Bezirkliche Gesundheitskonferenz Friedrichshain-Kreuzberg

Bezirkliche Gesundheitskonferenz Friedrichshain-Kreuzberg

Bedingungen für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger werden auf kommunaler Ebene geschaffen – im Kiez, im Stadtteil, im Bezirk. Das Projekt „Friedrichshain-Kreuzberg – Gesunder Bezirk“, das von der bezirklichen Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit in Kooperation mit dem ZAGG, Zentrum für angewandte Gesundheitsförderung und Gesundheitswissenschaften GmbH, durchgeführt und von der Techniker Krankenkasse finanziert wurde, hat hierzu seit 2017 einen wichtigen Beitrag geleistet und wird nach 5 Jahren Laufzeit im Dezember 2022 abgeschlossen.

Wie können also verschiedenste Akteurinnen und Akteure kommunaler Gesundheitspolitik enger vernetzt werden, um gemeinsam die Umsetzung gesundheitspolitischer Ziele voranzubringen? Wie gesundheitsförderlich ist das, was wir in den Ämtern tun? Wo kann Bezirkspolitik ansetzen, wenn es beispielsweise an Personal, Geld oder bezirklicher Zuständigkeit mangelt? Zu diesen und anderen Fragen haben sich die Stadträt*innen des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg am 27. September 2022 positioniert und mit Expertinnen und Experten, Akteur*innen von Einrichtungen, Trägern und Initiativen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung aus dem Bezirk diskutiert.

Gesundheitsstadträtin Regine Sommer-Wetter: „Das Gesundheitsamt ist bei dieser Frage natürlich bereits offensichtlich angesprochen, zusammen mit der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit (QPK) und bezirksübergreifend arbeitenden Zentren mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten nimmt es die Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes wahr. Die Angebote können entweder von den Bewohner*innen des Bezirks oder bei den bezirksübergreifenden Zentren von jeder Berlinerin und jedem Berliner unabhängig vom Wohnort in Anspruch genommen werden.“

Die bezirklichen Gesundheitskonferenzen der letzten Jahre beschäftigten sich mit wechselnden thematischen Schwerpunkten aus den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung. Sie orientieren sich an den Daten zur gesundheitlichen Lage des Bezirks und an übergeordneten Präventionszielen. Ein Anliegen der Gesundheitskonferenzen war und ist es, bestehende Ansätze bekannt zu machen, fachlichen Input zu geben, sowie Handlungsziele und Maßnahmen abzustimmen und neue bedarfsorientierte Projekte im Bezirk anzustoßen. Als Herausforderung hat sich erwiesen, die durchaus vielen im Bezirk vorhandenen Angebote zusammenzubringen. Außerdem seien fehlende Investitionsmittel ein häufig angesprochenes Problem bei der tatsächlichen Realisierung vorhandener Ideen.

„Wenn aufgrund von fehlendem Geld, Personal oder Zuständigkeit die ganz großen Würfe nicht alle gleichzeitig gelingen können, müssen wir priorisieren. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die ämterübergreifende Umsetzung der Sport- und Bewegungsfläche neben dem Lobeck-Sportplatz als konkretes Ergebnis aus einer der früheren Gesundheitskonferenzen.“ erläutert Schul- und Sportstadtrat Andy Hehmke.

Ob es um die ämterübergreifende Arbeit zur Pandemiebewältigung, die Umsetzung von Teilprojekten, z.B. die Sportoase Lobeckstraße, Fragen zur Nutzung des öffentlichen Raumes, gemeinsame Strategien der Ämter gegen Obdachlosigkeit, die Herausforderungen bei Klima oder Hitzeschutz geht, das Thema Gesundheit ist längst zum Querschnittsthema geworden. Ämter setzen nicht nur Maßnahmen um, sondern sind auch Dienstleister für andere Ämter.
„Das Querschnittsthema „Gesundheit und Lebensqualität im Bezirk“ ist bereits in unserer politischen Agenda im Bezirk wie folgt verankert: Wir bauen Trinkbrunnen und Kiezblocks aus, denn die Erweiterung grüner Oasen sorgt für Kühlung und bessere Luftqualität.“, sagt dazu Annika Gerold, Stadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung und Umwelt.

Dass z.B. die Versorgung mit Trinkwasser oder auch Orte für Kühlung v.a. im Sommer besonders wichtig für wohnungslose Menschen sind, ergänzt der zuständige Stadtrat.

„Es gibt zudem einen engen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit. Erwerbslose sind doppelt so häufig krank, wie Erwerbstätige. Deshalb haben wir eine Clearingstelle eingerichtet, die einen niedrigschwelligen Zugang zu den verschiedenen Diensten bereitstellen kann.“, schildert Arbeits- und Sozialstadtrat Oliver Nöll.

