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Berliner Mauer
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Der Fall der Berliner Mauer ist über 30 Jahre her. Bis heute hat die DDR ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen. Der Stadtspaziergang führt auf eine Entdeckungsreise in die Welt des einst real existierenden sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaats. Die Tour führt an 16 Orte: entlang der Karl-Marx-Allee, dem längsten Baudenkmal stalinistisch-neoklassizistischer Architektur, vorbei am Alexanderplatz, dem steingewordenen Entwurf sozialistischer Utopie bis zum Fernsehturm.
Die Tour durch die Vergangenheit Ost-Berlins startet am U-Bahnhof Magdalenenstraße im Bezirk Lichtenberg. Ausgehend von der Frankfurter Allee und mit Orientierung in Richtung des Fernsehturms beginnt die etwa fünf Kilometer lange Tour bis zum Alexanderplatz, die unterwegs beliebig an einem der unterschiedlichen U-Bahnhöfe abgekürzt werden kann.
Nach ca. 100 Metern führt die Tour nach rechts in die Ruschestraße. Dort befindet sich an der Hausnummer 103 das ehemalige Innenministerium der DDR mit der Staatssicherheitszentrale. Das Haus ist heute eine Forschungs- und Gedenkstätte und Museum, in der man neben zahlreichen Fotos und Dokumenten auch Gerätschaften betrachten kann, mit denen die Bürger der DDR überwacht wurden. Highlight ist aber das Büro des ehemaligen Stasi-Chefs Erich Mielke.
Zurück auf der Frankfurter Allee führt der Weg nach rechts den Straßenverlauf entlang bis zum Frankfurter Tor. Schon von weitem sind die beiden Turmhochhäuser zu erkennen, die wie ein künstliches Stadttor wirken. Die Kuppeln wurden denen des Deutschen und des Französischen Doms am Gendarmenmarkt nachempfunden.
Kurz hinter dem Frankfurter Tor steht auf der rechten Seite ein etwas nach hinten versetztes, vom übrigen architektonischen Stil der Straße abweichendes, flaches Gebäude. Hierbei handelt es sich um das Kino Kosmos, das ehemals größte Kino der DDR, das auch bis 1989 noch als Premierenkino genutzt wurde. Heute dient es als Veranstaltungszentrum für Konferenzen.
Ab hier eröffnet sich ein Blick auf die Karl-Marx-Allee, die ehemalige Prachtstrasse der DDR. Der bis zu 90 Meter breite Boulevard sollte der Regierung als Ort dienen, an dem unter anderen Paraden und Aufmärsche stattfanden. Gesäumt wird sie rechts und links von einer monumentalen Bebauung. Die Mehrheit der Gebäude wurde im stalinistisch-neoklassizistischen, dem sogenannten Zuckerbäckerstil der 50er Jahre errichtet. Durch ihre Bebauung sollte die Straße außerdem die Leistungsfähigkeit des Regimes repräsentieren.
Die Allee, die zunächst Große Frankfurter Straße hieß, wurde am 21. Dezember 1949, anlässlich des 70. Geburtstags von Josef Stalin, zusammen mit weiten Teilen der Frankfurter Allee, erst in Stalinallee umbenannt, bevor sie am 13. November 1961 ihren heutigen Namen erhielt.
Auf halber Strecke zum Strausberger Platz führt der Weg an zwei interessanten Einrichtungen in der Ladenfront der Häuser auf der linken Straßenseite vorbei. Zuerst wird die Karl-Marx-Buchhandlung erreicht, die in Filmen wie "Good Bye Lenin" oder "Das Leben der Anderen" zu sehen war und in der noch bis Februar 2008 die Klassiker der sozialistischen Literatur erhältlich waren.
Nur ein paar Schritte weiter, in der Hausnummer 72, befindet sich das Café Sybille, welches in seinem Inneren bis heute den Charme der damaligen Zeit bewahrt hat und in dem eine Ausstellung zur Geschichte der "Stalinallee" zu sehen ist.
Nach etwa 300 Metern ist der Strausberger Platz erreicht. Auch die Ausgänge dieses Platzes sind torartig gestaltet worden. Besonders prägnant sind hier die beiden 14geschossigen Turmhäuser auf der Westseite, die den Blick zum Alexanderplatz und somit auch schon auf die Architektur des zweiten Bauabschnitts der Straße zulassen. Auf der linken Seite befindet sich das "Haus des Kindes", das rechte heißt "Haus Berlin". Auf ihrer Westseite tragen sie jeweils eine große Inschrift. So kann man am "Haus des Kindes" ein Zitat aus Goethes Faust lesen. Darüber hinaus war der Platz aber auch einer der Ausgangspunkte für den Arbeiterstreik der zum Volksaufstand am 17. Juni 1953 führte.
Kurz nach Verlassen des Strausberger Platzes steht auf der rechten Seite ein Eckgebäude. Es handelt sich um die ehemalige Mokka-Milch-Eisbar, die insbesondere in den 80gern ein beliebter Treffpunkt der Jugend war. Auf dem Plattenbau hinter der Bar ist noch eine alte Leuchtwerbung für die tschechische Automarke Tatra zu sehen.
Daneben steht das Kino International, ein Großraumkino, welches, wie das Kosmos, bis 1989 als Premierenkino genutzt wurde. Charakteristisch ist besonders die große zur Straße hin offene Glasfront des Kinos. Heute dient es als "Klub International" als Veranstaltungsort für zahlreiche Partys.
