Workshop zum Verkehrsberuhigungskonzept Charlottenburg Nord am Tag der Städtebauförderung

Verkehrsberuhigung in Charlottenburg-Nord

„Wir nehmen viele Ideen und Anregungen mit“, resümierten Herr Horth vom Stadtentwicklungsamt und sein Kollege Herr Cote vom Straßen- und Grünflächenamt die Ergebnisse der „Zwischenpräsentation für das Verkehrsberuhigungskonzept Charlottenburg-Nord“ am Tag der Städtebauförderung. In den Saal des Jugendclubs am Halemweg waren vor allem Menschen aus dem Kiez gekommen, um mit der Gebietsbeauftragten Nadine Fehlert sowie Fachleuten des Verkehrsplanungsbüros Ramboll zu diskutieren.

Bereits am Tag der Städtebauförderung 2022 wurde der Wunsch formuliert: „Charlottenburg-Nord soll bis 2040 klimafreundlicher und verkehrssicherer werden“. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, veranstaltete damals die „Initiative für Verkehrssicherheit“ (AG Verkehr des Mieterbeirates der Gewobag) eine kleine Demonstration am Heckerdamm in der Paul-Hertz-Siedlung. Durch das Programm Nachhaltige Erneuerung bot sich dem Fachbereich Tiefbau nun die Chance, den seit Jahren bekannten Hinweisen nachzugehen. Der Bezirk beauftragte das Verkehrsplanungsbüro Ramboll mit einem Konzept, um Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung im gesamten Charlottenburger Norden zu finden.

Der Arbeitsstand dieses Konzeptes wurde nun vorgestellt. Anschließend berieten die Nachbarn mit den Fachleuten, wo nachgebessert werden könne. Dabei wurde klar, dass zur Verkehrsberuhigung auch Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf quartiersverträgliche Verkehrsmittel gehören.

Verkehrsberuhigung in Charlottenburg-Nord

Bestandsanalyse: ÖPNV, Rad-, Fuß- und Kfz-Verkehr

Im Einführungs-Vortrag durch Frau Freimuth vom Büro Ramboll wurde deutlich, dass vor allem beim Busverkehr die Berliner Vorgaben zur räumlichen Erschließung nicht eingehalten werden, denn einige Wohnblöcke sind schlecht angebunden. Zudem sind die Taktzeiten des Busses, der den Kiez gerade für Ältere erschließt, zu lang. Der Radverkehr im Kiez profitiert zwar von den vergleichsweise geringen Geschwindigkeiten in der Tempo 30-Zone, jedoch stellen die oft beidseitig parkenden Autos in den engen Straßen eine Gefahr dar, wenn sie ein- und ausparken oder plötzlich eine Tür geöffnet wird. Vor den Wohngebäuden gibt es in der Regel ausreichend Abstellmöglichkeiten.

Oft blockieren Autos auch die Übergänge für den Fußverkehr und erschweren die Sicht auf den fahrenden Verkehr. Besonders der stark befahrene Heckerdamm, aber auch Kurvensituationen, sind für Fußgänger potenziell gefährlich. Das dichte und grüne Wegenetz jenseits der Straßen ist für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, dagegen ein deutliches Plus.

Die Autobahn, die die Paul-Hertz-Siedlung von der Jungfernheide trennt, verursacht eine sehr hohe Lärmbelastung. Nicht zuletzt hier drängt die AG Verkehr seit einem Jahrzehnt auf Besserung. Das zu ändern, liege jedoch nicht im Handlungsspielraum des Bezirkes, erklärte Herr Horth vom Stadtentwicklungsamt. Doch bei der Überquerung der A111 müsse sich die Stadt stärker für Barrierefreiheit und eine zweite oberirdische Querung auf Höhe des U-Bahnhofs Jakob-Kaiser-Platz einsetzen, so die AG Verkehr.

Verkehrsberuhigung in Charlottenburg-Nord

In der Diskussion mit den Bewohnerinnen und Bewohnern

Knapp 20 Interessierte diskutierten anschließend zur Verkehrssicherheit, zum ÖPNV und zum Abbau von Barrieren. Ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, brachten dabei wichtige Perspektiven ein. Ein Vertreter der AG Verkehr verwies auf den Schleichverkehr, der sich regelmäßig durch die Paul-Hertz-Siedlung schlängelt und kaum Rücksicht auf die dortigen Schulen, Kindergärten oder Seniorenheime nimmt. Hier wurden zahlreiche Vorschläge gemacht, wie dieser verringert werden könnte. Der notwendige Wirtschaftsverkehr und Müll- oder Rettungsfahrzeuge sollten hingegen nicht eingeschränkt werden, so die einhellige Meinung in der Runde.

Vom ÖPNV sei man seit der Stilllegung des Flughafens Tegel wie abgeschnitten äußern einige Interessierte. Die geplante Busanbindung in die neu entstehende Siemensstadt sollte bald angegangen werden. Begrüßt wurde, dass beide U-Bahnhöfe nun einen Fahrstuhl hätten, jedoch fehlten an den dortigen Bushaltestellen Sitzgelegenheiten.

Die Ergebnisse dieses Tages und weitere Zuarbeiten fließen nun in die weitere Bearbeitung des Konzeptes ein. Daniel Windmüller vom Verkehrsplanungsbüro Ramboll kündigte Vorschläge für kurzfristige Maßnahmen an, bei denen es bis zur Umsetzung nicht lange dauern müsse. Bereits in Planung sind zwei neue Zebrastreifen am Heckerdamm und zwar auf Höhe des Zugangs zum Volkspark östlich vom Geitelsteig und auf Höhe der Kita östlich der Bernhard-Lichtenberg-Straße. Das Verkehrsberuhigungskonzept und seine Umsetzung wird voraussichtlich auch Thema an einem der nächsten Tage der Städtebauförderung sein.

Text: Julia Graber