Ezgi Isikli ist seit Kurzem Ausbilderin im Ausbildungsbürgeramt. An diesem Dienstagvormittag betreut sie drei Nachwuchskräfte in Raum 4 bei ihrer Arbeit. „Die vielen positiven Bewertungen und Rückmeldungen, die wir bekommen, motivieren die Auszubildenden natürlich sehr für ihre Arbeit. Außerdem hat man hier als Azubi gleich ein Erfolgserlebnis, wenn man eine Dienstleistung gelernt hat, weil man sie sofort umsetzen kann.“
Bei der Frage nach ihrer Lieblingsdienstleistung muss die Ausbilderin nicht lange nachdenken. Das sei ganz klar der internationale Führerschein, weil er kein Alltagsding sei und man daher sehr auf die Details achten müsse.
Das Ausbildungsbürgeramt des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg ist eine besondere Einrichtung. Ein vergleichbares Bürgeramt, in dem Nachwuchskräfte den Betrieb eigenständig übernehmen, gibt es in Berlin und anderswo in Deutschland bislang nicht.
Im Frühjahr 2015 startete der Probebetrieb. Das Konzept eines eigenen Bürgeramtes für die Nachwuchskräfte hatten der Fachbereichsleiter des Bürgeramts, die damalige Amtsleiterin und der Leiter des Nachwuchsmanagements gemeinsam entwickelt. Die Idee war es, ein Bürgeramt von Auszubildenden organisieren und betreiben zu lassen, die wiederum von motivierten und qualifizierten Ausbilder*innen unterstützt werden. Ein besonderer Fokus lag von Anfang an darauf, dass es sich nicht um einen Spielbetrieb, sondern um ein echtes Bürgeramt handeln sollte, das den kompletten Umfang der Dienstleistungen eines regulären Bürgeramtes anbietet. Bei der Einrichtung erhielt das Bezirksamt Unterstützung vom Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, das den Nachwuchskräften den Zugriff für das Fachprogramm freischaltet, was im Normalfall nicht vorgesehen ist.
Seit dem Vorjahr läuft das Ausbildungsbürgeramt im Regelbetrieb. Im Oktober 2020 übernahm Paul Huwe die Leitung. Gemeinsam mit drei Ausbilder*innen leitet er die Auszubildenden im Alltag an. Er war selbst während seiner Ausbildung im Bürgeramt in der Schlesischen Straße eingesetzt. Der 29-Jährige hat seine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter 2013 abgeschlossen. Zu seiner neuen Stelle kam er, weil ihn die Arbeit mit den Auszubildenden und der Einsatz in einem neu etablierten Team interessierte. Da er im Rahmen seiner Ausbildung zweimal im Bürgeramt eingesetzt war, kann er sich mit dem Aufgabengebiet sehr gut identifizieren. „Außerdem hatte ich keine Lust mehr, Akten zu bearbeiten“, sagt Paul Huwe. Aktenbearbeitung oder täglicher Umgang mit Kund*innen, jede*r Verwaltungsfachangestellte hätte da eine Präferenz.