Als erster inhaltlicher Impulsvortrag wurden die „Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen in Friedrichshain-Kreuzberg für die Jahre 2010‒2019 vorgestellt. Dieser Bericht wurde 2021 durch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg veröffentlicht und durch ihn können Aussagen zum Gesundheitsverhalten und -zustand sowie zur motorischen und kognitiven Entwicklung eines Schüler*innen-Jahrgangs gewonnen werden, um darauf aufbauend Gesundheitsprävention sowie Kita- und Schulplanung anzupassen.

Anschließend bekamen die Anwesenden durch die Vorstellung der Ergebnisse der „Studie 60+ einen Einblick in die Lebensbedingungen, Alltagserfahrungen, Sorgen und Wünsche von Menschen, die 60 Jahre oder älter sind und in Friedrichshain-Kreuzberg leben. Ziel der Befragung war auch hier, bezirkliche Planungen noch stärker an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten.

Thementische

An vier inhaltlichen Thementischen wurde diskutiert zu folgenden Bereichen:

Gesundes älter werden, Öffentlicher Raum/Mobilitätswende, Belastungen in Krisenzeiten und Gesundes Aufwachsen

Das Handlungsfeld „Gesundes Aufwachsen“ zum Beispiel meint alles, was Kindern guttut. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, Bewegungsförderung und Gesundheitsbildung. Die bereits seit Jahren etablierte Netzwerkarbeit zwischen Jugendamt, Gesundheitsamt und Einrichtungen fand große positive Resonanz, ebenso der Einsatz von Sprachmittler*innen bzw. muttersprachigen Kolleg*innen in den Ämtern. Ob FamilienServiceBüro, Familienhebammen oder Babylotsen in den Familienzentren, die Zusammenarbeit unterschiedlicher für die Frühen Hilfen relevanten Einrichtungen und Fachkräfte hat bereits viel Positives bewirkt, damit Familien frühzeitig Zugang zum Hilfesystem und passgenaue Unterstützung lokaler Anbieter erhalten.

Aktuell gibt es allerdings auch besorgniserregende Entwicklungen. Multiple Sorgen um gesundes körperliches, seelisches Aufwachsen und die Zunahme von Ängsten nehmen die Expert*innen in den vergangenen Jahren während ihrer täglichen Arbeit wahr. Auch die Adipositas-Gruppe des bezirklichen Gesundheitsamtes hat starken Zulauf – so sehr, dass es mehrere Gruppen davon geben müsste. Hier will die Gesundheitsstadträtin ebenfalls gern das Angebot erweitern, noch fehlt es hier jedoch an Personalmitteln.

Ganz konkret und lösungsorientiert führte der Austausch am Thementisch „Gesundes Aufwachsen“ dann schließlich zu einem Plan zwischen der Jugend- und Gesundheitsstadträtin Regine Sommer-Wetter und dem Schul- und Sportstadtrat Andy Hehmke: „Wir haben als Ergebnis des Thementisches darauf verständigt, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen werden, Kita, Schule und Sportstätten niedrigschwellig für Träger im Sinne der Bewegungsförderung nutzbar zu machen.“, verkündeten beide am Ende der bezirklichen Gesundheitskonferenz.

Die gesammelten Ideen und Erfahrungen von Multiplikator*innen, Fachkräften, Interessenvertretern, freien Träger und Bürger*innen aus der Lebensrealität haben zum partizipativen Charakter des Projekts „Friedrichshain-Kreuzberg – Gesunder Bezirk“ viel beigetragen und auch in Politik und Verwaltung hat sich ämterübergreifend ein Verständnis von Gesundheitsförderung als Querschnittsaufgabe entwickelt.

Großes Einvernehmen herrschte bei den grundsätzlichen Wünschen an die Bezirkspolitik: Unterstützung und Hilfe muss da ankommen, wo sie benötigt wird. Ziel sollte es deshalb sein, Anlaufstellen, Angebote und Einrichtungen abzusichern, inhaltlich aufeinander abzustimmen und Hilfesysteme allen Menschen im Bezirk zugänglich zu machen.

Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann: „Gesundheit ist ein Querschnittsthema in unserem Bezirk – vom Trinkbrunnen bis zum Sportplatz. Die Gesundheitskonferenz hat uns heute eindrucksvoll vor Augen geführt, wie viele gute Angebote für die Prävention und Gesundheitsförderung in unserem Bezirk gibt, aber auch welche Hürden es für bedarfsgerechte und niedrigschwellige gesundheitsfördernden Maßnahmen zu überwinden gilt. Ich danke alle engagierten Menschen, die sich für einen gesunden Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg einsetzen.“

Es wird eine Dokumentation der Gesundheitskonferenz erstellt und veröffentlicht werden, so dass alle Beteiligten und Interessierten die Ergebnisse nachlesen können.

Ansprechpartnerin
Sabine Schweele
Leitung Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit
Tel.: 030-90298 3543
sabine.schweele@ba-fk.berlin.de