Die Situation ist so dramatisch, weil Bäume Langzeitstrategen sind und sich nicht schnell auf sich ändernde Bedingungen einstellen können, sowie auch wir als Verwaltung nicht Personal und Geld herbeizaubern können. Berlin hat mit Abstand die meisten Hitzetage über 30 Grad Celsius. Es mangelt zur richtigen Zeit überall an Wasser und es fehlen größere Ansätze für innerstädtische Umbauten, die es ermöglichen, das Regenwasser gezielt zu halten und zur Verfügung zu stellen.
Es wird immer wieder gefordert, klimaresiliente Bäume zu pflanzen. Dabei wird der Begriff häufig falsch verwendet, weil Klimaresilienz die Widerstandsfähigkeit sozial-ökologischer Systeme gegenüber Folgen des Klimawandels beschreibt. Was wir benötigen, ist eine größere und langfristigere Sichtweise auf die aktuellen Probleme unserer Bäume UND ihrer Standorte, insbesondere ihrer Wurzeln, vor allem die Verfügbarkeit von durchwurzelbarem Raum, Wasser und Nährstoffen.
Dementsprechend gehören der Baum und sein nachhaltig gesicherter Standort, der es dem Baum überhaupt erst ermöglicht an dem Standort dauerhaft zu überleben und zu gedeihen, untrennbar zusammen. Solange der Standort und die Baugrube vom Baum entkoppelt betrachtet werden, sowie wir die Bäume einzeln betrachten und nicht ganze Quartiere zusammen, bekommen wir in Berlin das Problem nicht in den Griff.
Leider bieten viele der Standorte diese Bedingungen nicht und müssen aufwendig und kostenintensiv hergestellt werden, falls es überhaupt möglich ist, da häufig aufgrund der Leitungen und der aktuellen gesetzlichen Regelungen keine neuen Bäume gepflanzt werden dürfen. Nur die aktuellen Bäume haben Bestandsschutz. Die Böden sind über und über mit Leitungen und Bauwerken (Strom, Gas, Telefon, Wasser, Abwasser, Fernwärme, U-Bahntunneln, Tiefgaragen, Entwässerungssystemen etc.) belegt.
Die Bäume stehen mehr oder weniger in viel zu kleinen „Blumentöpfen“ und werden im ständigen Wechsel aufgegraben und eingeengt.
Dass das „alte“ Prinzip nicht mehr greift wird spätestens dann klar, wenn man sich das durchschnittliche Alter der Bäume ansieht und mit dem Alter der Bäume vergleicht, die abgestorben sind.
Es handelt sich bei unseren bezirklichen Bäumen um sehr junge Bäume, die aktuell durchschnittlich ihr biologisches „Altbaumalter“ nicht erreichen. Zudem wurden bereits ein Viertel der Bäume, die zwischen 2001 und 2021 gepflanzt wurden, bereits wieder gefällt und nur ein Drittel der Jungbäume wird als „gesund“ eingestuft. Wir verlieren somit nicht nur unsere schönsten und ältesten Bäume, sondern, wenn auch optisch nicht so ersichtlich, die Zukunft unseres Baumbestandes – und das trotz Pflege und Wässerung.