Alexandra Gelbstein ist die neue Leiterin der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit (QPK) im Bezirksamt

Alexandra Gelbstein ist seit 1. Juni Leiterin der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit (QPK) im Bezirksamt

Alexandra Gelbstein ist seit 1. Juni Leiterin der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit (QPK) im Bezirksamt

Alexandra Gelbstein ist seit 1. Juni Leiterin der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit (QPK) im Bezirksamt. Sie folgt auf Sabine Schweele, die Ende 2023 in den Ruhestand gegangen ist. Das Team besteht mit der Leitung aktuell aus vier Personen und deckt die Bereiche Prävention/Gesundheitsförderung, Psychiatriekoordination und Suchthilfekoordination im Bezirk ab. Die QPK gehört zur Organisationseinheit bezirkliche Planung und Koordinierung, worunter der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit auch die Sozialraumorientierte Planungskoordination und das Quartiermanagement fallen.

Alexandra Gelbstein kommt aus Rheinland-Pfalz und hat an der Universität Siegen Sozial- und Medienwissenschaften im Bachelor studiert. Anschließend machte sie ihren Master-Abschluss in Soziologie an der Universität Bonn. Für ihre Masterarbeit, die sich um den Zusammenhang zwischen Vermögensungleichheit und subjektiver Gesundheitswahrnehmung drehte, nahm sie 2019 eine Stelle als Werkstudentin beim Verein „Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.“ in Kreuzberg an und zog dafür nach Berlin. Dort arbeitete sie zunächst beim Zentrum für Bewegungsförderung und befasste sich überwiegend mit Spaziergangsgruppen für ältere Menschen – einem niedrigschwelligen Angebot der Gesundheits- und Bewegungsförderung, das nun auch in ihrer jetzigen Arbeit im Bezirk Thema ist.

Nach Abschluss ihres Studiums blieb sie beim Verein und wechselte dort zunächst in das Projekt „Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt“ und arbeitete anschließend unter anderem bei der Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung im Land Berlin. In den vergangenen zweieinhalb Jahren war die Soziologin als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim stellvertretenden gesundheitspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag beschäftigt. Sie wollte jedoch wieder zurück in den Bereich Gesundheitsprävention und auf der kommunalen Ebene arbeiten und bewarb sich daher auf die Stelle im Bezirksamt. „Auf Bundes- und auch auf Landesebene gibt es für viele kommunale Bedarfe kein Verständnis.“

Da Alexandra Gelbstein auch ihre Vorgängerin Sabine Schweele bereits von ihrer Tätigkeit im Verein kannte, hatte sie bei der Stellenausschreibung eine konkrete Vorstellung von den Aufgaben. „Hier im Bezirk kann man direkt etwas umsetzen. Man sieht, was passiert, und kann die Veränderungen aktiv gestalten.“ Damit habe sie durch den Wechsel ins Bezirksamt auch ihre Selbstwirksamkeit erhöht. Neben der Teamleitung ist Alexandra Gelbstein auch verantwortlich für die Gesundheitsplanung des Bezirks. Perspektivisch sind es Themen wie Klima- und Gesundheitsschutz, wozu im Dezember eine bezirkliche Gesundheitskonferenz ansteht, sowie eine bezirkliche Ernährungsstrategie nach dem landesweiten Vorbild, aber auch Wohnungslosigkeit, Stärkung der psychosozialen Versorgung und Förderung von neuen Aspekten in der Suchthilfe, die auf ihrer Agenda stehen.

Als Leiterin der QPK ist das Thema der gesundheitlichen Chancenungleichheit, das sie bereits in ihrer Abschlussarbeit bearbeitet hat, nun auch wieder sehr präsent im beruflichen Alltag. Die Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit ist zwar zuständig für den gesamten Bezirk, der Fokus liegt jedoch darauf, die besonders belasteten Gruppen zu erreichen. Wie stark die sozioökonomischen Belastungen ausfallen, variiert innerhalb des Bezirks stark. Grundsätzlich hängt gesundheitliche Ungleichheit von vielfältigen Aspekten ab: Denn wir alle werden bereits mit unterschiedlichen Voraussetzungen geboren, ein gesundes Leben zu haben. Es hängt davon ab, in welche Familie wir hineingeboren werden, welche Berufe unsere Eltern haben, welchen Ausbildung sie genossen haben, welche Lebens- und Wohnbedingungen gegeben sind. All diese und viele weitere Faktoren haben Auswirkungen auf die Gesundheit und somit auch auf das Lebensalter, das erreicht wird. Genau deswegen sei es so wichtig, dass diese Unterschiede auf der kommunalen Ebene – auch durch die Verwaltung – aufgefangen werden. Denn hier vor Ort kann der öffentliche Raum gesundheitsförderlich und lebenswert gestaltet werden. Angebote können genau für die Menschen geschaffen werden, die besonders von der gesundheitlichen Chancenungleichheit betroffen sind.

