Im Einsatz für Spielstraßen – Ein Interview zum Tag des Ehrenamtes
Bild: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Heute, am 5.Dezember, findet der jährliche Tag des Ehrenamtes statt. Aus diesem Anlass haben wir mit Wiebke Wehrhahn aus der Kreuzberger Böckhstraße gesprochen, die sich ehrenamtlich dafür einsetzt, dass in Friedrichshain-Kreuzberg temporäre Spielstraßen entstehen können.
Was hat Sie motiviert sich ehrenamtlich für die Organisation der temporären Spielstraßen einzusetzen und seit wann sind Sie dabei?
Motiviert hat mich das Engagement von einigen tollen Menschen, die ich 2017 kennenlernte. Sie setzten sich als Visionäre für die Umgestaltung des öffentlichen Straßenraums zum einen für die Kinder zum Spielen aber auch als Treffpunkt für Nachbar*innen ein. Für mich war es eine bereichernde Erfahrung, Menschen aus der Nachbarschaft bei den vorbereitenden Aktionen zu begegnen und ein gemeinsames Ziel im Rahmen der Verkehrswende zu verfolgen.
Was ist Ihre Aufgabe bei der Betreuung der temporären Spielstraße?
Hier macht jeder vorrangig, was er gern und gut kann. Ich organisiere und bringe Erfahrungen im Netzwerken mit. Dazu zählen Plakataktionen, Organisation von Kieztreffen und Unterschriftensammlungen. Ich gehöre außerdem zum Kiezlots*innenteam der Böckhstraße im Kreuzberger Graefekiez, dort ist die Straße mittwochs von 14-18 Uhr für für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. . Wir stellen die mobilen Baken an den zwei Zufahrten zur Straße auf und betreuen diese. Das heißt nötige Ein- und Ausfahrten müssen in Schrittgeschwindigkeit begleitet werden. Wir „arbeiten“ in 2 Schichten zu jeweils 2 Stunden. An der Bake kann man es sich mit Kaffee gemütlich machen, man liest, unterhält sich mit der Nachbarschaft oder schaut einfach dem bunten Treiben zu. Es macht großen Spaß.
Wie werden die temporären Spielstraßen in Ihrem Kiez angenommen und in welcher Form wird der Straßenraum an diesen Tagen alternativ genutzt?
Die Resonanz ist nach drei Saisons durchweg positiv!
Der Raum wird wunderbar angenommen und es ist jedes Mal ein Erlebnis, wie groß eine Straße ohne zugestellte Parkplätze ist! Es wird gemalt, gebastelt, Schach gespielt, gestrickt oder Kindergesichter geschminkt. Die Spieltonne, die an eine umfunktionierte Mülltonne erinnert, bietet tolle Spielsachen von Straßenkreide bis Federball. Die Straße ist frei für Fußball und andere Bewegungsspiele. Letztendlich sind es aber nicht allein die Spielzeuge, die begeistern, sondern, dass auf dem neu eroberten Raum Spiele gespielt werden, die wir auf Spielplätzen so nicht mehr sehen. Es werden Seile geschwungen und gesprungen, Hinkekästchen mit Kreide gemalt oder Himmel und Hölle gespielt. Spiele, die gerade in der Stadt verloren schienen.
Was braucht es, um die temporären Spielstraßen auch in Zukunft regelmäßig zu betreiben und welche Unterstützung würden Sie sich wünschen?
Ganz viel Nachbar*innen-Engagement! Unser Ziel ist es die schon zahlreichen Aktivitäten auszubauen und vor allem Kiezlots*innen zu rekrutieren. Also Menschen, die verbindlich das Team unterstützen: mit geringem Zeitaufwand und ohne Vorbereitungszeit, flexiblem Einsatz und vor allem viel Spaß ist diese Tätigkeit verbunden. Wir wollen Kinderläden, Schulen sowie Nachbar*innen noch mehr begeistern und einbinden. Einen Aufruf starten, um unterschiedliche Interessengemeinschaften zu gründen zur Nutzung des geschaffenen Freiraumes: Gärtnern, Singen, Handwerken und damit in den Fokus setzen, wie wichtig es ist, Teile der Innenstadt autofrei zu halten und damit alternativ und divers für die Gemeinschaft zu nutzen.
Wiebke Wehrhahn aus der Böckhstraße, November 2022
In Friedrichshain-Kreuzberg wurden in der Saison 2022 acht Straßen in regelmäßigen Abständen in temporäre Spielstraßen umgewandelt. Auf weiteren vier Straßen wurde eine temporäre Spielstraße einmalig eingerichtet.
Wenn Sie auch eine der temporären Spiel- und Nachbarschaftsstraßen im Bezirk als Kiezlots*in unterstützen wollen, melden Sie sich hier.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
- Tel.: (030) 90298-0
Postanschrift
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