Vorstellung der neuen Fußverkehrsplaner*innen
Bild: Sara Lühmann
Die Mobilitätswende und mehr Flächengerechtigkeit sind unserem Bezirksamt wichtige Anliegen. Dafür wird im Straßen- und Grünflächenamt der Bereich der Verkehrsplaner*innen personell weiter verstärkt. Seit Mai sind nun auch die beiden Fußverkehrsplaner*innen Jessica Horne und Felix Kroße mit dabei. Gemeinsam mit den Radverkehrsingenieuren arbeiten sie in der neuen Gruppe „Mobilitätswende“ mit aktuell sieben Mitarbeiter*innen im Fachbereich Straßen.
Jessica Horne ist die Fußverkehrskoordinatorin, Felix Kroße der Beauftragte für Schulwegsicherheit. Beide sind im Berliner Verkehr am liebsten mit dem Rad unterwegs – und für kurze Wege natürlich zu Fuß. Jessica Hornes Begeisterung fürs Fahrradfahren können aufmerksame Beobachter*innen gleich erkennen: Sie hat sich ein stilisiertes Damenrad aufs Handgelenk tätowieren lassen.
Die neue Fußverkehrskoordinatorin ist in Boston (USA) aufgewachsen und hat in Montreal (Kanada) ihr Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen abgeschlossen, bevor sie mit einem Stipendium für das Master-Studium nach Deutschland kam. An der TU Berlin studierte sie Umweltplanung. Ihr Masterarbeitsthema war ein Pop-Up-Radweg im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. So kam sie mit der Verwaltung in Kontakt und stellte fest, welche Möglichkeiten die Behörden haben, um die Verkehrswende zu gestalten. Nach kurzer Tätigkeit als Nachhaltigkeitsberaterin für Unternehmen entschied sich die 26-Jährige für die Bewerbung im Bezirksamt. „Der private Sektor bot viele Möglichkeiten, um in großem Umfang nachhaltige Veränderungen zu bewirken, diente aber letztlich nicht den Menschen vor Ort, wie ich es mir gewünscht hätte. Meine Motivation ist es aber, den Klimaschutz voranzutreiben und diesen in den Kiezen umzusetzen. Da ist die Mobilitätswende ein ganz wichtiger Teil.“
Felix Kroße ist studierter Geograf, der seine Masterarbeit im dänischen Odense über Möglichkeiten für sicheren Schulverkehr und aktive Mobilität geschrieben hat. „Dort gibt es Schulstraßen, die bestimmten Zeiten gesperrt sind, damit die Kinder und Jugendlichen problemlos mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen“.
Nach Positionen in der Wissenschaft und Privatunternehmen freut sich der gebürtige Berliner nun über seinen Wechsel in den öffentlichen Dienst: „Hier kann ich mit meiner Arbeit etwas Sinnvolles für die Gesellschaft tun und daran arbeiten, den Straßenverkehr für schwächere Verkehrsteilnehmer, vor allem ältere oder sehr junge Menschen, sicherer zu gestalten. Die Verwaltung hat die Möglichkeit, die richtigen Stellschrauben zu drehen. Mit den Entscheidungen, die wir hier im Amt treffen, können wir die Veränderungen anstoßen.“
Beide verbringen viel Zeit in Friedrichshain-Kreuzberg, dienstlich und privat. „Ich wäre sehr gern hierhergezogen und hatte den Suchfilter bei WG-Gesucht extra auf diesen Bezirk eingestellt“, sagt Jessica Horne. „Aber eines meiner ersten Projekte an der Prinzenstraße liegt auf meinem täglichen Arbeitsweg mit dem Rad.“
Das Berliner Mobilitätsgesetz stärkt explizit auch den Fußverkehr. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg ist der erste Bezirk der für die Belange des Fußverkehrs neue Mitarbeiter*innen eingestellt hat. „Bislang rangierte der Fußverkehr bei Planungen ja immer unter ferner liefen“, sagt Felix Kroße. Das soll sich nun ändern.
Die beiden Kolleg*innen wollen das Queren von Straßen für Fußgänger*innen sicherer und einfacher gestalten, etwa durch Mittelinseln und Gehwegvorstreckungen. Gehwegvorstreckungen sind ein praktisches Mittel, um die Einsicht in Kreuzungsbereiche zu verbessern und das regelwidrige Parken in Einmündungsbereichen zu verhindern. Ein besonderes Augenmerk legen sie dabei auf Kinder und Jugendliche, von denen in unserem Bezirk viele zu Fuß im Straßenverkehr unterwegs sind. Auch Barrierefreiheit spielt eine große Rolle. Das Vorhandensein von Bordsteinabsenkungen bei Querungen oder Bushaltestellen ist vor allem für Menschen entscheidend, die mit einem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen unterwegs sind. An einigen Stellen fehlen Absenkungen bislang noch.
Für ihre Planungsarbeit sind die beiden viel in den Kiezen unterwegs und schauen sich die Beschilderung und die Infrastruktur und deren Nutzung an unterschiedlichen Wochentagen und zu verschiedenen Tageszeiten an. „Wir müssen ja einen möglichst genauen Einblick in die Verkehrssituation und die Nutzung vor Ort haben“, erklärt Jessica Horne.
Wichtig ist beiden Fußverkehrsplaner*innen, dass sie im neuen Mobilitätswende-Team natürlich die unterschiedlichen Verkehrsarten gemeinsam denken und entsprechend planen, damit die Konzepte stimmig sind.
Felix Kroße setzt als erste Maßnahme die von der BVV beschlossene Schulstraße vor der Hunsrück-Grundschule in der Manteuffelstraße um. Dort ist der Abschnitt vor der Schule künftig in den Zeitfenstern von Schulbeginn und Schulschluss für den Kfz-Verkehr gesperrt werden – um Elterntaxis einzudämmen. „Aktuell überlegen wir, wie wir das genau umsetzen und welche Art von Sperrung am sinnvollsten ist.“
Auch die neuen Fußgänger*innenzonen im Bezirk beschäftigen die beiden Kolleg*innen. Gemeinsam mit der TU Berlin organisieren sie die Bürger*innenbeteiligung darüber, wie die Straßenabschnitte der Fußgänger*innenzonen künftig gestaltet werden sollen. Sicher werden in der Zukunft auch noch die Planungen für weitere Fußgänger*innenzonen hinzukommen.
Sobald auch in den anderen Bezirken Fußverkehrsplaner*innen eingestellt sind, wollen sich die beiden mit ihren Pendants in den anderen Ämtern vernetzen, um den Straßenverkehr in Berlin für Fußgänger*innen sicher zu gestalten. Denn Felix Kroße ist sich sicher: „Das goldene Zeitalter des Autos ist vorbei. Entsprechend muss die Stadt nun umgestaltet werden.“