Besuch aus Kadıköy: Delegation aus Partnergemeinde unterwegs in Friedrichshain-Kreuzberg

Über 100 städtische und kommunale Partnerschaften verbinden die Türkei und die Bundesrepublik Deutschland. Seit 1996 besteht eine besonders aktive Bezirkspartnerschaft zwischen Friedrichshain-Kreuzberg und dem Istanbuler Stadtteil Kadıköy, gepflegt vom Städtepartnerschaftsverein Kadıköy e.V.. Um den engen Austausch auf Fachebene fortzusetzen, besuchte vom 14. bis 16. Dezember eine elfköpfige Delegation, bestehend aus dem CHP-Bezirksbürgermeister Şerdil Dara Odabaşı, seinem Stellvertreter Ediz Zeyrek, fünf Bezirksverordneten und Mitarbeitenden der Verwaltung den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.

Ein Empfang, ausgerichtet vom Büro der BVV, am 14. Dezember stand unter dem Einfluss der politischen Entwicklungen in der Türkei, wo der Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem İmamoğlu, ebenfalls CHP, wie mehrheitlich der Bezirk Kadıköy, zu mehr als zwei Jahren Berufsverbot verurteilt wurde. Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann zeigte sich deutlich solidarisch mit dem Partnerbezirk: „Ich freue mich über die langjährige und sehr aktive Partnerschaft zwischen Kadıköy und Friedrichshain-Kreuzberg. Heute, mehr denn je, stehen wir gemeinsam für demokratische Grundwerte ein.“

Die kommenden Tage waren ganz dem Fachaustausch zwischen den Bezirken gewidmet und der Frage: „Wie macht ihr das hier?“ Bärbel Schürrle, Leiterin des Amts für Weiterbildung und Anne Maase, Fachbereichsleiterin für Bibliotheken, beantworteten im Seminarraum der Pablo-Neruda-Bibliothek Fragen der Delegation zur Bedeutung von Kulturarbeit und von Sprache für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen. Großes Interesse weckte die „Bibliothek der Dinge“ und die Bedeutung von Bibliotheken alle soziale, dritte Räume.

Marcus Münnich und Katja Frenz stellten der Delegation die Arbeit des Umwelt- und Naturschutzamtes vor. Im Zentrum stand die Frage, wie Artenvielfalt und der Schutz von Grünflächen vor Übernutzung gewährleisten werden können. Gerade das Thema Partytourismus war auch den Gästen aus dem Bezirk Kadıköy bekannt, der jedes Wochenende von 1 Mio. Feiernden besucht wird – bei ca. 500.000 Einwohner*innen. Beim Besuch des Umwelt- und Bildungszentrums im Wriezener Park am Nachmittag, unter Führung von Leiterin Sarah Nock, konnte der Austausch zu Umweltbildungsarbeit und zur Einbeziehung der Zivilgesellschaft direkt fortgesetzt werden.

Am letzten Tag, dem 16. Dezember, bot ein Besuch im FHBX-Museum einen Einblick in die aktuelle Ausstellung „TROTZ ALLEM: Migration in die Kolonialmetropole Berlin“. Museumsleiterin Natalie Bayer stellte den Besucher*innen in der historischen Druckerei die kreativen Bildungsangebote für Kinder- und Jugendliche vor. Was die Delegation in der Diskussion hervorhob? Den Mut, den das Museum bei seinem Umgang mit politisch herausfordernden Themen zeige.

Als letzte Station bot ein Gespräch mit Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann und Martina Noetzel, Leiterin Steuerungsdienst und Finanzen, die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Eindrücke zu teilen, vom Bezirkshaushalt – bis hin zur Feststellung, dass die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg Fahrrad und U-Bahn einem privaten Fahrdienst offenbar vorziehe.

Der dreitägige Besuch ermöglichte es, sich auszutauschen und gegenseitig Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele zu teilen. Er schaffte Impulse und persönliche Begegnungen, auf die die Partnerschaft mit ihren Projekten künftig aufbauen kann. Außerdem brachte sie ein wichtiges Learning: Das „akademische Klatschen“, also Klopfen auf den Tisch, wurde von den Delegationsteilnehmenden erst einmal mit Irritation aufgenommen – im Kadıköyer Bezirksparlament bedeutet das nämlich Protest.

Wir freuen uns auf den nächsten Besuch – hoffentlich bei Plusgraden – und natürlich auf den nächsten Besuch in Istanbul.

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