Ein Blick in die Partnerstädte – Solidarität mit der Ukraine

Kinder lesen in einem Schutzraum in Kyjiw-Darnyzja

Friedrichshain-Kreuzberg pflegt elf Städtepartnerschaften in Deutschland und weltweit. Darüber hinaus besteht seit 2022 eine Solidaritätspartnerschaft mit dem Bezirk Kyjiw-Darnyzja, im Südosten der ukrainischen Hauptstadt am linken Ufer des Dnjepr.
Durch den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg in die gesamte Ukraine im vergangenen Jahr wuchs auch in Friedrichshain-Kreuzberg der Wunsch, die Zivilbevölkerung zu unterstützen. Denn die russischen Luftangriffe terrorisieren ganz gezielt die Zivilbevölkerung, im Mai 2023 blieben nur drei Nächte in Kyjiw ruhig. Kinder und Jugendlichen leiden besonders unter diesem Terror und ihr Recht auf Bildung wird dadurch stark eingeschränkt.
Für die Ausrüstung von Schutzräumen an Schulen und in Kultureinrichtungen hat Friedrichshain-Kreuzberg deshalb über die Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) bereits 150.000 Euro eingeworben. Eine Förderung für ein weiteres Projekt über 100.000 Euro wurde nun bewilligt.

Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann stellt die Förderprojekte und ihre Wirkung in diesem Beitrag vor.

Bildungsabteilung von Kyjiw-Darnyzja

250.000 Euro beträgt die Summe, die der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg insgesamt für die Förderung von Kyjiw-Darnyzja weiterleitet. Wofür werden die Mittel genau eingesetzt?
Bei unserer Unterstützung fokussieren wir uns ganz klar auf das, was jetzt vor Ort gebraucht wird. Dafür stehen wir in einem engen und vertrauensvollen Austausch mit der Verwaltung in Darnyzja, die uns ihre akuten Bedarfe mitteilt. Und von Anfang an stand die Ausrüstung von Schutzräumen an Schulen im Vordergrund. Ein Großteil der Summe geht daher an die 41 Schulen des Bezirks, um Schutzräume in den Kellern auszustatten. Dafür werden ganz praktische Dinge benötigt, wie Matten, Taschenlampen, Erste-Hilfe-Kästen und Notstromaggregate. Die 49.000 Schüler*innen in Darnyzja sollen trotz des Krieges die Möglichkeit haben, so sicher wie möglich beschult zu werden. Mit 50.000 Euro werden außerdem in Kultureinrichtungen, wie Bibliotheken und Musikschulen, sichere Räume eingerichtet, denn auch die Zerstörung der ukrainischen Kultur ist Ziel des Angriffskriegs. Von den insgesamt 250.000 Euro bringt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 10% als Eigenmittel aus dem eigenen Budget ein.

Warum hat sich der Bezirk dazu entschieden, eine Solidaritätspartnerschaft einzugehen?
Der Solidaritätspartnerschaft liegt ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung zugrunde, einen der zehn Verwaltungsbezirke, Rajone, von Kyjiw zu unterstützen. Daraufhin nahmen wir Kontakt mit der Servicestelle “Kommunen in der Einen Welt” auf, die Partnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Kommunen unterstützt. Durch die Solidaritätspartnerschaft helfen wir der lokalen Verwaltung und Zivilgesellschaft direkt, von Kommune zu Kommune. Denn der Krieg gegen die Ukraine betrifft uns auch hier in
Friedrichshain-Kreuzberg. Seit Kriegsbeginn wurden über 7.000 Menschen aus der Ukraine versorgt, aktuell erhalten weiterhin über 430 Personen im Rahmen von Asylleistungen und Grundsicherung Unterstützung. Grundsätzlich ist Solidarität der Kern aller unserer Partnerschaften, auch von perspektivischen Projekten, z.B. mit dem Globalen Süden.

Wie sieht es mit zukünftigen Kooperationen aus?
Wir sind tief beeindruckt von der professionellen und verbindlichen Kommunikation mit unseren Ansprechpartner*innen in Kyjiw-Darnyzja. Bisher verbindet uns eine Solidaritätspartnerschaft, also eben keine formalisierte Partnerschaft, wie mit unseren elf Partnerstädten, die von ehrenamtlichen Vereinen getragen werden. Dafür braucht es, davon sind wir überzeugt, nämlich auch die Unterstützung der Zivilgesellschaft. Hier sind wir für Vorschläge und Initiativen offen. Auf Verwaltungsebene möchten wir die beantragten Projekte nun umsetzen und auch auf Fachebene im Austausch mit Darnyzja bleiben. Es gibt viele Themen, zu denen wir zusammenarbeiten können und wir sind davon überzeugt, dass wir eben auch sehr viel von unseren Partnern lernen können.
Der SKEW möchten wir für Förderung und den engen Austausch an dieser Stelle explizit danken.
Bedenkt man, dass es sich um Soforthilfe für ein Kriegsgebiet handelt, ist der Bewilligungsprozess für das NAKOPA-Projekt (Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte), über 100.000 Euro, mit fast einem halben Jahr viel zu langsam.. Unser Bezirk möchte schnell und unmittelbar die Menschen unterstützen, die unter dem Krieg leiden. Wir wünschen uns deshalb schnellere Abläufe seitens der Bundesebene.