Gegenüber wird das Ensemble durch das Café Moskau abgerundet. Das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Haus war in der DDR eines von insgesamt 7 Nationalitäten-Restaurants (u.a. Warschau, Budapest, Praha), die den Gästen einen Einblick in die kulturelle und kulinarische Welt der sozialistischen Bruderländer geben sollte. Mit Ausnahme des Café Moskau wurden alle Restaurants nach der Wende geschlossen. Über dem Schriftzug befindet sich ein Sputnik in Originalgröße, der ein Geschenk des damaligen Botschafters der UdSSR war.
Zwischen Strausberger- und Alexanderplatz verändert sich die Bebauung der Allee erneut. Nun dominieren schlichte Plattenbauten das Bild, die zwischen 1959 und 1965 im Stil der „nachgeholten Moderne“ errichtet wurden. In diesem Abschnitt der Straße befanden sich außerdem die Tribünen, auf denen die DDR Regierung die alljährlichen Paraden verfolgte. So auch die letzte zur Feier des 40jährigen Bestehens des Staates im Jahre 1989.
Nun ist es nicht mehr weit zum Alexanderplatz. An der Ecke zur Alexanderstraße ist links ein 12geschossiges, 54 Meter hohes Gebäude in Kastenform zu sehen, das gänzlich von einem bunten Fries umspannt ist. Es handelt sich um das von 1962 bis 1964 errichtete Haus des Lehrers, das heute ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Der Fries mit dem Titel "Unser Leben" zeigt Motive aus dem gesellschaftlichen Leben der DDR. Das Haus diente als Begegnungsstätte für Pädagogen und beinhaltete außerdem eine Bibliothek. Die leicht dahinter gelegene, mit einer Kuppel bedeckte Kongresshalle, gehört ebenfalls zum Komplex.
Schräg gegenüber auf der rechten Seite dominiert ein weiteres Hochhaus die Gegend. Hierbei handelt es sich um das 65 Meter hohe Haus des Reisens. Es wurde zwischen 1969 und 1971 im Zuge der sozialistischen Umgestaltung des Platzes gebaut. Früher waren hier die Hauptdirektion des Reisebüros der DDR und die Zentrale der DDR-Fluglinie "Interflug" ansässig.
Dahinter verläuft wie ein Band das 220 Meter lange, zehngeschossige Haus der Elektroindustrie. Dort befand sich zwischen 1969 und 1990 das Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik der DDR. Im Jahr 2000 wurde die Fassade des Hauses erneuert, auf der nun ein großflächiges Zitat aus dem Roman "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin aus dem Jahre 1929 zu lesen ist.
Nach dem Überqueren der Alexanderstraße ist nun der Alexanderplatz erreicht. Die beiden ältesten Gebäude des Platzes sind das Alexanderhaus und das Berolinahaus, die sich auf der linken Seite des Platzes befinden. Sie wurden 1932 fertiggestellt. Das Alexanderhaus beherbergte zu DDR Zeiten ein Warenhaus, das Berolinahaus die Verwaltung des Bezirks Mitte und ein Postamt.
In direkter Nähe zu den beiden Häusern befindet sich einer der berühmtesten Treffpunkte der Stadt, die Weltzeituhr. Die 16 Tonnen schwere Uhr wurde 1969 aufgestellt. Am Boden ist ein Steinmosaik in Form einer Windrose zu sehen. Die Uhr selbst ist ein Zylinder der alle 24 Zeitzonen der Erde darstellt. Die Namen wichtiger Städte sind eingeritzt. Dazwischen liegt der farbig abgesetzte Stundenring und oberhalb der Uhr sieht man zusätzlich eine vereinfachte Darstellung unseres Sonnensystems. Der Stundenring wird noch heute von einem umgebauten Trabantgetriebe bewegt.
In der Mitte des Platzes befindet sich der 1970 eingeweihte, farbenfrohe Brunnen der Völkerfreundschaft. Hinter dem Brunnen steht das ehemalige Centrum-Warenhaus, das heute eine Filiale der Galeria Kaufhof beherbergt. Das 1970 fertig gestellte Haus war das größte Warenhaus der DDR. Im Zuge des Umbaus verschwand leider auch die charakteristische weiße Wabenfassade, für die das Haus einst berühmt war.
In seiner Höhe nur noch vom Fernsehturm übertroffen wird das Hotel Park Inn. Das Hotel wurde zwischen 1967 und 1970 gebaut und besticht durch eine öffentliche Aussichtsterrasse auf dem Dach. Das Hotel ist 125 Meter hoch und hieß zur Zeit seiner Eröffnung "Interhotel". Zu DDR-Zeiten wurden hier bevorzugt Delegationen aus den sozialistischen Bruderstaaten untergebracht.
Zwar nicht mehr auf dem Alexanderplatz, aber dennoch alles überragend, war bereits zu DDR-Zeiten das höchste begehbare Gebäude Westeuropas, der Fernsehturm. 1964 ordnete der erste Sekretär des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht, den Bau des Turmes im Stadtzentrum an. Bis auf die Marienkirche und das Rote Rathaus wurden die übrigen Gebäude abgerissen. Der Turm ist insgesamt 368 Meter hoch und beinhaltet in der Kugel neben einer Panoramaetage auch ein sich drehendes Restaurant. Am Fernsehturm ist das Ende des Spaziergangs erreicht.
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