Haselhorst-Siemensstadt: Grundsteinlegung als Blaupause für künftige Quartiersentwicklungen

Gruppenfoto Wirtschaft und Politik

Ziehen an einem Strang: Gruppenfoto mit Wirtschaft: Cedrik Neike, Judith Wiese, Dr. Nathalie von Siemens, Dr. Roland Busch (alle Siemens) – und Politik: Olaf Scholz, Kai Wegner, Franziska Giffey, Christian Gaebler und Ute Bonde (v.l.n.r.)

Selten verursachte eine Grundsteinlegung einen so großen Medienrummel wie am 25. Juni 2024 in Spandau. Und: noch nie waren damit gleich drei Fördergebiete der Nachhaltigen Erneuerung entweder direkt (Haselhorst/Siemensstadt) oder in der Nachbarschaft (Charlottenburger Norden und Umfeld TXL) betroffen.
Sechs Jahre nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zwischen dem Land Berlin und der Siemens AG war es so weit: Die Grundsteinlegung bildete den Startschuss für die Umgestaltung des historischen Quartiers der Siemensstadt. Mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, den Berliner Senatorinnen Franziska Giffey und Ute Bonde, dem Senator für Stadtentwicklung Christian Gaebler sowie dem Spandauer Bezirksbürgermeister Frank Bewig, war viel politische Prominenz gekommen. Aber auch die gastgebende Siemens AG war durch den Vorstandsvorsitzenden Dr. Roland Busch, das Vorstandsmitglied Cedrik Neike und die Stiftungsratspräsidentin Dr. Nathalie von Siemens entsprechend dem Anlass angemessen vertreten.

Vor der Visualisierung

Vor der Visualisierung des Stadteingangsbereiches Ost: Architekt Andrew Jones, der Spandauer Bezirksbürgermeister Frank Bewig, Marina Zdravkovic (Vorsitzende der Gesamtschwerbehindertenvertretung bei Siemens) und Jörg Vocke (CEO der Siemens Real Estate).

Ungewöhnlich bei dieser Grundsteinlegung war auch die Tatsache, dass die Zeitkapsel nicht in den Boden versenkt wurde, sondern für zukünftige Genrationen in einer gläsernen Vitrine sichtbar bleiben soll. Diese wird ihren Platz im beeindruckenden Atrium des Verwaltungsgebäudes am Rohrdamm erhalten. In die Zeitkapsel wurden während der Zeremonie die Mitbringsel der Rednerinnen und Redner gestellt.

Doch was macht diese Quartiersentwicklung so besonders, dass sie von vielen an diesem Tag sogar als Blaupause für zukünftige Vorhaben bezeichnet wird? Hier werden mehrere Faktoren aufgeführt, die für das neuartige Konzept zur nachhaltigen Entwicklung des rund 125 Jahre alten Industriestandortes zu einem modernen und vielfältig genutzten Campus sprechen. Auf dem 76 Hektar großen Gelände sollen später einmal 28.000 Menschen arbeiten und 7.000 leben, 30% davon in geförderten Wohnungsbau. Dazu werden 250.000 m 2 Bestandsflächen saniert und 750.000 m 2 Geschossflächen neugebaut. Vorgesehen sind zudem Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wie Grundschule, Kitas, Jugend- und Senioreneinrichtungen sowie ein 3,5 Hektar großer Park. In einem intensiven Beteiligungsverfahren mit Info-Veranstaltungen, Ausstellungen und Workshops wurden und werden die Anwohnenden und Interessierten in die Planung – insbesondere in die infrastrukturelle – einbezogen. Über 1000 Anregungen und Hinweise kamen aus der Bevölkerung.
Mit einem durchgängigen Energiekonzept und dem größten Abwasserwärmetauscher seiner Bauart in Europa soll das Campus-Quartier klimaneutral betrieben sowie der Schwammstadt-Ansatz mit der Versickerung des Regenwassers vor Ort umgesetzt werden. Schon beim Bau wird auf Nachhaltigkeit geachtet: So entsteht gleich neben dem S-Bahnhof Siemensstadt – der 2029 wieder in den Betrieb gehen soll – das 60 Meter hohe künftige Siemens-Verwaltungsgebäude in Holzhybridbauweise. Dort, wo Abriss erforderlich ist, werden gemäß dem „Cradle to Cradle“-Prinzip u.a. Ziegelsteine wiederverwendet. Einen davon stellte Jörg Vocke, CEO der Siemens Real Estate, symbolisch in die Zeitkapsel. Zur Nachhaltigkeit gehört zudem die Ansiedlung von 80.000 Bienen, um die Biodiversität messen zu können. Die macht sich nämlich in der Zusammensetzung des von ihnen produzierten Honig bemerkbar.

Bebauungsplan

Gelungenes Beispiel für hohes Tempo bei der Schaffung des Planungsrechts: Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler legte den Bebauungsplan in die Zeitkapsel, seine Amtskollegin Franziska Giffey eine Plakette „Berliner Zukunftsort“ und Dr. Nathalie von Siemens persönliche Lebenserinnerungen ihres Urgroßvaters.

Das alles setzt einen hohen Planungsaufwand voraus. Aber auch hier will Siemens mit seiner Plattform „Xcelerator“ ein Vorreiter sein. Mit einem ganzheitlichen digitalen Zwilling sollen Planung und Betrieb nicht nur für die Gebäude, sondern auch für den ganzen Campus und für die Energieversorgung erfolgen.

Wenn alles nach Plan läuft, soll bis 2035 das Vorhaben abgeschlossen sein. Vom geschätzten Gesamtinvestitionsvolumen von 4,5 Mrd. EUR will Siemens 750 Mio. EUR selbst aufbringen. Das bedeutet es sind viele Kooperationspartner beteiligt, zum Beispiel die Wohnungsbaugesellschaften, die Versorgungsträger, private Investoren und natürlich das Land Berlin. Deshalb brachte Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler für die Zeitkapsel als zeitgeschichtliches Dokument den Bebauungsplan 5-123a mit, der den zukünftigen östlichen Stadteingangsbereich zum Campus planungsrechtlich festsetzt. Dort entstehen als erstes ein öffentlicher Informationspavillon, ein Atriumgebäude und das bereits erwähnte Hochhaus.

Als Resümee der Veranstaltung bleibt der Schlusssatz des Bundeskanzlers hängen: „Diese Grundsteinlegung macht Mut, denn sie zeigt, was wir in Deutschland schon heute schaffen können mit der Stadtplanung und beim Bau von modernen Quartieren. Die Siemensstadt bleibt auch in Zukunft, was sie seit 125 Jahren ist. Ein Ort des Aufbruchs, ein Ort der Zukunft und der Zuversicht.“