Tier des Monats: der Waldkauz

Waldkauzfamilie im Volkspark Friedrichshain

Waldkauzfamilie im Volkspark Friedrichshain

Ungeübte Wildtierbeobachter*innen kriegen die Waldkäuze und ihre Jungen im Alltag nicht so zu sehen, wie im obigen Foto, das im Volkspark Friedrichshain entstanden ist. Doch auch, wenn wir sie nicht entdecken, sind sie da – auch mitten in der Stadt.

Solange der Waldkauz ungestört bleibt, verträgt er direkte Nähe zu Menschen gut. Damit das auch bei uns so bleibt, teilen wir genaue Brutplätze aus Schutzgründen lieber nicht mit. Wir setzen uns in unserem Bezirk sehr dafür ein, jeden alten Baum als Lebenraum zu erhalten. Waldkäuze verteidigen aktiv ihre Nisthöhle und können dabei auch Menschen attackieren.
In der Stadt ist der Waldkauz in Parkanlagen und Friedhöfen häufig anzutreffen. Er lebt sonst in Laub- und Mischwäldern, Heiden und Feldern, Alleen und Gärten mit altem Baumbestand und auch offenen Flächen. Als Standvogel bleibt er sein Leben lang im gleichen Revier, bis zu 15 Jahre.

Waldkäuze sind monogam lebende Vögel. Unsere Friedrichshainer Waldkauzfamilie im Volkspark ist besonders: Denn das dort ansässige Waldkauzmännchen hatte seine Frau im letzten Jahr verloren.
Doch, wie Wildtierfotograf und Hobbyornithologe Tim Horntrich berichtet und dokumentiert, hat der Kauz nun eine neue Partnerin gefunden hat und mit ihr gemeinsam eine zweite Familie gegründet.

Aktuell leben in Berlin schätzungsweise 60 bis 80 Brutpaare. Für viele Bereiche fehlen genaue Zahlen. Der NABU Berlin bittet daher die Berliner*innen um Mithilfe und Meldung von Beobachtungen der kleinen Eulen.

Dieser mittelgroße Kauz hat eine kompakte Gestalt, einen großen, runden Kopf und große, schwarze Augen. Das Gefieder ist grau bis rotbraun mit einem wechselhaften Muster aus dunklen Längsstreifen und schwächeren Querstreifen. Waldkäuze haben eine Größe von 35 bis 40 Zentimetern, eine Flügellänge von 26 bis 29 Zentimetern, eine Schnabellänge von 3 Zentimetern und ein Gewicht von 310 bis 600 Gramm.

Der Waldkauz ist die häufigste der zehn Eulenarten, die in Deutschland brüten. Sein gesamtes Verbreitungsgebiet ist allerdings deutlich größer – fast flächendeckend besiedelt er Europa, Teile Westsibiriens, der Türkei, des Irans, das Atlasgebirge in Nordafrika, den Libanon und Israel. Mit 43.000 bis 75.000 Brutpaaren sind die Bestände in Deutschland für den Erhalt der Art besonders bedeutend, der Erhalt seiner Lebensräume also besonders wichtig.

Lautlose Nachtjäger und verräterische Gewölle

Was Eulen besonders macht, ist ihre Fähigkeit ohne Geräusche zu fliegen. Sie gehören zu den wenigen Vögeln, die nachts jagen. Dabei haben sie ein so gutes Gehör, dass sie auch hoch oben im Baum sitzend eine Maus durch das Gras rascheln hören. Ihre Gesichtsmaske aus ganz weichen dichten Federkränzen, die trichterförmig die Augen einrahmen überträgt Geräusche gebündelt und schallverstärkt in die versteckten Ohren. In der Dämmerung beginnt der geräuschlos fliegende gut sehende Waldkauz seine Suche nach Nagetieren und kleineren Vögeln, die er regelrecht von den Ästen pflückt, während sie schlafen. Beutetiere können meist nicht schnell genug flüchten, weil sie die Eulen im Anflug nicht hören können.

Mit der Beute zwischen den Fängen fliegen die Käuze zu ihrem Ruheplatz, wo sie ihren Fang mit Haut und Haar verspeisen. Alles, was sie nicht verdauen können, würgen die Vögel später wieder aus – zum Beispiel Fell und Knochen. Die unverdaulichen Nahrungsreste nennt man “Gewölle”. Für Vogelkundler*innen sind sie sehr aufschlussreich, denn sie können genau erkennen, was die Eule gefressen hat.

Die Waldkäuze sind an ihrem „Schauer“-Ruf leicht zu erkennen. Zusätzlich verständigen sie sich auch über ein „ku-witt“ als Kontaktruf.

Tier des Monats: der Waldkauz

Ästlinge

Nach vier Wochen Brutzeit kommen die kleinen Käuze auf die Welt – und werden schnell und noch flugunfähig übermütig: Sie platschen von der Höhle hoch oben am Baumstamm ziemlich unsanft auf den Boden. Dort rappeln sie sich aber schnell wieder auf und erkunden ihre Umgebung. An einer rauen Baumrinde oder einem Busch klettern sie dann wieder nach oben und suchen sich einen Ast, wo sie sich weiterhin von Mama und Papa füttern lassen.
Die Jungtiere von Waldkäuzen, die „Ästlinge“ heißen so, weil sie zwar die Nester schon verlassen haben, aber auf Ästen sitzend weiterhin versorgt werden. Unsere im Vorfrühling geborenen Friedrichshainer Waldkauz-Ästlinge sind wahre Frühaufsteher und lernen nun das Jagen im Revier. Der Volkspark eignet sich dafür sehr, da sich freie Flächen mit altem dichten Baumbestand abwechseln. Wir Friedrichshain-Kreuzberger profitieren genauso wie die Waldkäuze: Sie haben ihr Jagdverhalten an die Großstadt angepasst, jagen vorrangig Ratten und tragen dazu bei, deren Population im Volkspark und Umgebung im Gleichgewicht zu halten.

Der Waldkauz hat sich längst an die Nähe des Menschen gewöhnt, ruft aber bei uns immer noch Erstaunen hervor – wenn die nächtlichen Rufe erklingen oder der Bettelruf junger Waldkäuze auf den Ästen der Bäume vorübergehenden Passant*innen das Herz zerreißt. Aus Gründen des Artenschutzes gilt vor allem: Abstand halten (was ja sowieso die Devise der Stunde ist, auch unter Menschen) und die Waldkäuze nicht stören.

- Katja Frenz, Umweltbildung

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