Charlottenburg-Nord: Der Park mit dem U-Bahn-Ausgang

Grünzug Popitzweg im Sommer 2023 mit Sitzskulptur

Sommer 2023: Sattes Grün, blühende Pflanzen und wunderbare Sichtachsen

Beim Betrachten der Vorher-Nachher-Fotos der fast fertiggestellten “Grünverbindung Halemweg – Popitzweg” ist schwer auszumachen, dass es sich um denselben Ort handelt: Wo sich heute Möglichkeiten zur Erholung, Bewegung und Kommunikation auf den 900 Meter langen Wegen abwechseln, waren im Sommer 2018 die maroden Spielgeräte im Gestrüpp kaum noch aufzufinden, die Fußwege stellten eine Aneinanderreihung defekter Platten dar und Sitzgelegenheiten gab es wenige.

Die „übrig gebliebene Fläche“ über dem U-Bahn-Tunnel zwischen Halemweg und Siemensdamm war ein Mekka für Kaninchen und Hunde – und wurde für viele nach und nach zum Angst-Raum.

Aus diesem ist ein Park geworden, der alle Generationen anspricht. In drei Abschnitten sind hier durch das Büro Lechner Landschaftsarchitekten die Ideen der Anwohnenden in bemerkenswerter Weise umgesetzt worden. Kaum jemand wünscht sich den alten Zustand zurück. Über die Investition aus dem Förderprogramm Nachhaltige Erneuerung (insgesamt 4,4 Mio. Euro) äußern sich viele geradezu euphorisch. Die Architektenkammer Berlin würdigt ihn als „herausragendes landschaftsarchitektonisches Projekt“ und wird im März 2024 dazu eine eigene Ausstellung zeigen. Auch der letzte Bauabschnitt – mit dem Stadtplatz zwischen den beiden U-Bahn-Ausgängen – wird gelobt. Bei dessen Entstehung wurde einmal mehr offensichtlich, wie lohnend das Ringen um Zusammenarbeit zwischen vielen Akteuren ist.

Günzug vor dem Baubeginn

Sommer 2018: Trampelpfade, Gestrüpp und wenige Spielgeräte

Die BVG hatte die gesetzliche Verpflichtung, bei der Grundsanierung des Bahnhofs einen zweiten Ausgang zu bauen und gleichzeitig Barrierefreiheit herzustellen. Diese war auch ein erklärtes Ziel für den künftigen Erlebnisraum. Zudem sollte dessen Gestaltung zum denkmalgeschützten Ensemble passen, dem Klimawandel Rechnung tragen, mehr Biodiversität ermöglichen und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bewohnerschaft gerecht werden.

Es galt verschiedene Grundstückseigentümer ins Boot zu holen und besondere technische Lösungen zu finden. So kann man wegen des darunter liegenden Tunnels nur 80 cm in die Tiefe gehen, was schwierig für die Verankerung von Spielgeräten und Ballfangzäunen sowie das für das Anlegen von Regenwassermulden ist. Kompliziert war bis zum Schluss auch das laufende Umschichten von Baumaterialien und -Fahrzeugen, denn es wurde zum Teil gleichzeitig am U-Bahnhof, an Wegen und am Grünzug gearbeitet.

U-Bahnhof vor dem Bild des Widerstandskämpfers Nikolaus von Halem

Bei der Enthüllung des Wandbildes für Nikolaus von Halem am gleichnamigen U-Bahnhof am 9. November. Mit dabei: Pfr. Michael Maillard, die ehemalige Lehrerin Gabriele Neumann-Schirmbeck, Stefan Häntsch, MdA sowie Jeanette Saleh Zaki (r.) von der Wirtschaftsförderung Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die detaillierte Abstimmung zwischen dem Vorhaben der BVG und der Maßnahme zur Nachhaltigen Erneuerung hat ein überzeugendes Ergebnis geliefert. Wer hier aus der U7 aussteigt, betritt einen modernen Bahnhof in Anthrazit-Orange, der in seiner Gestaltung sehr an die Bauzeit der Linie erinnert.

Oben im Eingangsgebäude wurde am 9. November das stilisierte Abbild von Christoph Nikolaus von Halem, dem Namensgeber des Grünzugs und der anliegenden Straße enthüllt. Der mutige Jurist hatte ein Attentat auf Hitler geplant und wurde am 9. Oktober 1944 nach jahrelanger Haft in Brandenburg hingerichtet. Der U-Bahnhof Halemweg ist zugleich der Ausgangspunkt für den „Pfad der Erinnerung“, den es nun seit fünf Jahren gibt. Dieser führt zur Hinrichtungsstätte Plötzensee und ist vielen Akteuren im Stadtteil eine Herzenssache.

Eröffnung Stadtplatz 2023 mit Sitzquadern aus Cortenstahl

Das Dach des neuen zweiten Ausgangs des U-Bahnhofs bietet Schatten. Die Sitzquader aus Cortenstahl finden sich an mehreren Orten auf der Grünverbindung wieder.

Um den Bahnhof herum sind nach fünf Jahren Baugeschehen und Staub die Wege gepflastert, Fahrradständer und Bänke aufgestellt und Bäume gepflanzt. Auch sie blühen teils in Rot- und Orangetönen, passend zum Spielfeld und den künstlerisch gestalteten Sitzquadern aus Cortenstahl, die wie zufällig platziert wirken. Sie bieten jedoch ab dem Frühjahr die beste Aussicht auf den Spielplatz „Kletterwald“ und auf das Ballspielfeld, das nach dem Auftrag der letzten Schicht des Belags im Frühjahr mit einem stimmungsvollen Fest eröffnet wird.

Nach der Frostperiode werden auch die noch fehlenden orangefarbenen Boden-Tattoos aufgebracht. Damit erhält die künstlerische Brücke zwischen dem „Ost- und dem Westtor“ ihren Abschluss. Die „Grünverbindung Halemweg – Popitzweg“ ist durch die direkte Erreichbarkeit mit der U-Bahn schon jetzt zu einem beliebten Spazierweg für Menschen aus den umliegenden Stadtteilen geworden.

Aktuelles zu den Entwicklungen und zur Erinnerungskultur lesen Sie in der Winterausgabe des Magazins „CHARLIE“: Download

Grünverbindung Popitzweg-Halemweg

  • Freihaltung der Grünverbindung in den 1960er Jahren

    Freihaltung der Grünverbindung in den 1960er Jahren

  • Biodiversität am Bürgergarten

    Biodiversität und Ruheort im Bürgergarten

  • Stadtplatz Halemweg mit neuen Bäumen in der Rigole

    Junge Bäume wachsen in Regenwassermulden