Strategie für faire und sichere Mobilität in Schöneberg-Südkreuz

Blick vom Bahnhof Südkreuz nach Westen in die Ella-Barowsky-Staße

Der östliche Beginn der Ella-Barowsky-Straße am Bahnhof Südkreuz

Die Schöneberger Linse westlich des Bahnhofs Südkreuz ist seit einigen Jahren im Umbruch. Im östlichen Teil sind bereits etliche neue Wohn- und Geschäftshäuser entstanden und die Entwicklung geht weiter. Auch die Verkehrsinfrastruktur muss daher an die Veränderungen angepasst werden. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat deshalb mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung neben einem neuen Masterplan für das Gebiet auch ein Verkehrskonzept für die Schöneberger Linse und Umgebung in Auftrag gegeben, beides finanziert mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung. Am 12. November wurden das Verkehrskonzept und die darin enthaltenen Maßnahmen vor rund 60 Interessierten im Rathaus Schöneberg vorgestellt.

Eingeladen hatten die Bezirksstadträtinnen Eva Majewski – zuständig u.a. für Stadtentwicklung – und Dr. Saskia Ellenbeck – zuständig u.a. für Straßen und Grünflächen. Die Moderation übernahmen die Gebietsbeauftragten für die Nachhaltige Erneuerung vom Büro Jahn, Mack & Partner, Nadine Fehlert und Karla Blauert.

Kreisdiagramm: Ergebnisse der Bürgerbeteiligung am 24.1.24: Umweltverbund 24 %, 16 % Verkehrsberuhigung/Kiezblock

Die Veranstaltung folgte auf einen öffentlichen Workshop im Januar an gleicher Stelle, bei dem die Fachleute der Verwaltung und des beauftragten Büros VCDB zahlreiche Hinweise zum Konzept gesammelt hatten. Der Rückblick von Verkehrsplaner Thomas Mühlinghaus (VCDB) machte deutlich, dass die meisten der fast 300 Beiträge aus der Beteiligung die Themen Verkehrsberuhigung und Maßnahmen für Aufenthaltsqualität im Quartier betrafen. Aus den Beiträgen der Öffentlichkeit und der Fachleute wurde ein Leitbild für das Konzept entwickelt: „Faire und sichere Mobilität für lebenswerte Stadtquartiere“.

Dem Konzept lagen neben dem Leitbild auch bereits beschlossene Fakten aus dem Quartier zugrunde: der Mitte November beginnende und ebenfalls aus den Mitteln der Nachhaltigen Erneuerung finanzierte Umbau des 1. Abschnittes der Ella-Barowsky-Straße zur neuen Quartiersachse, die Schließung der auf Höhe der Autobahnausfahrt befindlichen Verbindungsstraße vom Sachsendamm zur Ella-Barowsky-Straße sowie die Entwicklung des Bildungscampus Schöneberger Linse auf dem Gelände der Teske-Schule und des gegenüber liegenden Areals „Baufeld 9“ als Standort für soziale Infrastruktur und Sport.

Plan des Untersuchungsgebiets Schöneberger LInse und Rote Insel

Das Untersuchungsgebiet

Um diese beiden Areale miteinander zu verknüpfen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen, soll dem Masterplan zufolge die Ella-Barowsky-Straße in diesem Bereich für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Dies soll durch einen sogenannten Modalfilter geschehen, eine variable Pollersperre, die Fahrräder, Stadtreinigung und Einsatzfahrzeuge passieren lässt, andere motorisierte Fahrzeuge jedoch abhält. Sie können vor allem den Durchgangsverkehr aus dem Gebiet heraushalten und den Verkehr im Quartier sicherer machen. Alle Grundstücke wären weiterhin in jeder Umsetzungsvariante mit dem PKW erreichbar, betonte Thomas Mühlinghaus. Dass dies funktioniert und das Ergebnis den festgelegten Zielen entsprechen wird, wurde mit den Daten aus der Verkehrszählung in verschiedenen Varianten an einem Verkehrsmodell getestet. Eine der drei Varianten wurde auf diese Weise als Vorzugsvariante herausgearbeitet.
Dr. Saskia Ellenbeck und Eva Majewski

Die Bezirksstadträtinnen Dr. Saskia Ellenbeck und Eva Majewski beim Ausblick

Die Umsetzung der konkreten Maßnahmen ist jedoch noch Gegenstand vertiefter Diskussionen mit allen Betroffenen sowie den beteiligten Ämtern und Institutionen. Nicht unumstritten ist zum Beispiel die Routenführung der derzeit ruhenden Planungen zu einer zukünftigen Radschnellverbindung (RSV) zwischen Kreuzberg und Lankwitz. Das bisher bestehende sowohl für Radfahrer als auch für Fußgänger sehr gefährliche Nadelöhr in der S-Bahn-Unterführung der Wilhelm-Kabus-Straße soll zukünftig entlastet werden, indem der Radverkehr von Norden kommend auch über die Torgauer Straße, die Gotenstraße, Vorarlberger Damm in den Priesterweg geleitet wird. Klargestellt wurde durch den Bezirk, dass die Routenentscheidung für eine RSV in einem Planfeststellungsverfahren von der Senatsverwaltung bzw der InfraVelo zu einem späteren Zeitpunkt gemacht wird und nicht in einem Quartierskonzept vorweggenommen werden kann. Der Wunsch in der Beteiligung war deutlich, dass sowohl das Südkreuz als auch das Quartier sicher mit dem Rad erreichbar sein muss.

Einige Gäste im Saal wünschten sich angesichts der anstehenden Bauarbeiten in der Ella-Barowsky-Straße eine schnelle Umsetzung einiger Maßnahmen. Die Verwaltung wird ihr Möglichstes tun, um die Bewohnerschaft vor den Auswirkungen bestmöglich zu schützen, es konnte jedoch noch keine Aussage zu Zeitplänen vorgestellt werden – das Konzept und potentielle Maßnahmen sind derzeit noch in der konzeptionellen Phase. Im Anschluss daran erfolgt die Konkretisierung mit der Erarbeitung der jeweiligen Ausführungsplanungen, der Mittelbereitstellung und der Umsetzung. Betont wurde jedoch die Bedeutung dieser abgestimmten Zielplanung, um das mittel- und langfristige Verwaltungshandeln daran zu orientieren. Denn um anfangen zu können ist es gut, wenn man weiß, wohin es gehen soll: in ein Stadtquartier mit sicheren Verkehrswegen für alle.