Tag der Städtebauförderung: Planungen für das Südkreuz

Nadine Fehlert notiert die Vorschläge der Besucherinnen und Besucher

Nadine Fehlert vom Büro Jahn, Mack & Partner mbB (re.), sammelt Vorschläge zur Entwicklung des Hildegard-Knef-Platzes.

Vom tristen Verkehrsknotenpunkt zum attraktiven Stadtplatz

Wie immer herrscht geschäftiges Treiben am und um den Bahnhof Südkreuz. Busse und Taxis kommen und fahren weg, Rollkoffer rattern über den Boden, nur im Café gleich am Ausgang geht es ruhiger zu. Man muss schon etwas suchen, bis man den Infostand am Tag der Städtebauförderung findet. Und genau das ist das Problem. Neben der Umgestaltung der Bahnhofsvorplätze ist die Schwierigkeit, sich auf dem Hildegard-Knef-Platz zurechtzufinden ein Thema, das an diesem Tag vor Ort diskutiert wird.

Der Bahnhof soll attraktiver für Anwohnende, Reisende und Mitarbeitende umliegender Unternehmen werden und der Hildegard-Knef-Platz zu einem urbanen Stadtplatz und zum Zentrum für das neue entstandene Quartier auf der Schöneberger Linse. Dafür unterzeichneten die DB Station&Service AG (heute DB InfraGo) und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg im Oktober 2023 eine Kooperationsvereinbarung.

Seitdem ist einiges passiert. „Wir tauschen uns regelmäßig aus, einmal im Monat gibt es eine Steuerungsrunde zwischen DB und verschiedenen Ämtern des Bezirksamtes“, erklärt Dr. Katja Rudow vom Stadtplanungsamt. „Die Kooperation funktioniert sehr gut. Es wurden zehn Handlungsfelder festgelegt, aus denen bereits Projekte hervorgingen.“ Für den künftigen Vorplatz Nord sind die Planungen weit vorangeschritten, beim Hildegard-Knef-Platz geht es erst in diesem Jahr richtig los. Im Herbst 2024 ist ein Kick-off-Treffen mit allen Beteiligten zur geplanten Umgestaltung vorgesehen, denn es gilt, viele, teils unterschiedliche Interessen zusammenzubringen.

Fahrgäste informieren sich über die Planungen

Passanten informieren sich über die Planungen im Fördergebiet.

Beide Projekte sind im Förderprogramm Nachhaltige Erneuerung angemeldet. „Natürlich brauchen wir auch die Ideen und Vorstellungen der Anwohnenden“, betont Dr. Rudow, „der Tag heute hier ist Auftakt für weitere Beteiligungsaktionen.“

Schon kurz nach halb elf kommen die ersten vorbei, studieren die Karten und Pläne, fragen nach, diskutieren, schreiben ihre Ideen auf. Da werden weitere Fahrradstellplätze und ein Fahrradparkhaus vorgeschlagen, mehr Grün gewünscht, um den Platz zu beschatten, eine bessere Koordination des Fuß- und Radverkehrs, überdachte Bushaltestellen, mehr Bänke oder Spielmöglichkeiten für Kinder. Aber auch mehr Farbe oder eine künstlerische Gestaltung stehen auf der Wunschliste. Es soll eben nicht nur ein Umsteigebahnhof sein. “Der Bahnhof soll zum Teil des Kiezes werden”, so formuliert es die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung und Facility Management, Eva Majewski, als sie alle zu einem Rundgang einlädt.

Besichtigung des ungenutzten Parkdecks

Benedict Esche (2.v.l.) erläutert im Gespräch mit Teilnehmenden des Rundganges die Visionen der Studie zur Nutzung des Parkdecks auf dem Bahnhofsdach.

