Ein neuer Bildungsgang mit neuen Perspektiven

Das Team hinter Zukunft im Beruf

Ein neuer Bildungsgang für Orientierungslose

Seit dem Schuljahr 2013 ist das Land Berlin um einen Bildungsgang reicher: Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung, kurz IBA, heißt das Konzept, das Schulabgängerinnen und Schulabgänger nach dem mittleren Bildungsabschluss intensiv und umfassend auf die Berufswelt vorbereitet. Denn nur wenige Jugendliche wissen nach zehn Schuljahren, welche berufliche Richtung sie einschlagen möchten, für welchen Ausbildungsplatz sie sich bewerben können oder was sie im beruflichen Alltag überhaupt erwartet. Noch schwieriger scheint die Lage für junge Menschen ohne Schulabschluss oder mit Sprachbarrieren. Sie alle finden nun einen Platz und Orientierung in den Schulen, welche die IBA anbieten, deren Hauptaugenmerk weniger auf einen Abschluss, als vielmehr auf einen Anschluss in einer Berufsausbildungsstätte gerichtet ist.

Theorie und Praxis - Die zwei Komponenten des Bildungsgangs

Mit sechs Oberstufenzentren wurde vor fünf Jahren die IBA als Schulversuch gestartet, inzwischen sind 23 Schulen berlinweit dabei – und der anfängliche „Versuch“ ist nun ein staatlich anerkannter Bildungsgang. Diese Entwicklung war nur möglich durch den Einstieg des vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekts Zukunft im Beruf (ZiB), das sich primär um die Vermittlung und Organisation der Praktikumsplätze kümmert und die Kommunikation zwischen Betrieben und Schulen leitet. Denn von den Praktika lebt das Konzept der IBA: Nur 75 Prozent der Zeit, also 30 von 40 Schulwochen, verbringen die Jugendlichen im Unterricht; die verbleibenden zehn Wochen lernen
Das Team hinter Zukunft im Beruf, Bildnachweis: Andi Weiland
sie die angewandte Arbeit in Betrieben kennen und können das theoretisch Erlernte praktisch einsetzen, üben und um eigene Erfahrungen und Eindrücke erweitern. „Das macht die Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung einzigartig: Die Praktika sind abschlussrelevanter Bestandteil des Bildungsgangs, das heißt, nur wer die Praktika erfolgreich absolviert, erhält am Ende einen Abschluss“, sagt Joachim Radatz, einer der Projektleiter von Zukunft im Beruf.

Beratungsgespräche sorgen dafür, dass die Teilnehmenden mit Ihrem Ausbildungsplatz zufrieden sind

Ein Weg, viele Perspektiven

Die IBA richtet sich an eine vielseitige Zielgruppe: Von den inzwischen rund 2000 Teilnehmenden haben etwa zwei Drittel einen Migrationshintergrund, davon wiederum rund die Hälfte stammt aus geflüchteten Familien, und mehr als 60 Prozent haben keinen Schulabschluss. „Viele Jugendliche, welche die IBA absolvieren, haben eine sonderpädagogische oder sozialpädagogische Bedarfslage oder aber ein Matching-Problem: Ihre Wunschausbildung entspricht nicht der Nachfrage und sie finden keinen Ausbildungsplatz“, erklärt Radatz. Die Herausforderung aller Beteiligten ist nun, die unterschiedlichen Wünsche, Ansprüche und Bedürfnisse gleichermaßen zu berücksichtigen.

ZiB ermöglicht auch einen Anschluss an Berufsgruppen mit akutem Fachkräftemangel

Der Schlüssel zum Erfolg

Darum ergänzt eine dritte Komponente die fachliche Ausbildung: eine pädagogische Begleitung und Betreuung der Schülerinnen und Schüler. In einem anfänglichen Orientierungsgespräch äußern die Jugendlichen ihre Interessen, Hoffnungen und persönlichen Ziele, sodass auf diese im weiteren Verlauf des Bildungsangebots individuell eingegangen werden kann. „Bestenfalls weiß am Ende des Jahres jede und jeder, welche Ausbildung folgen soll“, sagt Radatz. Die Erfolge sind tatsächlich größer als zunächst erwartet: Rund ein Viertel der Absolventinnen und Absolventen beginnen im Anschluss an das IBA-Jahr eine berufliche Ausbildung in einem Betrieb, darunter nicht wenige, die einst ohne Schulabschluss die IBA begonnen haben. Die Zielsetzungen des Projekts wurden damit nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen, sodass der ESF die Projektlaufzeit von Zukunft im Beruf nach zwei Jahren bereits verlängert hat.

Auch in städtischen Einrichtungen können Teilnehmende einen Ausbildungsplatz finden

Von der IBA sind alle begeistert

Um das Angebot an die Bedürfnisse anzupassen und dabei stetig zu verbessern, werden sowohl in den Betrieben als auch unter den Schülerinnen und Schülern Bewertungsbögen verteilt. Die Ergebnisse der Auswertung sind durchweg positiv: Die Jugendlichen schätzen den respektvollen Umgang und die persönliche Wertschätzung einer bzw. eines Jeden, die Betriebe die enge Kooperation mit den Schulen. „Interessant zu erfahren war auch, dass vielen Unternehmen die persönliche Motivation noch wichtiger als ein Schulabschluss ist“, sagt Radatz, „und um diese einschätzen zu lernen, sind Praktika unverzichtbar.“ Von einem direkten Kontakt zwischen Schulen und Betrieben profitieren zweifellos alle Seiten: Die Schülerinnen und Schüler lernen den beruflichen Alltag, potenzielle Arbeitgeber und sich selbst besser kennen, die Betriebe zukünftige Auszubildende und die Stadt Berlin verringert ihre Arbeitslosenrate – starke Zeichen für ein erfolgreiches Projekt!

  • Begünstigter
    B.I.S. e. V.

    Ansprechpartnerin
    Joachim Radatz
    Tel.: 030 21965864
    E-Mail: joachim.radatz@bisev-berlin.de

    Internetauftritt
    https://zukunftimberuf.de/

    Projektlaufzeit
    30.09.2015 – 31.08.2018

    Prioritätsachse
    C: Investitionen in Bildung, Ausbildung und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen

    Investitionspriorität
    Verringerung und Verhütung des vorzeitigen Schulabbruchs und Förderung des Zugangs zu einer hochwertigen Grund- und Sekundarbildung

    Spezifisches Ziel
    Vermittlung in Ausbildung durch Qualifizierung

    Förderinstrument 17
    (Betriebs-)pädagogische Begleitung an

    Finanzierung
    Gesamte öffentliche Mittel: 8.885.780,48 EUR
    Davon EU-Mittel: 4.442.890,24 € EUR

    EU-Programm
    Europäischer Sozialfonds (ESF)

    Online
    www.berlin.de/esf

  • Reportage Zukunft im Beruf

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