Die Natur hat sich zur Vermehrung der Mistel einen ganz besonderen Trick ausgedacht: Ihre weißen Früchte sind so klebrig, dass ein Teil davon an Vogelschnäbeln haften bleibt. Früher wurden sogar Vögel gefangen, indem man Ruten mit aus Misteln gewonnenem „Vogelleim“ bestrich.
Viele Vogelarten, darunter Misteldrosseln, Amseln und Seidenschwänze, die manchmal als Wintergäste nach Berlin kommen, naschen gern von den Beeren. Wetzen sie ihren Schnabel an einem Zweig oder Ast oder hinterlassen dort ihren Kot, kleben die Mistelsamen an der Rinde des künftigen Wirtsbaumes fest. Treibt dann der Samen aus, bildet sich zunächst eine Haftscheibe, um der Jungpflanze Halt zu garantieren. Der Spross ändert dann seine Wuchsrichtung und bohrt sich in die Rinde des Wirtsbaumes ein. Die Mistel dockt dann an die Leitungsbahnen als Halbschmarotzer an und nährt sich von Wasser und Mineralstoffen, die der Baum aus der Erde zieht.
Die Mistel wächst langsam. Ein ganzes Jahr braucht die Jungpflanze, bis sie ihren Durst stillen kann. Erst im zweiten Jahr etwa bilden sich der erste verzweigte Spross mit ledrigen Laubblättern und bis die Pflanze ihre typische kugelige Form erreicht, vergehen viele weitere Jahre. So können die rund einen halben Meter im Durchmesser großen Mistelbüsche, die man jetzt auf dem Markt als Weihnachtsdekoration kaufen kann, leicht 20 oder 30 Jahre alt sein.
Ihren Wirtsbäumen fügt die Mistel durch den Wasser- und Mineralienentzug in der Regel keinen dauerhaften Schaden zu. Allerdings kann besonders dichter Mistelbefall zu verminderter Wuchsleistung des Baumes führen, insbesondere auf Streuobstwiesen kann das zum Problem werden.