Den begleitet Karla Blauert vom Büro Jahn, Mack & Partner. Das Stadtplanungsbüro unterstützt das Bezirksamt bei der Entwicklung des Fördergebiets Schöneberg-Südkreuz im Rahmen des Programms Nachhaltige Erneuerung. Erster Stopp ist am Vorplatz Nord. Auf der einen Seite Mülltonnen und abgestellte Transporter, auf der anderen Seite parken Fahrzeuge der dort stationierten Bundespolizei. „Dieser Eingang besitzt die geringste Aufenthaltsqualität, deshalb ist er auch Bestandteil eines der zehn Handlungsfelder des Kooperationsvertrages“, erklärt Karla Blauert. Man sei mit der Deutschen Bahn in der Vorplanung, um das Areal umzugestalten und attraktiver zu machen. Die Mülltonnen verschwinden in einer begrünten Einhausung. Dort, wo ein kleines Stück Grünfläche ist, sollen ein Baum gepflanzt und Bänke aufgestellt werden. Entlang des Zaunes entstehen Stellplätze für Kraftfahrzeuge und am Bahnhofseingang Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.

Visualisierung Parkdeck Nord Bahnhof Südkreuz

Visualisierung Parkdeck Nord Bahnhof Südkreuz

Dann zieht die Gruppe weiter zum Parkdeck Nord. „War schon mal jemand dort?“, will Karla Blauert wissen. Die wenigsten nicken. „Kein Wunder, es ist ja aktuell nur über Treppen zu erreichen. Aus Brandschutzgründen darf man die Fläche aktuell nicht nutzen, aber weil sie als Fluchtweg für die Fahrgäste von den Bahnsteigen dient, ist sie öffentlich zugänglich.“ Das Architekturbüro Kollektiv A hat ca. 400 Menschen rund um den Bahnhof befragt und einige Überlegungen zur Umgestaltung des bisher ungenutzten Parkdecks Nord formuliert. „Ich hoffe, dass wir künftig am schönsten Platz Berlins sind.“ Damit erntet Benedict Esche vom Architekturbüro erstmal ein paar Lacher, aber seine Visionen interessieren dann doch. „Ich kam damals im tiefsten Winter auf das Dach und habe mich sofort verliebt. Diese große, tote Brachfläche hat ein wahnsinniges Potenzial. Wir sehen dort künftig viele Grünflächen, Cafés, Dachgärten, Sportmöglichkeiten, ein kleines Restaurant, Kinderbetreuung.“ Die Vorschläge der Befragten reichen von Open Air-Kino, Livemusik, Leseräumen über Bienenstöcke, Hotel, Supermarkt bis hin zu Grillplatz und Garten. „Ich lade Sie ein, mit mir am Stand ins Gespräch zu kommen.“

Karla Blauert erklärt die Pläne der Deutschen Bahn

Karla Blauert von Jahn, Mack & Partner mbB (li.) und Dr. Katja Rudow vom Stadtplanungsamt (2.v.l.) informieren über die Pläne zur Potsdamer Stammbahn

Letzte Station ist der S-Bahnsteig. Aktuell gibt es Voruntersuchungen, inwieweit die Potsdamer Stammbahn für den Regionalverkehr reaktiviert werden kann, um den Berliner Süden und die Umgebung besser anzubinden: vom Bahnhof Griebnitzsee bis zum Potsdamer Platz mit einem Abzweig von Schöneberg über den Südring bis Ostkreuz. Der Bahnhof Südkreuz bräuchte in diesem Falle einen weiteren Bahnsteig, was in den Gesamtplanungen berücksichtigt werden müsste. Es laufen erste Studien, wie wirtschaftlich das wäre.

Doch zuerst steht die Umgestaltung des Hildegard-Knef-Platzes an. In einigen Monaten werden in einem Beteiligungsverfahren alle am Projekt Beteiligten oder davon Betroffenen zusammenkommen.

  • Entwurfsskizzen und Visualisierungen zur Nutzung des Parkdecks Nord

    PDF-Dokument (6.3 MB)
    Dokument: Kollektiv A.Architektur