Neue Koordinatorin für Kinderarmutsprävention in Friedrichshain-Kreuzberg

Annemarie Brandt ist neue Koordinatorin für Kinderarmutsprävention im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Kinder- und Familienarmut ist auch in Friedrichshain-Kreuzberg eine Realität, die viele Familien betrifft. In Friedrichshain-Kreuzberg leben 24,5 Prozent der Kinder unter 15 Jahren in einer Bedarfsgemeinschaft, in der eine Person Leistungen nach SBG-II bezieht. Damit gelten sie als von Kinderarmut betroffen. Kinder und Jugendliche gelten ebenfalls als armutsgefährdet, wenn in ihren Familien weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Bundesmedian) zur Verfügung stellt. Ein Rechenbeispiel: Ein alleinerziehender Elternteil mit einem Kind (unter 14 Jahre) und einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1546 Euro gilt als arm. (Quelle: https://www.wsi.de/de/armut-14596-armutsgrenzen-nach-haushaltsgroesse-15197.htm) Die Dunkelziffer derer, die nur geringfügig über diesem Schwellenwert liegen, und somit nicht erfasst werden, dürfte zudem hoch sein. In Friedrichshain-Kreuzberg ist Familien- und Kinderarmut unterschiedlich verteilt. Bezirksregionen wie die Südliche Friedrichstadt, die Tempelhofer Vorstadt oder die Nördliche Luisenstadt in Kreuzberg sind besonders betroffen. Selbst innerhalb von Planungsräumen ist die Betroffenheit teils sehr unterschiedlich verteilt. Ein Beispiel ist hier der Planungsraum Graefekiez: im Bereich der Altbau-Blockrandbebauung gibt es eine sehr niedrige Quote an Kinderarmut, in der Werner-Düttmann-Siedlung einige Straßen weiter ist sie um ein vielfaches höher.

Mit dem Ziel, ein ressortübergreifendes und abgestimmtes Handeln zur Prävention und Beseitigung von Kinder- und Familienarmut zu etablieren, wurde im Jahr 2017 vom Senat in Berlin eine Landeskommission einberufen. Diese Kommission hat eine Strategie entwickelt, die das Agieren der Akteur*innen neu ordnet und professionalisiert und sie 2021 vorgestellt. Als Teil dieser Strategie richten die Berliner Bezirksämter entweder Koordinierungsstellen für das Thema ein oder bauen amtsübergreifende Kernteams auf.

Seit Dezember 2023 ist Annemarie Brandt Koordinatorin für Kinderarmutsprävention im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Sie arbeitet direkt im Stab des Bezirksstadtrats für Jugend, Familie und Gesundheit an der Schnittstelle zum Jugendamt und zum Gesundheitsamt. Das Thema Kinderarmut ist ein Problem, das ämterübegreifend bearbeitet wird. Fachbereiche wie Amt für Soziales, Schulamt müssen einbezogen werden oder bilden eine wichtige Schnittstelle, weiß Annemarie Brand. Die zugezogene Berlinerin ist neu in der Verwaltung. Bisher war sie in Pankow als Projektmitarbeiterin zum Thema Gesundheitsförderung und Prävention für Pflegebedürftige Menschen bei einem Verein beschäftigt. Vorher war Annemarie Brandt als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin unter anderem im St. Joseph-Krankenhaus tätig und absolvierte ein Bachelorstudium der Gesundheitswissenschaft an der Charité Berlin. In den letzten Monaten hat die 31-Jährige innerhalb der Behörde in verschiedenen Bereichen hospitiert.

Angelehnt an die Landesweite Strategie ist Brandts Aufgabe, eine integrierte bezirkliche Strategien zu entwickeln und eine Amtsübergreifende Zusammenarbeit zu etablieren. Dabei möchte sie „das gesamte Paket“ anschauen, denn der Kinder- und Familienarmut müsse auf vielen Ebenen begegnet werden vom Gesundheitsaspekt wie Hilfen bei der Frühkindlichen Entwicklung über Jugend- und Schulthemen bis hin zur kulturellen Teilhabe. „Wir wollen ein umfangreiches und tragfähiges Netzwerk bilden, um vor allem sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen und deren Familien Perspektiven der Teilhabe, Bildung, materielle Versorgung und ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“

Für Annemarie Brandt ist es dabei essentiell auch unter Personen, die nicht von Armut betroffen sind für das Thema zu sensibilisieren und Betroffene bei der Entwicklung von Konzepte mit einzubeziehen, um Stigmatisierung vorzubeugen.

In ihrer Arbeit vernetzt sie sich auch über Friedrichshain-Kreuzberg hinaus, mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren in den anderen Bezirken. In Lichtenberg, Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorfs gibt es bereits entsprechende Pendants.