Neue Organisationseinheit Klima und Internationales unter neuer Leitung

Foto von Lennart Aldick, dem Leiter der Organisationseinheit Klimaschutz und Internationales

Lennart Aldick ist seit dem 1. März 2023 Leiter der neu geschaffenen Organisationseinheit Klima und Internationales. Im Interview erzählt er, was ihn an der neuen Stelle besonders interessiert, welche Ziele er verfolgen möchte und wie wir auf die Herausforderungen im Bereich Klimaschutz und Klimakrise gewappnet sind.

Was hat Sie an der Stelle als Leiter der Organisationseinheit Klima und Internationales am Standort Friedrichshain-Kreuzberg besonders interessiert?
Die Chance an Themen zu arbeiten und Veränderungen zu begleiten, die uns alle betreffen, hat mich besonders an der Stelle gereizt. Der Klimawandel hat Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche. Wohnen, Verkehr, Soziales, Bildung – es ist ein Querschnittsthema, dass unser Denken und Handeln in den nächsten Jahrzehnten in besonderer Weise umstrukturieren wird. Die meisten greifbaren Veränderungen finden auf kommunaler Ebene statt und werden hier organisiert. Gleichzeitig ist Klimaschutz nur international zu denken, denn die globale Erwärmung kennt keine Ländergrenzen. Vereinbarungen die von den Vereinten Nationen oder der Europäischen Union getroffen werden, betreffen uns im Bezirk ganz direkt, wie zum Beispiel die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Darüber hinaus ist das Internationale für Friedrichshain-Kreuzberg als einer der am dichtesten besiedelten und diversesten Bezirke in ganz Europa von zentraler Bedeutung.

Was sind Ihre Perspektiven und Ziele in der Organisationseinheit Klima und Internationales?
Im Bereich Internationales ist der Bezirk sehr gut aufgestellt und das Team bestehend aus EU-Beauftragtem, Städtepartnerschaftsbeauftrager und Koordinatorin für Bezirkliche Entwicklungspolitik arbeitet an großartigen Projekten, z.B. eine Solidaritätspartnerschaft mit dem Kyiver Bezirk Darnyzja oder Friedrichshain-Kreuzberg als Fairtrade-Bezirk. Gemeinsam werden wir als Team eine Strategie erarbeiten, um möglichst viele Aktivitäten und Projekte miteinander zu verzahnen. Außerdem können wir uns vorstellen, in Zukunft, neben den existierenden Städtepartnerschaften, zeitlich befristete Projektpartnerschaften mit anderen Städten aufzubauen, um gemeinsam Lösungen für ähnliche Herausforderungen zu finden. Klimapartnerschaften werden dabei einen besonderen Raum einnehmen.
In den nächsten Wochen möchten wir vier Stellen im Bereich Klima besetzen und anschließend Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte für den Bezirk erstellen. Dabei werden wir fachübergreifend arbeiten und die relevanten Akteure des Bezirks einbeziehen. Auf Basis dieser Konzepte sollen dann mit hoher Geschwindigkeit die Maßnahmen durchgeführt werden, die die größten Effekte bei der Emissionseinsparung und der Milderung von Klimafolgeschäden haben. In Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen des Bezirks sehe ich die Organisationseinheit Klima und Internationales in diesem Zusammenhang einerseits als koordinierendes Element, andererseits werden wir auch intensiv Fördermittel eintreiben, um klimarelevante Aktivtäten so schnell wie möglich umzusetzen.
Last but not least wird es unsere Aufgabe sein, für die Expertinnen und Experten aus den Fachabteilungen Steine aus dem Weg zu räumen. In meinem ersten Monat beim Bezirksamt habe ich inspirierende Personen mit weitreichenden Ideen kennengelernt. Wenn wir etwa 10 – 15 % Heizenergie einsparen können, dann hat der Einbau der entsprechenden Komponenten Priorität. Wir wollen den Kolleg*innen in den Fachabteilungen dabei helfen, solche Projekte schnell und effizient umzusetzen und neue Wege zu gehen.

Wie sind wir auf die kommenden Jahre zu den Themen Klimaschutz und Klimakrise aufgestellt?
In aller Offenheit, wir stecken in einem Dilemma. Einerseits sind wir laut EWG verpflichtet, die CO² Emissionen bis 2030 um 70% zu senken (Vergleichsjahr ist 1990). Andererseits haben wir fast keinen finanziellen Spielraum, mit den vom Senat zugewiesenen Mitteln diese Ziele zu erreichen. Ich musste lernen, dass die von uns beantragten Mittel für Renovierungen in der Regel auf Landesebene deutlich gekürzt werden und wir somit unter keinen Umständen den notwendigen energetischen Sanierungsstand erreichen können. Zusätzlich sind über 60% der Fläche des Bezirks versiegelt und durch die hohe Bevölkerungs- und Verkehrsdichte können wir nicht kurzfristig große Ausgleichsflächen schaffen, wie es etwa Kommunen im ländlichen Bereich möglich ist.
Nichtsdestotrotz bin optimistisch, dass wir Wege finden werden, mit den Herausforderungen umzugehen. Nicht zuletzt wegen der vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen im Bezirk, die sich für den Erhalt und Ausbau von Grünflächen, innovative Wärmenetze oder Energieeffizienz bemühen. Als Bezirksamt haben wir so eine Vielzahl von Ansprechpartner*innen und Projekte, die wir unterstützen können. Darüber hinaus sind es die Mitarbeitenden im Bezirksamt selbst, die mich sehr optimistisch machen. Es gibt viele innovative Ideen und teilweise auch schon Maßnahmen, die wir fördern müssen. Mein Ziel ist es, Friedrichshain-Kreuzberg zu einem Modellbezirk in Sachen Klimaschutz zu machen und neue Wege zu gehen, um uns aus dem oben genannten Dilemma zu befreien und die Klimawende mit hoher Geschwindigkeit umzusetzen.