Durch die Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen spüren die Vereine im Bezirk einen massiven Mitgliederschwund. Zum Beispiel der Kreuzberger Sport-Club Lurich 02 e.V.: Der Verein mit Hauptsitz in der Köpenicker Straße ist seit seiner Gründung im Jahr 1902 auf dem Gebiet schwerathletischer Sportarten aktiv. Bis heute hat der Verein einen Fokus auf Kampfsportarten, hat sein Angebot aber auf fitnessorientierten Kraftsport und viele andere Breiten- und Freizeitsportarten ausgeweitet. Während der Verein vorher jährlich wuchs und neue Mitglieder gewann, haben im zweiten Halbjahr 2020 rund 16 Prozent der Sportler*innen ihre Mitgliedschaft gekündigt. „Dass Menschen zum Jahresende Mitgliedschaften in Vereinen kündigen, um Geld zu sparen, ist nicht ungewöhnlich“, erklärt Lorena Jonas, die seit September 2020 erste Vorsitzende des Vereins ist. „Aber nicht in diesem Umfang. Außerdem treten normalerweise gerade zu Jahresanfang viele Leute in den Verein ein. Sport ist ja häufig ein guter Vorsatz für das neue Jahr. Nur wie sollen wir jetzt im Lockdown neue Mitglieder gewinnen?“ Das ist eine besondere Herausforderung, da der Verein am Hauptsitz einen Mietvertrag mit Staffelmiete hat, die jährlich steigt. Um diese Mietsteigerung finanzieren zu können, muss der Verein kontinuierlich wachsen. Hierfür sollten neue Angebote geschaffen und neue Zielgruppen erreicht werden. Ein Schwerpunkt der geplanten Erweiterung lag beispielsweise auf Gesundheitssport für Senior*innen und das Angebot von inklusivem Kampfsport für Menschen mit Behinderung. „Die Pandemie trifft uns daher besonders hart. Statt dass wir wachsen und neue Mitglieder gewinnen, verlieren wir sie“, sagt Lorena Jonas. Sie hat Verständnis dafür, dass einige Menschen in der aktuellen Situation die Vereinsbeiträge sparen wollen oder gar müssen: „Manche sind selbst in finanziellen Notlagen und müssen auf ihr Geld achten.“ Andere hätten aufgrund der Pandemie und ihrer Einschränkungen schlicht weniger Zeit für Sport in der Freizeit, zum Beispiel, weil sie sich aufgrund eingeschränkter Kinderbetreuungsangebote mehr um ihre Kinder kümmern müssen.
Auch Roswitha Ehrke, Vereinsmanagerin und Fitnesstrainerin beim Seitenwechsel e.V., beschreibt den pandemiebedingten Verlust von Vereinsmitglieder: „Wir haben wenig Vereinseintritte und die üblichen Austritte. Dadurch ist der Verein bisher bereits um zehn Prozent geschrumpft. Mit der vulnerablen Gruppe von Mädchen ist es aktuell sehr schwer, wieder Kontakt aufzunehmen. Projekte wie Fußballcamps für Mädchen oder Angebote für Schulsport-AGs konnten wir zuletzt nicht mehr umsetzen. Eine Perspektive, wann wieder etwas öffnet, gibt es nicht und vieles ist ungewiss. Deshalb können wir als Verein nur sehr schwer planen.“