Grafik der Oberbaumbrücke in Friedrichshain-Kreuzberg

Weitere Neuigkeiten aus den Städtepartnerschaftsvereinen:

Friedrichshain-Kreuzberg pflegt elf Städtepartnerschaften, davon liegen fünf in Deutschland, betreut vom Partnerschaftsverein Berlin – Friedrichshain-Kreuzberg e.V.
Aktuelles aus dem Verein:

Ausstellung zum 85. Geburtstag von Kreuzberger Künstler Günter Kokott
Die Künstlerfreunde, der Kunstdrucker Hugo Hoffmann von der Atelierhandpresse und der Galerist Hulusi Halit überraschten den Maler Günter Kokott zu seinem 85. Geburtstag mit einer Ausstellung, die vom 26. Mai bis zum 10. Juni 2023 in der Galerie in der Kreuzbergstrasse 72 veranstaltet wurde. Der Partnerschaftsverein Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg unterstützte die Ausstellung maßgeblich ideell und finanziell. Günter Kokott ist Urberliner, in Kreuzberg geboren und lebte und wirkte als Maler zeitlebens dort. Er ist gelernter Maurer, studierte mit Architektur und absolvierte ein Malereistudium an der HdK Berlin (Hochschule der Künste, der Vorläuferin der Akademie der Künste Berlin). Günter Kokott war darüber hinaus als Angestellter beim Bezirksamt Kreuzberg bis zu seiner Verrentung als Stadtplanungsbeauftragter und dort beim Bezirksbürgermeister angesiedelt. Weit über dreißig Jahre gehörte er zudem dem Partnerschaftsverein als Mitglied an, der ihm für sein Engagement großen Dank ausdrückte. Über 10 Jahre war er im Vereinsvorstand tätig und zeichnete sich für Planung und Durchführung von Kunst- und Kulturveranstaltungen in den bundesdeutschen Partnerstädten und -kreisen (Wiesbaden, Porta Westfalica, Ingelheim am Rhein sowie in den Landkreisen Bergstrasse (Heppenheim, Bensheim) und Limburg-Weilburg) und in Berlin (zum Teil mit dem Kreuzbergmuseum, dem heutigen FHXB Museum) verantwortlich. Dazu gehörten Malerei- und Fotoausstellungen, Ausstellungen in der Bildhauerei, sowie Musikveranstaltungen von Orchestern und Bands und auch Aufführungen von Chören aus den Partnerbereichen. Auch gemeinsame Malerei-Ausstellungen mit seinen Werken und Werken von befreundeten Maler*innen aus Ingelheim und dem Kreis Bergstrasse gehörten dazu, zuletzt auch vielfach im Nachbarschaftshaus Urbanstrasse 21, in der “Alten Feuerwache” in der Marchlewskistrasse und in der Galerie “Salon HALIT ART”.

Internationales Tischtennisturnier in Wiesbaden
Vom 30. Juni bis zum 02. Juli veranstaltet die Stadt Wiesbaden und der TTC Rot Weiss Wiesbaden ein internationales Tischtennis-Turnier mit Mannschaften aus den Wiesbadener Partnerstädten, u.a. auch aus Frankreich. Eingeladen ist auch der BSC Eintracht Südring (Tischtennis-Abteilung) aus Friedrichshain-Kreuzberg. Die Städtepartnerschaft zwischen dem damaligen Bezirk Kreuzberg und Wiesbaden ist nach dem Mauerbau im Jahre 1964 gegründet worden, im nächsten Jahr wird die Städtepartnerschaft 60 Jahre bestehen. Seit also fast 60 Jahren kommt es regelmäßig zu Begegnungen von Bürgern*innen, Jugendlichen, Künstler*innen, Musiker*innen, Sportler*innen, Azubis, Verwaltungsfachleuten und Kommunalpolitiker*innen – in diesem Sommer ganz im Zeichen von Tischtennis.

Weitere Informationen zum Partnerschaftsverein finden Sie auf der Webseite.