Eine Starthilfe für Startups

Kostprobe bei Team Philosoffee, Demoday 2017

Eine innovative Idee zur Schließung einer Marktlücke, ein kreatives Team, reichlich Motivation und ein unnachgiebiger Arbeitswille – doch kein Geld zur Umsetzung. So sieht die Ausgangslage vieler junger potenzieller Gründerinnen und Gründer aus, und nicht selten ist ein großes Vorhaben mit eigentlich rosiger Zukunftsaussicht schon auf der ersten Stufe der Startup-Karriereleiter aufgrund der finanziellen Belastung ins Wanken geraten. Das ist verschenktes Potenzial. An der Kostenhürde soll darum künftig keine erfolgsversprechende Innovation
mehr scheitern, dafür setzen sich Jasmin Daus und Joana Rockendorf ein. Als Leiterin bzw. Projekt-managerin widmen sich die beiden dem „Berliner Startup Stipendium“, einer umfassenden Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für kreative Köpfen mit ausgereiftem Gründungsvorhaben.

DAS „BERLINER STARTUP STIPENDIUM“ SOLL HELFEN

„Es gibt so viele junge Menschen mit tollen Ideen, die wir bei der Umsetzung ihres Vorhabens unterstützen möchten“, erklärt Daus den Ansatzpunkt des Förderungsprojekts, das im Jahr 2016 dem „Startup Incubator Berlin“, dem Gründungszentrum der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin, entsprang. Drei weitere Berliner Hochschulen, die Beuth Hochschule für Technik, die Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie die Universität der Künste, sind als Kooperationspartnerinnen beteiligt und können ebenfalls das sechs- bis maximal zwölfmonatige Stipendium an Absolventen müssen einen Abschluss, also mindestens den Bachelor, vorweisen.“ Außerdem richtet sich das „Berliner Startup Stipendium“ explizit an junge Berlinerinnen und Berliner, die bereits ein konkretes
Gründungskonzept sowie einen Prototypen erarbeitet haben, sodass sie sichtbar kurz vor dem Markteintritt stehen. Die letzte Bedingung hingegen wird nicht ganz so streng gesehen: „Eigentlich geht es um technologieorientierte Gründungsvorhaben“, konkretisiert Rockendorf, die Kostprobe bei Team Philosoffee, Demoday 2017 wissenschaftliche Ausrichtung, „doch wir betreuen auch ein Startup, das Cocktail-Eis produziert, die Innovation ist entscheidend. Aber eine Konditoreigründung beispielsweise könnten wir nicht unterstützen.“

UX-Testing - funktioniert die App so wie sie soll?

DER LANGE WEG ZUM STIPENDIUM

Wer schließlich das wertvolle Stipendium erhält und für mindestens eine Laufzeit von sechs Monaten unterstützt wird, entscheidet sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren. Zunächst müssen sich die Gründerteams jeweils um die Betreuung durch eine Professorin oder einen Professor von einer der vier beteiligten Hochschulen kümmern, derer oder dessen Entscheidung für das Mentoring gewissermaßen ein erstes Gütesiegel für das Vorhaben vergibt. Es folgt ein persönliches Gespräch mit dem Gründerzentrum der gewählten Hochschule. Dann erst kann das Bewerbungsformular ausgefüllt und zusammen mit einem bis zu zehnseitigen Exposé zur Gründungsidee an das „Startup Incubator Berlin“ geschickt werden. Anhand eines Punktesystems werden potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt und zu einem Pitch vor einer Fachjury geladen, welche wiederum die besten Teams mit dem Stipendium kürt. „Dieser Moment ist immer wieder der schönste“, bemerkt Projektleiterin Daus mit einem Lächeln, „wenn die neuen Stipendiaten von der Zusage erfahren.“

DIE FÖRDERUNG: MEHR ALS NUR EIN GELDBETRAG

18 Startups werden momentan seit Beginn der zweiten Förderungswelle im Juni 2017 unterstützt, davon wurden acht aus dem ersten „Call“ übernommen. „Nur die wenigsten sind nach sechs Monaten so weit, dass sie auf die Förderung verzichten können. Darum dürfen sie sich um eine Verlängerung von noch einmal sechs Monaten bewerben“, erklärt Daus.
Dabei profitieren maximal drei Gründerinnen und/oder Gründer innerhalb eines Teams von der finanziellen Förderung von 1.500 Euro im Monat. Der tatsächliche Umfang des Stipendiums umfasst jedoch weit mehr als das Geld: Das „Startup Incubator Berlin“ stellt mit einem Coworking-Space und Seminarräumen Arbeitsplätze mit kostenlosem WLAN-Zugang, Telefonverbindung sowie einer Teeküche zur Verfügung, die von allen Teams genutzt werden dürfen. Regelmäßige Treffen und Veranstaltungen vernetzen die Gründerinnen und Gründer untereinander, aber auch mit großen Partnerunternehmern wie Siemens, BMW oder OSRAM und ermöglichen einen ständigen Austausch sowie gegenseitige Hilfeleistung. Ein Coaching-Budget für jedes Startup-Team ermöglicht die professionelle Unterstützung durch eine fachkundige Expertin oder einen fachkundigen Experten und der Ausbau eines Werkraums für die Hardware-Produktion ist bereits in Planung.

Demoday 2017 - HWR-Präsident Andreas Zaby vor Publikum

EINE FÖRDERUNGSMÖGLICHKEIT DANK DES ESF

Das Stipendium umfasst eine vielseitige Unterstützung junger Unternehmensgründerinnen und -gründer. Um das Projekt finanzieren zu können, greift der Koordinator „Startup Incubator Berlin“ auf das Angebot vom Europäischen Sozialfonds (ESF) zurück. Der ESF kofinanziert Projekte zur Förderung von zukunftsträchtigen Innovationen, welche in mehrfacher Hinsicht den Wissenschafts- und Wirtschafts-standort Berlin nachhaltig stärken: Nicht nur erhalten junge Menschen eine Möglichkeit, ihre kreativen Vorhaben in die Tat umzusetzen, auch werden dadurch dauerhaft Arbeitsplätze geschaffen. Ziel des „Berliner Startup Stipendiums“ und somit auch der Förderung durch den ESF ist, die kreative Szene Berlins zu fördern, Startups an den Markt zu bringen und Menschen für neue Dienstleistungen und Produkte zu begeistern – und all das ist bereits innerhalb der kurzen Projektlaufzeit von nur gut einem Jahr gelungen. „Es macht Freude zu sehen, wie eine Idee wächst und sich weiterentwickelt, und wie die Teams vorankommen“, so Daus, „das zu begleiten ist einfach eine schöne Aufgabe.“

Überblick

  • Begünstigte
    HWR Berlin

    Ansprechpartnerin
    Jasmin Daus

    Internetauftritt
    http://www.startup-incubator.berlin

    Projektlaufzeit
    01.08.2016 – 31.12.2017

    Prioritätsachse
    A – Nachhaltige und hochwertige Beschäftigung

    Investitionspriorität
    a.v – Anpassung der Arbeitskräfte, Unternehmen und Unternehmer an den Wandel

    Spezifisches Ziel
    A.3 – Erhöhung der Kompetenzen von Gründungsinteressierten

    Förderinstrument
    6 – Existenzgründungen an Hochschulen

    Finanzierung
    Gesamte öffentliche Mittel:
    853.233,19 EUR

    Davon EU-Mittel
    426.616,60 EUR

    EU-Programm
    Europäischer Sozialfonds (ESF)

    Online
    www.berlin.de/strukturfonds

  • ESF Reportage über HWR Berlin

    PDF-Dokument (333.3 kB)