Fachaustausch zur Situation am Marheinekeplatz
Bild: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Auf Einladung des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters und Stadtrats für Arbeit, Bürgerdienste, Gesundheit und Soziales Knut Mildner-Spindler fand am Donnerstag, den 20. August, von 10 bis 12 Uhr ein Fachaustausch zur Situation am Marheinekeplatz statt.
Ausgangspunkt für den Fachaustausch war eine für März geplante und coronabedingt abgesagte Veranstaltung sowie eine Häufung von Bürgeranfragen und Beschwerden rund um die Situation am Marheinekeplatz. Diese Situation ist kein Alleinstellungsmerkmal – von vielen Orten im Bezirk gibt es Hinweise auf Verwahrlosungstendenzen, so dass eine Gesamtbetrachtung und Entwicklung übertragbarer Lösungsmöglichkeiten notwendig erscheint. Zur eingangs von Herrn Mildner-Spindler dargestellten Ausgangssituation gehört auch, dass es eine hohe Toleranz im Bezirk gegenüber auf der Straße lebenden Menschen gibt und eine hohe Bereitschaft der Anwohnendenschaft, im Rahmen einer Initiative oder eines Vereins Unterstützung beispielsweise in Form alternativer Aufenthaltsmöglichkeiten anzubieten.
Der Einladung des stellvertretenden Bürgermeisters folgten insgesamt 22 Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung – Ordnungsamt, Straßen- und Grünflächenamt, Gesundheitsamt, Suchthilfekoordination, Amt für Soziales -, des zuständigen Polizeiabschnitts 52, der Berliner Stadtmission sowie des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte mit ihrer Beratung für obdachlose Menschen. Weiterhin der Pfarrer der Kirche Heilig Kreuz Mission, Streetworker von Gangway sowie Vertreter*innen von Substitutionspraxen, des Stadtteilausschusses Kreuzberg sowie der Bürgerinitiative Marheinekeplatz.
Diese „bunte Berliner Mischung“ traf sich im Rathaus Kreuzberg mit pandemiebedingt gebührendem Abstand und tauschte sich zur aktuellen Situation, schwerpunktmäßig in Hinblick auf wohnungslose Menschen sowie den Konsum von illegalen Drogen, aus. Als Problemelemente der aktuellen Situation wurden aus Sicht der Anwesenden aufgezählt: Verelendung des Platzes, Lärm – auch von Feiernden, auch in den Abend- und Nachtstunden -, offener Drogenhandel/ -konsum, Campieren auf dem Platz, Vermüllung insbesondere des Mittelstreifens am U-Bhf. Gneisenaustr., „wildpinkeln“ und öffentliche Verunreinigung, da eine öffentliche Toilette am Platz fehlt sowie Belästigung von Passant*innen.
Im Laufe des Austausches wurden die Beiträge der vor Ort tätigen Akteur*innen gegenseitig transparent gemacht: so sind Streetworker mit aufsuchender Straßensozialarbeit wöchentlich am Platz und es konnten bereits etwa zehn obdachlose Menschen in weiterführende Hilfen vermittelt werden. Die Parkläufer sind täglich mit einer niedrigschwelligen Ansprache im Kiez unterwegs. Praxen im Umfeld des Marheinekeplatzes, die eine Substitutionsbehandlung anbieten, erläutern ihr Engagement, Beeinträchtigungen im Umfeld zu vermeiden: eine sozialraumverträgliche Sicherung des Umfelds erfolgt durch einen Sicherungsdienst sowie Praxisregeln/Hausordnung. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass die nächste Möglichkeit zum Ausruhen für physisch angeschlagene Personen die Bänke auf dem Marheinekeplatz sind. Die Stadtmission hat während des Corona-Lockdowns täglich 60 bis 100 Menschen mit Essen versorgt. Die Kirchengemeinde ist bereits seit 30 Jahren in der Obdachlosenarbeit aktiv, wenn das Campieren auf dem Kirchengelände geduldet wird, dann unter Vermeidung dauerhafter Aufbauten und dem Achten auf Sauberkeit.
Im weiteren Verlauf wurden mögliche Handlungsperspektiven diskutiert: wie die Reinigung verbessert werden kann, auch dort wo Menschen campieren, wie die Straßensozialarbeit besser koordiniert werden kann. Die Abstimmungen zur Umsetzung erster Maßnahmen zur Verbesserung der Situation laufen derzeit. Aus Sicht der Kirchengemeinde sollten Regeln für das Zusammenleben im öffentlichen Raum klar kommuniziert werden. Alle Anwesenden stellen sich dem schwierigen Spagat zwischen den Bedürfnissen der Menschen, die an den Rand gedrängt werden und denen von Anwohnenden und Gewerbetreibenden bzw. Rechte und Pflichten aller. Einigkeit bestand darin, dass es einen Marheinekeplatz mit Inklusion statt Verdrängung geben soll. Für eine noch zu planende, dem Infektionsschutz angemessene Bürger*innen-Veranstaltung im November wird die Kirche als Veranstaltungsort angeboten. Alle Anwesenden haben zugesichert, auf dieser Bürger*innen-Veranstaltung als Ansprechpartner*innen zur Verfügung zu stehen.
„Der Fachaustausch war sehr konstruktiv, er hat den Austausch zwischen Initiativen, beteiligten Ämtern und Behörden verstärkt und war ein guter Schritt für die weitere Erarbeitung von Problemlösungsideen.“ resümiert Knut Mildner-Spindler. „Ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Treffen!
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