Im Fokus steht das Zusammensein

In der tageswerkstatt des Notdienstes für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V. bekommen Menschen, die suchtkrank waren oder sind, einen festen Rahmen. Die Maßnahme Qualifizierung und Beschäftigung der tageswerkstatt wird aus ESF-Mitteln gefördert. Die Teilnehmer/-innen lernen in dieser Maßnahme, ihren Tagesablauf zu strukturieren und werden darüber hinaus für die Arbeitswelt qualifiziert. Sie selbst können sich aussuchen, ob sie in der Kreativwerkstatt, der Tischlerei, im Garten oder der Hauswirtschaft tätig sein möchten. Spezielle Angebote gibt es für Frauen. Sie können zwischen den Modulen Hotel/Gastro, Textiles Werken und dem Kreativbereich wählen. Alle Module dauern acht Wochen.

ALLE SIND WILLKOMMEN

Die Teilnehmer/-innen sind im Schnitt zwischen 30 und 40 Jahren alt und befinden sich in einer Substitutionsbehandlung. „Voraussetzung ist eine solche Behandlung nicht. In der Regel kommen die Menschen aber erst dann zu uns, wenn sie eine solche wahrnehmen“, erklärt Antje Matthiesen, Regional- und Fachbereichsleiterin des Notdienst Berlin e.V. Sie werden dann beispielsweise aus der psychosozialen Betreuung und/oder dem betreuten Wohnen – ebenfalls Angebote des Vereins – in eine Qualifizierungsmaßnahme weitergeleitet. Dies geschieht unter anderem durch soziale Gruppen, die unmittelbar an das ESF-Projekt angebunden sind. Selbstverständlich könnten aber auch Menschen aus anderen Einrichtungen und auch von anderen Trägern teilnehmen.

DER TAGESABLAUF

„Die Maßnahme ist für acht Wochen angelegt. Diese Zeitspanne ist nicht zu lang, als dass sie die Teilnehmer/-innen überfordern könnte und dennoch lang genug, um ihnen tatsächlich etwas mitzugeben“, erklärt Matthiesen. In dieser Zeit kommen die Teilnehmer/-innen an fünf Tagen die Woche, etwa sechs Stunden am Tag. Der Start in den Tag beginnt gemeinsam. Danach gehen sie in ihr Modul. „Das Motivierende für die Teilnehmer/-innen ist sicherlich, dass ihre Produkte praktische Anwendung finden oder von ihnen genutzt werden können. Insgesamt geht es um die praktische Wissensvermittlung. In der Hauswirtschaft wird z.B. gelernt, wie man kostengünstig einkaufen kann“, so Matthiesen. Wichtig während der Maßnahme sei aber vor allem das Zusammensein, so werde Wert auf ein gemeinsames Mittagsessen und feste Pausenzeiten gelegt. Um 15 Uhr ist Feierabend. Wer danach noch weiterarbeiten möchte, kann das tun, denn wichtiges Ziel ist unter anderem, dass die Teilnehmer/-innen Eigenverantwortung übernehmen. Belohnt werden sie am Ende neben der praktischen Wissensvermittlung, dem Zuwachs an Kompetenzen und dem Abbau von Vermittlungshemmnissen auch mit einem Zertifikat.

DIE REALISIERUNG DES PROJEKTS

Ermöglicht wurde das Projekt durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). 479.000 EUR fließen aus dem ESF in das Projekt. „Mit diesen Geldern können wir projektbezogen qualifiziertes Personal sowie unsere Raum- und Materialkosten finanzieren“, erklärt Christine Loß, Controllerin des Vereins. So konnte in dieser Förderperiode erstmals – neben Arbeitsanleiter/-innen und Sozialpädagogen/-innen – eine Ergotherapeutin eingestellt werden. „Damit konnten wir unsere Kreativwerkstatt realisieren, ein Bereich, der sehr beliebt ist“, so Loß. Auch der Frauenbereich konnte mit den Geldern aufgebaut werden, da Frauen mitunter ein spezifisches Angebot, zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse, benötigen würden.

DIE ERFOLGE DES PROJEKTS

Ein Ziel des Projekts ist der Abbau von Vermittlungshemmnissen. So hätten die meisten keine Vorbildung, um auf dem Arbeitsmarkt einen Job zu bekommen. „Insofern ist es für uns auch ein Ziel, noch aktiver mit Firmen in Kontakt zu treten, um unsere Teilnehmer/-innen zumindest in ein Praktikum zu bringen“, erzählt Matthiesen. Je Modul nehmen rund acht Personen teil; im Jahr soll eine Teilnehmer/-innenzahl von ca. 300 erreicht werden. Matthiesen: „Für all diese Menschen bieten wir einen Rahmen und das Erlernen eines strukturierten Alltags – eine wichtige Voraussetzung, für ein drogenfreies Leben, um den Menschen gesellschaftliche Teilhabe, wozu auch Beschäftigung gehört, zu ermöglichen.“

Überblick

  • Begünstigter
    Notdienst für Suchtmittelgefährdete
    und -abhängige Berlin e.V.
    Genthiner Straße 48
    10785 Berlin

    Ansprechpartner
    Antje Mattiesen
    Christine Loß

    Internetauftritt
    www.notdienstberlin.de

    Projektlaufzeit
    01.11.2015 – 31.12.2017

    Prioritätsachse
    B – Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut und jeglicher Diskriminierung

    Investitionspriorität
    b.i – Aktive Inklusion, nicht zuletzt durch die Förderung der Chancengleichheit und aktiver Beteiligung, und Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit

    Spezifisches Ziel
    B1 – Stärkung der sozialen Integration und der Beschäftigungsfähigkeit von Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf am Arbeitsmarkt schulischen Bildungssystems

    Förderinstrument
    10 – Qualifizierung, Beschäftigung und sozialpädagogische Unterstützung von Drogenabhängigen/ Suchtmittelgefährdeten

    Finanzierung
    Gesamte öffentliche Mittel:
    958.000,00 EUR

    Davon EU-Mittel
    479.000,00 EUR

    EU-Programm
    Europäischer Sozialfonds (ESF)

    Online
    www.berlin.de/strukturfonds

  • ESF Reportage Notdienst

    PDF-Dokument (1.1 MB)