboten für Senior*innen, aber auch andere Gruppen finden hier passende Angebote. Diese reichen von Sport- über Kultur- bis hin zu Beratungsangeboten zum Schuldenabbau oder zu rechtlichen Fragen.
Durch Zuwendungen, Mietkostenübernahme oder die direkte Bereitstellung von Räumlichkeiten oder Gebäuden unterstützt der Bezirk indirekt soziale Angebote und Projekte. Freie Träger können Zuwendungen über Anträge an das Bezirksamt richten. Emrah Celik und sein Team entscheiden dann, welche Projekte im Sinne der ermittelten Bedarfe gefördert werden können.
„Wir müssen immer für neue Entwicklungen bereit sein.“
Für Emrah Celik liegt die Herausforderung in der Ermittlung der Bedarfe und Interessen der Bürger*innen, die immer an den aktuellen Ist-Zustand angepasst werden müssen. „Corona oder die Ukraine-Krise haben beispielsweise dazu geführt, dass wir unsere langfristige Planung kurzfristig auf die sich ändernden Umstände anpassen mussten. Wir müssen immer für neue Entwicklungen in der Gesellschaft bereit sein“, berichtet Celik.
Zum Bereich Stadtteil- und Seniorenangebote gehört auch der Ehrenamtliche Dienst. 110 engagierte Menschen aus 15 verschiedenen Herkunftsländern leisten hier seit mehreren Jahrzehnten ihren Beitrag und arbeiten engagiert und produktiv zusammen. Eine Aufgabe des Ehrenamtlichen Dienstes ist es, Menschen ab 80 Jahren Glückwünsche zu ihrem Geburtstag oder Hochzeitsjubiläum zu überbringen. Für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten besteht die Möglichkeit in den drei kommunalen Begegnungsstätten mitzuarbeiten und beispielsweise bei der Programmgestaltung und Umsetzung und Angeboten zu unterstützten. Mit dem „INFOtreff“ bietet der Ehrenamtliche Dienst ein kostenloses Fortbildungsformat für alle Engagierten und Interessierten, die im Bereich Beratung und Betreuung älterer Menschen im Bezirk tätig sind. Neben dem Ausbau der Kompetenzen durch Fachvorträge, dienen die Veranstaltungen dem Informationsaustausch und der Vernetzung untereinander.
Derzeit entwickelt der Fachbereich Stadtteil- und Seniorenangebote das berlinweite Projekt “„Berliner Hausbesuche“(Mehr Infos zu den “Berliner Hausbesuche). Ziel ist es, Senior*innen ab 70 Jahren die Angebotsvielfalt Berlins zu zeigen und eine Brücke zu Angeboten in der Wohnumgebung zu bauen.
Wer eine sinnstiftende ehrenamtliche Tätigkeit sucht, kann sich telefonisch, per E-Mail oder persönlich bei der Koordinatorin für den ehrenamtlichen Dienst, Frau Viktoriya Ratsiborynska, melden. „Wir sind immer offen für neue Mitglieder im ehrenamtlichen Dienst“, bekräftigt Emrah Celik. Die Mitglieder des Ehrenamtlichen Dienstes bekommen eine Aufwandsentschädigung für ihren Einsatz.
Neben dem Ehrenamtlichen Dienst gibt es in Friedrichshain-Kreuzberg die Freiwilligenagentur „Willma“, die seit 1999 Menschen im Kiez, die sich freiwillig engagieren möchten, bei der Suche nach passenden Angeboten unterstützt und vermittelt.
Emrah Celik ist seit sechs Jahren in Deutschland und spricht fünf Sprachen: Türkisch, Englisch, Arabisch, Dänisch und Deutsch. Besonders bei seiner Arbeit in der Sozialen Wohnhilfe hat es ihm geholfen, sich mit vielen Nationalitäten verständigen zu können. Aber auch in seiner jetzigen Tätigkeit sind seine Sprachkenntnisse von großem Vorteil. Als Soziologe berichtet Celik, dass in diesem Fachbereich viele wichtige Autoren, wie Max Weber, Theodor W. Adorno, Georg Simmel und andere, auf Deutsch publiziert haben. „Ich finde es total schön, in Deutschland mit der deutschen Sprache zu arbeiten“ schwärmt Celik. Seinen Weg ins Büro Kreuzberg fährt der 44-Jährige von Treptow-Köpenick aus im Sommer gerne mit dem Fahrrad.
„Es ist sehr spannend, die Theorie in die Praxis umsetzen zu können.“
Besonders die Vielseitigkeit schätzt Emrah Celik an seiner Arbeit. Sein Team und er können immer neue Projekte entwickeln und haben so einen sehr lebendigen Arbeitsalltag. „Im Laufe meiner akademischen Laufbahn lernte ich verschiedenste soziologische Theorien kennen, die jetzt und bei meinen bisherigen Arbeitserfahrungen für eigene Analysen und Studien dienen, was für einen Soziologen sehr spannend ist.“, resümiert er. „Es ist immer schön, wenn man in der Gesellschaft einen Bedarf sieht und dafür etwas machen kann.“ Besonders den benachteiligten Menschen sowohl direkt als auch indirekt zu helfen, gibt seiner Arbeit eine Bedeutung, weiß Celik.
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