Im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung stehen aktuell Kinder sowie Senior*innen und Hochbetagte (Menschen über 80) im Vordergrund. Hierfür arbeitet die Planungs- und Koordinierungsstelle mit vielen Trägern und Einrichtungen aus dem Bezirk. Ein Beispiel der Gesundheitsprävention für Kinder ist der Bambini-Lauf, der seit vielen Jahren im Frühjahr im Viktoriapark stattfindet. Dabei laufen hunderte Kinder zwischen drei und sechs Jahren gemeinsam am Kreuzberg und lernen so, wie viel Spaß gemeinsames Bewegen im Freien macht. Bewegung steht auch bei dem geförderten Projekt eines Winterspielplatzes im Vordergrund, der im Familienzentrum Ritterburg in Kreuzberg umgesetzt wurde. Damit entsteht für Familien mit kleineren Kindern ein öffentlicher Ort, an dem sich Kleinen auch in den dunklen und kalten Monaten sicher bewegen können. Eine der Herausforderungen ist bei diesem und vielen anderen Projekten im dicht besiedelten Bezirk die Flächenknappheit. „An Ideen mangelt es uns nicht. Da haben wir sehr viele. Woran es hakt, sind meistens Flächen, Räume und Fachkräfte.“

Ein weiteres Projekt ist die Förderung der Schreibabyambulanzen, die frischgebackene Eltern unterstützen und dem Risiko von Schütteltraumata bei Säuglingen vorbeugen. Das Projekt läuft mittlerweile sehr erfolgreich in Kreuzberg und Friedrichshain. An Nachfrage fehlt es auch hier nicht. Dafür bestünden strukturelle Probleme: „Die Schreibabyambulanzen sind leider chronisch unterfinanziert. Wir müssen die Finanzierung dringend verstetigen.“

Für Senior*innen aus dem Bezirk organisiert Alexandra Gelbsteins Team unter anderen verschiedene Spaziergangsaktionen und andere Bewegungsangebote. Zudem werden aktuell zwei Netzwerke für mehr Teilhabe älterer Menschen gefördert, eines in Friedrichshain und eines in Kreuzberg. „Gerade bei den älteren Menschen merkt man in unserem Bezirk noch sehr stark die Unterschiede zwischen Ost und West. Hier ist eine sehr unterschiedliche Ansprache der Zielgruppen notwendig.“

In den Bereichen der Suchthilfe und Psychiatriekoordination leistet das Team der QPK wichtige Versorgungsaufgaben im Bezirk. Nach der Corona-Pandemie ist eine große Zunahme an psychischen Belastungen zu verzeichnen. Die Versorgungssysteme sind überlastet, sodass viele Menschen in Krisensituationen auf die niedrigschwelligen Angebote im Bezirk angewiesen sind. Umso wichtiger sei daher die Finanzierung und Förderung der psychosozialen Versorgung und Suchthilfe im Bezirk.

Mit den vielfältigen Problemlagen am Görlitzer Park und Kottbusser Tor sieht sich der Bezirk mit großen Herausforderungen konfrontiert. Gerade durch die zunehmende Verbreitung von der Droge Crack gebe es berlinweit eine Hilflosigkeit im Umgang mit den betroffenen Menschen. „Aktuell wird geschaut, wie man mit dieser Droge umgehen kann. Bis es da gute Lösungen gibt, wird es noch Jahre dauern. Verdrängung ist keine Option. Damit verschiebt man lediglich das Problem. Wir brauchen eine akzeptierende Drogenpolitik mit mehr Drogenkonsumräumen und niedrigschwelligen Angebote der Suchthilfe. Sie müssen Unterstützung bekommen, um der Verelendung entgegenzuwirken. Nur mit dieser Arbeit vor Ort kann den Menschen wirklich geholfen werden. Wir brauchen auch mehr Substitutionspraxen. Aber auch hier gibt es das Problem der fehlenden Räume. Hinzukommt der Widerstand, den es häufig in der Bevölkerung gegen solche Praxen oder grundsätzlich Angebote der Suchthilfe in der Nachbarschaft gibt. Hier müssen wir dafür sorgen, dass mehr Akzeptanz und Verständnis für diese Problematiken geschaffen werden.“

Gleichzeitig sind im Bezirk bereits gute Strukturen vorhanden, um psychisch kranken Menschen und Menschen mit Suchterkrankungen zu helfen. Doch auch diese leiden unter unzureichender Finanzierung und Raummangel. Es brauche niedrigschwellige, gut zugängliche Angebote, wie zum Beispiel Kontakt- und Beratungsstellen oder Zuverdienstmöglichkeiten bzw. Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen: „Es geht darum, Menschen wieder eine Struktur, eine sinnvolle Aufgabe, zu geben und sie mehr in die Gesellschaft zu integrieren.“ Auch wachsen die Bedarfe für junge Menschen, ob mit Sucht- oder psychischen Erkrankungen, die aus dem Versorgungssystem rausfielen. „Wir sind ein bunter, diverser, junger und verdichteter Bezirk. Das birgt Herausforderungen, aber auch viele Chancen. Als Team der QPK setzen wir uns dafür ein, diese zu nutzen und unseren Bezirk noch lebenswerter und gesünder zu gestalten.“